Naturschutz-Aktion in Kohlkaul Refugium für heimische Orchideen

Beuel · In Beuel, genauer gesagt in Kohlkaul, gibt es noch Naturschutzgebiete, in die kaum ein Mensch seinen Fuß setzt. Denn sie liegen so versteckt, dass man nicht einfach darüber stolpert, wie über viele andere geschützte Gebiete.

 Mit Forke und Harke: Freiwillige Helfer rechen das Mahdgut auf der Feuchtwiese in Kohlkaul zusammen.

Mit Forke und Harke: Freiwillige Helfer rechen das Mahdgut auf der Feuchtwiese in Kohlkaul zusammen.

Foto: Rainer Schmidt

Zwischen der Siebengebirgsstraße in Kohlkaul und der Konrad-Adenauer-Straße in Hangelar, nahe der Bonner Stadtgrenze, auf einer ehemaligen Mülldeponie, liegen drei Feuchtwiesen, die dem Naturschutz zugeordnet sind. Kein Wanderweg führt dorthin, nur ein Trampelpfad über eine größere Wiese, auf der auch Reiter zu Hause sind.

Zum Schutz seltener Blumen suchte die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft für Samstag Helfer zur Pflege dieser Wiesen. Auf dem Programm stand das Zusammenrechen von Mahdgut und der Rückschnitt von Büschen. Felix Schroedter aus Bad Godesberg ist einer der freiwilligen Helfer, die dem Aufruf gefolgt sind.

„Wir freuen uns, hier mitmachen zu können, denn meine Frau ist große Orchideen-Spezialistin“, sagt er. Sie sind beide im Arbeitskreis für heimische Orchideen unterwegs, vorwiegend in der Eifel, und nehmen hier zum ersten Mal teil. Doch bevor sie beide im kommenden Mai die Orchideen hier wieder bewundern können, gilt es jetzt erst einmal das von Hand geschnittene Mahdgut zusammenzurechen und an die Ränder der Wiese zu transportieren.

Wiesenschaumkraut und Kuckucks-Lichtnelke

In den kleinflächig vorhandenen Pfeifengras- und Kleinseggenwiesen, benannt nach den Pflanzen die hier wachsen, gedeihen Orchideen und andere bedrohte Pflanzen, die in Bonn sonst nirgends mehr zu finden sind. Heilziest, Herbstzeitlose und Flammender Hahnenfuß fühlen sich auf den staunassen, ungedüngten Böden wohl. Wiesenschaumkraut und Kuckucks-Lichtnelke bilden im Sommer tolle Blühaspekte.

„Das breitblättrige Knabenkraut, das gefleckte Knabenkraut, die Kuckucks-Lichtnelke sowie noch einige andere Arten wachsen hier ebenfalls“, erklärt Gerrit Klosterhuis, zuständig für den praktischen Naturschutz und die Landschaftspflege bei der Biostation Bonn. Auch für Ringelnatter, Libellen, einige Vogelarten wie den Zaunkönig, seltene Schmetterlinge und andere Insekten sind die Wiesen sowie das am Rand liegende Mahdgut ein Refugium.

„Im Rahmen des Vertragsnaturschutzes mähen Landwirte die Wiesen und halten sie so offen“, berichtet Klosterhuis. Besonders sensible Bereiche mäht die Biologische Station mit Sitz auf dem Dransdorfer Berg selber und schneidet mit Unterstützung von freiwilligen Helfern, wie an diesem Samstag, auch unerwünschte Sträucher zurück.

„Nur durch eine mit dem Naturschutz abgestimmte Nutzung können die bedrohten, teilweise durch europäisches Recht geschützten Tier- und Pflanzenarten, hier überleben“, sagt er. Belohnung ist eine im Bonner Raum einzigartige Artenvielfalt, darunter mindestens 12 Arten, die auf der Roten Liste NRW, also der Liste der vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten stehen.

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