Vorfall im Wald Schäferhündin beschützt Joggerin

OBERKASSEL · Ein Erlebnis der besonderen Art hatte Nikola Kisova am Dienstagmorgen: Gegen 10 Uhr joggte sie mit Hündin Luna durch den Siebengebirgswald oberhalb von Oberkassel. Plötzlich versperrte ihr ein großes Wildschwein den Weg und gab sich angriffslustig. Die dreijährige Weiße Schäferhündin erkannte, dass die Lage brenzlig war und warf sich mutig zwischen Wildschwein und Joggerin. Der Schwarzkittel suchte das Weite, verfolgt von Luna.

 Nikola Kisova zeigt der neunjährigen Feline-Johanna, wo Schäferhündin Luna das Wildschwein vertrieben hat.

Nikola Kisova zeigt der neunjährigen Feline-Johanna, wo Schäferhündin Luna das Wildschwein vertrieben hat.

Foto: HOLGER WILLCKE

"Es war ein riesiger Keiler. Da bin ich mir sicher. Er wog bestimmt 130 Kilogramm. Ich bekam Angst und versuchte, auf einen Baum zu klettern", erzählte die 19-Jährige am Mittwoch dem GA.

Revierförster Bernd Sommerhäuser vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft hält es durchaus für möglich, dass es sich bei dem Wildschwein um einen alten Keiler gehandelt haben könnte: "Wir haben so kräftige Keiler bei uns im Wald. Aber es könnte auch gut sein, dass es sich um eine schwere Bache gehandelt hat, die im Unterholz ihre Frischlinge versteckt hatte." Der Förster weiß, dass einige Bachen erst jüngst Nachwuchs bekommen haben.

"Normalerweise greifen Wildschweine keine Menschen an. Es sei denn, sie fühlen sich angegriffen und eingeengt. Weibliche Wildscheine sind sehr wehrhaft, wenn sie Junge bei sich führen", sagte der Förster und rät Wanderern und Joggern für den Fall des Wildschwein-Kontakts: "Stehen bleiben, sich unterhalten und die Wildschweine in Ruhe weiterziehen lassen."

Nikola Kisova hat das Erlebnis so zugesetzt, dass sie in nächster Zeit lieber am Rheinufer joggen wird. Die Tschechin arbeitet derzeit als Au-pair-Mädchen bei der Familie Perger in Oberkassel und betreut die neunjährige Tochter Feline-Johanna. Sie war es auch, die dem General-Anzeiger eine E-Mail geschrieben und auf den Vorfall aufmerksam gemacht hat. "Ich habe mir einfach gedacht, dass das mutige Verhalten von unserer Luna mal erwähnt werden muss", sagte die Schülerin, die nach den Sommerferien die vierte Klasse der Gottfried-Kinkel-Grundschule in Oberkassel besuchen wird.

Nikola Kisova, die erst seit einem halben Jahr in Bonn lebt, spricht schon hervorragend Deutsch. Nach ihrer Au-pair-Zeit will sie in der Bundesstadt eine Ausbildung zur Bürokauffrau beginnen. "Ich möchte gerne hier bleiben. Bonn ist eine schöne Stadt", sagt sie. "Außerdem leben einige Verwandte in Deutschland, und mein Vater hat hier oft beruflich zu tun", erklärte die sportliche Tschechin.

Und Luna hat seit ihrem mutigen Einsatz einen neuen Spitznamen: Lassie.

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