Krippen in Beuel Sankt Gallus besitzt die letzten Werke von Johanna Lamers-Vordermayer

KÜDINGHOVEN · Krippen in Beuel: Sankt Gallus besitzt die letzten Werke von Johanna Lamers-Vordermayer

 In der St.-Gallus-Kirche: Glanzstücke der Krippenkunst sind die Figuren der Künstlerin Johanna Lamers-Vordermayer.

In der St.-Gallus-Kirche: Glanzstücke der Krippenkunst sind die Figuren der Künstlerin Johanna Lamers-Vordermayer.

Foto: Magdalena Schmoll

Aus diesen Geschichten entstehen Hollywood-Drehbücher: Eine Frau fährt heimlich zu einem geheimen Treffpunkt. Sie erhält dort ein verbotenes Werk, versteckt es unter ihrem Mantel und übergibt es dem Empfänger - nachts, im Dunkeln, unter Lebensgefahr. Was klingt wie ein spannender Krimi, ist in den Kriegsjahren zwischen 1943 und 1945 in Küdinghoven tatsächlich passiert.

"Lisbeth Minzenbach war Gemeindemitglied im Pfarrhaus und hat sich bereit erklärt, die Krippenfiguren der Künstlerin Johanna Lamers-Vordermayer in Kleve abzuholen und nach Küdinghoven zu bringen", erklärt Krippen-Expertin Magdalena Schmoll, die sich monatelang mit den Geschichten von 14 Krippen in Beuel beschäftigte.

Ein abenteuerliches Unterfangen für die beiden Frauen. Allerdings brachte sich Lisbeth Minzenbach mit ihren Taten in Lebensgefahr. Denn das Herstellen religiöser Kunst war damals verboten. Trotzdem fuhr sie nachts von Bonn zum Niederrhein und schmuggelte die Figuren der bekannten Krippenkünstlerin Johanna Lamers-Vordermayer ins Pfarrhaus Küdinghoven. So fanden die letzten Werke der Künstlerin vor ihrem Tod 1945 den Weg in die Sankt-Gallus-Kirche.

Die Künstlerin Vordermayer galt als Krippenmeisterin, die mit ihrem individuellen Stil andere Künstler inspirierte. "Sie legte viel Wert auf ausdrucksvolle Gesten und die Beweglichkeit der Figuren", beschreibt Schmoll das Besondere. "Deshalb sind die Körper nur mit äußerster Vorsicht zu behandeln, sonst könnten die kleinen Gelenke zerstört werden."

Insgesamt zwölf Figuren bestehend aus der Heiligen Familie um Josef, Maria und Jesus, drei Hirten, eine Hirtin, drei Könige, ein Kameltreiber und ein Engel sind neben einem Ochsen und einem Esel, sechs Schafen und einem Kamel arrangiert. Vor allem den Hirten wird besondere Aufmerksamkeit beigemessen. Wie die Könige symbolisieren sie die drei Lebensalter als Jüngling, Mann und Greis. Sogar eine Hirtin, die für Jesus Botschaft an alle Frauen steht, ist dargestellt.

Bis zu 40 Zentimeter groß ragen die beweglichen Figuren, deren Köpfe, Hände und Schuhe aus Holz geschnitzt und die Körper als Drahtgestelle auf Standbrettchen fixiert sind, in die Höhe. Vor allem das Abbild von Maria hält Krippenexpertin Schmoll für ein ganz besonderes Exemplar: "Mit ihrem feinen, andächtigen Gesicht zeigt die Darstellung den ganz persönlichen und einfühlsamen Stil der Künstlerin. Es ist eine ihrer schönsten Schöpfungen."

Die Kirche, in der die Krippe nun zu besichtigen ist, wurde erstmals bereits im Jahre 1144 als "Capella Cudengouen" in einem Brief von König Konrad III. erwähnt. Einige Teile wie die beiden unteren Geschosse des romanischen Turmes aus Basaltbruchstein sind aus der damaligen Zeit bis heute erhalten geblieben.

Beueler Krippen

Wer sich einen Eindruck von den Werken der Künstlerin Johanna Lamers-Vordermayers verschaffen möchte, kann die Krippe in der Sankt-Gallus- Kirche auf der Gallusstraße 11 in Küdinghoven besichtigen.

Besondere Beueler Krippen stellt der General-Anzeiger in einer kleinen Serie rund um die Weihnachtstage bis zum Dreikönigsfest vor. In dem Buch "Weihnachtskrippen in 63 Bonner Kirchen und Kapellen" haben sich Magdalena Schmoll, Christel Diesler, Regina Schürholt und Walter Boscheinen mit Krippen in Bonn, Bad Godesberg und Beuel befasst.