Historischer Jahrmarkt abgesagt Schausteller in Beuel lassen Fahrgeschäfte trotz Absage stehen

Beuel · Die Stadt hat die Genehmigung für den Historischen Jahrmarkt in Pützchen zurückgezogen. Durchhaltewillen zeigen die mehr als 20 Schaustellerbetriebe trotz aller Sorge: Alle Fahrgeschäfte bleiben stehen - notfalls bis Pfingsten.

 Romina Markmann und ihr Vater Hubert haben in die Vorbereitung des Historischen Jahrmarkts viel Herzblut gesteckt.

Romina Markmann und ihr Vater Hubert haben in die Vorbereitung des Historischen Jahrmarkts viel Herzblut gesteckt.

Foto: Benjamin Westhoff

Trübsal blasen ist seine Sache nicht: Hubert Markmann, Mitglied der Beueler Schausteller-Dynastie, hat sich einen Tag nach der Absage des Historischen Jahrmarkts durch die Stadt Bonn kämpferisch gegeben: „Wir lassen alle Kirmesfahrgeschäfte aufgebaut und warten, bis sich die Corona-Lage entschärft hat. Sobald wir dann die Genehmigung für den Spielbetrieb in Händen halten, werden wir den Jahrmarkt öffnen.“ Die mehr als 20 Schaustellerbetriebe sind Willens, notfalls bis Pfingsten zu warten.

„Die Unkosten für die Vorbereitungen des Jahrmarkts sind sowieso entstanden. Und da die historischen Fahrgeschäfte in absehbarer Zeit keine Kirmesplätze als Spielstandort erhalten werden, können sie in Pützchen aufgebaut bleiben“, erklärte Hubert Markmann. Für die Entscheidung der Stadt Bonn, die bereits vor Wochen erteilte Spielerlaubnis wieder zurückzunehmen, zeigten nahezu alle Beteiligten Verständnis. Allerdings stellten sich einige die Frage, warum die Stadt Bonn die Absage erst am Donnerstag um 19 Uhr mitgeteilt hat.

Dazu sagte Günter Dick, Leiter der Bürgerdienste der Stadt Bonn: „Ich habe Herrn Markmann bereits am Donnerstagvormittag darüber informiert, dass der Jahrmarkt auf dem Prüfstand steht und es bezüglich der Eröffnung nicht gut aussieht. Nach Abschluss der Prüfung habe ich ihn am späten Nachmittag schweren Herzens über die Absage informiert.“ Gefragt nach den Argumenten für die Absage erklärte Dick, dass vor allem der geringe Abstand zwischen den Gästen ausschlaggebend gewesen sei. Außerdem betonte Dick, die Stadt habe zuerst den Erlass der NRW-Landesregierung, wonach Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen abzusagen sind, abgearbeitet. Danach habe man kleinere Events überprüft.

Dass in der Vorbereitung des Historischen Jahrmarkts viel Herzblut und Emotionen stecken, war Schausteller Hubert Markmann anzumerken. Den Medienvertretern spielte er auf der historischen Kirmesorgel das ausgesuchte Lied für die Eröffnungsveranstaltung vor: „Die Millionen des Harlekins“ – als das Lied abgespielt war, liefen Markmann die Tränen über die Wangen. „Diese Veranstaltung ist einmalig auf der Welt. Wir haben viele Wochen Planung und Arbeit sowie 100 000 Euro investiert. Und jetzt das“, stöhnte er.

Tochter Romina, Beuels Wäscherprinzessin der Karnevalssession 2020, und Bruder Marcel sind ebenfalls frustriert. „Es gibt nicht nur diese traurige Nachricht. Wir haben auch die fünf nächsten Kirmesplätze wegen Absage der Veranstaltung verloren. Ich weiß momentan nicht, wann wir in diesem Jahr mit dem Geldverdienen beginnen können“, sagte Romina Markmann, die sich im Unternehmen um die Buchhaltung kümmert.

Auch andere Schaustellerbetriebe sind hart getroffen: Toni Schleifer aus Zülpich, der mit fünf Ausstellungsstücken in Pützchen vertreten ist, kassiert eine Platzabsage nach der anderen. Die Beueler Schaustellerfamilie Barth hat es laut Hubert Markmann auch hart getroffen: „Mein Kollege ist mit dem Fünfer-Looping nach Hamburg zum Frühjahrsdom gefahren. Während des Aufbaus hat er von der Absage erfahren. Die Achterbahn hätte dort fünf Wochen fahren sollen. Das ist ein riesiger finanzieller Verlust.“

Markmann und seine Kollegen wollen den Mut nicht verlieren und hoffen auf eine baldige Besserung der Corona-Lage: „Irgendwann wird sich das Leben wieder normalisieren. Bis dahin müssen wir es schaffen, alle gesund zu bleiben.“

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