Instabile Bodenbeschaffenheit an der B 42 Riss im Untergrund gefährdet den Ennerthang in Oberkassel

Oberkassel · Der Landesbetrieb Straßenbau sichert das Gelände am alten Oberkasseler Sportplatz vor dem Abrutschen. Das Problem ist lange bekannt, deswegen wird der Hang regelmäßig begutachtet.

 Die Projektverantwortlichen vom Landesbetrieb Straßenbau NRW und Mitarbeiter der Baufirma treffen sich zur Lagesprechung.

Die Projektverantwortlichen vom Landesbetrieb Straßenbau NRW und Mitarbeiter der Baufirma treffen sich zur Lagesprechung.

Foto: Specht

Stephan Post, Umweltingenieur beim Landesbetrieb Straßen NRW, hat ein Sorgenkind an der B42 oberhalb von Oberkassel. Zwar handelt es sich nur um ein etwa 2000 Quadratmeter großes Areal, „aber das könnte Riesenprobleme verursachen“. Konkret geht es um den Hang über dem alten Sportplatz am Rauchlochweg. Dass er talwärts wandert, liegt in der Natur der Dinge und „steht unter ständiger Beobachtung“.

Daher ist jetzt aufgefallen, dass sich ein Riss bildet, durch den Wasser in den Untergrund sickert. Das wäre auch weiter nicht schlimm, wenn sich nicht tiefer liegende Erdschichten wie eine Rutschbahn auf den gesamten Hang auswirken würden. Man muss es sich so vorstellen: Regen weicht den Boden auf, das Wasser sickert ein, sammelt sich aber auf einer undurchlässigen Schicht und erzeugt Druck. Das ist die Gemengelage für einen Erdrutsch. „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“, sagt Post.

Der Riss soll sorgfältig abgedichtet werden. Dazu wird eine Folienschicht verlegt, die das Wasser über Drainagen weiter in Brunnen leitet. Anschließend verschwindet die Folie unter aufgeschüttetem Boden. Die Kosten liegen laut Landesbetrieb Straßen NRW bei rund 600.000 Euro. Start der Maßnahme ist Mitte September. Die Arbeiten dauern etwa einen Monat.

Stahlanker und Betonriegel

Schuld an der kleinen, aber kniffligen Reparatur der Natur ist das „geologische Kuddelmuddel“ am Ennert. „Wir haben hier kein solides Gestein. Vielmehr haben die Vulkane vor einigen hunderttausend Jahren alles kräftig durcheinandergeschüttelt“, erläutert Post. Durch extreme Wetter mit langen Trockenphasen und Starkregen nehme die Gefahr von Hangrutschen und Schlammlawinen zu. Schon als die B42 Anfang der 80er Jahre gebaut worden sei, sei die instabile Bodenbeschaffenheit auf dem Streckenabschnitt als Problem erkannt worden.

„Für die Trasse wurde ein breiter, tiefer Einschnitt gegraben. In der Folge geriet das Gelände am Ennerthang ins Rutschen – bis zu einem Meter pro Tag“, so Post. Der Abwärtsbewegung wurde mit rund 160 je 30 bis 50 Meter langen Stahlankern und Betonriegeln Einhalt geboten. Seit 1983 steht der Bereich – in der Fachsprache Grußrutschung genannt – unter Beobachtung. Die Felsanker haben Messeinrichtungen, die beispielsweise den Druck verorten, der an der Verankerung zerrt. Überall im Boden sind Rohrhülsen mit verschiedenen Messgeräten eingelassen, etwa für den Grundwasserstand. „Mit der Abdichtung des Risses oben am alten Sportplatz sichern wir den Halt der Bodenverdübelungen.“

Für die beauftragte Firma wird die Arbeit nicht einfach. Zumal das Gelände mitten im Naturschutzgebiet mit strengen Auflagen liegt. „Es ist eine der artenreichsten Flächen auf Bonner Stadtgebiet“, betont Post. Daher soll der neu befestigte Abhang so angelegt werden, dass auch er zum Biotop wird. „Da sind wir im ständigen Kontakt mit der biologischen Station in Bonn.“ Auf dem alten Sportplatz, der in einem aufgelassenen Steinbruch angelegt wurde, sei etwa die seltene Schlingnatter beheimatet. „Als wechselwarmes Reptil liebt sie den warmen, trockenen Hang.“

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