Veranstaltungen am Beueler Rheinufer Schiffer-Verein wehrt sich gegen Proteste
Beuel · In einigen Beueler Traditionsvereinen herrscht seit wenigen Tagen Unruhe. Anlass ist die Gründung einer Bürgerinitiative, die gegen die seit Jahren zunehmende Anzahl von Veranstaltungen am Rheinufer protestiert. Der Schiffer-Verein hat jetzt als erster Verein eine Gegeninitiative gestartet, 270 Unterschriften gesammelt und sie an Bonns Oberbürgermeister geschickt.
Als Traditionsverein sorgen sich die Schiffer, dass die Stadt eventuell künftig weniger Veranstaltungen an der Promenade zulässt. Die Initiative hatte sich bei der Stadt Bonn und bei der Bezirksregierung Köln über die starke Zunahme von Open-Air-Veranstaltungen am Beueler Rheinufer zwischen Kennedybrücke und Rondell beschwert. "Als Schiffer-Verein haben wir volles Verständnis für die Interessen der Bewohner des Beueler Rheinufers, hoffen jedoch darauf, dass diese auch Verständnis für die Belange der Beueler Vereine haben, die sich zum Ziel gesetzt haben, das im Stadtgebiet einmalige Wir-Gefühl weiter zu stärken", so der Vereinsvorsitzende, Käpt'n Reiner Burgunder. "Als Schiffer-Verein gehören wir in die Mitte von Beuel, und unsere Heimat und unser Ursprungsort ist der Rheinstrom mit seinem Ufer".
Seit mehr als 30 Jahren organisiert der Schiffer-Verein zum Beispiel das Promenadenfest, dass am Beueler Rheinufer gefeiert wird. "Dort trifft sich Ende August eines jeden Jahres alles, was in Beuel Rang und Namen hat, um sich zwei Tage zu freuen und die Ziele des Vereins finanziell zu unterstützen. Es ist kein Mittel zum Selbstzweck. Ziel ist nicht das eigene Vergnügen oder die Nachbarschaft zu beeinträchtigen, sondern dem Verein den finanziellen Rahmen zu geben, positive Impulse für das Gemeinschaftsleben in Beuel zu setzen und zum Beispiel Seniorenfahrten zu organisieren und Kranken- und Totenbegleitung zu ermöglichen", sagte Vorstandsmitglied Werner Müller. Dieses Fest wird von mehr als 40 ehrenamtlichen Helfern vorbereitet, durchgeführt und abgewickelt.
Das Veranstaltungsgelände am Rheinufer werde vor, während und nach dem Promenadenfest vom Schiffer-Verein gereinigt. "Glasbruch ist, ebenso wie das Trennen des Abfalles, bei uns kein Thema. Wir stellen ausreichend Toiletten zur Verfügung, die auch von den Spaziergängern angenommen werden", so Müller. Außerdem halte man sich an die von der Stadt vorgegebenen Lautstärkewerte bei Musikdarbietungen.
"Wir nutzen ausschließlich die Promenade und nicht den Kinderspielplatz oder die Parkanlagen, so dass ein ausreichender Abstand zur Wohnbebauung eingehalten wird und die Parkanlagen nicht beschädigt werden", betonte Burgunder, der daran erinnert, dass der Verein vor dem Promenadenfest die Stadt, die Polizei und auch die Anwohner der Rheinaustraße schriftlich über das Fest informiert und einen Ansprechpartner mit Telefonnummer benennt. "Wir unterstützen die Stadt in ihren Bemühungen, partnerschaftlich eine gerechte Güteabwägung zwischen den berechtigten Interessen der am Rhein Wohnenden und dem wohlverstandenen Freizeitaktivitäten von Privatpersonen und Vereinen vorzunehmen", so Burgunder weiter.
Der Schiffer-Verein genießt Akzeptanz und Wertschätzung in den Institutionen sowie in der Bevölkerung. Ex-Bezirksbürgermeister Wolfgang Hürter (SPD) hat einmal gesagt: "Der Schiffer-Verein ist in Beuel eine Institution ,und gäbe es diesen Verein nicht, so müsste er erfunden werden." Burgunder hofft, dass der Verein trotz der Gründung der Bürgerinitiative Rheinaustraße weiterhin von dieser Welle der Zustimmung getragen wird: "Ohne die finanzielle Ausstattung aus unseren Veranstaltungen wäre die Arbeit des Vereins für die Gemeinschaft gefährdet."
Beueler Schiffer-Verein
Der Schiffer-Verein ist der älteste, mitgliedstärkste Beueler Traditionsverein. Er wurde vor 150 Jahren als Solidargemeinschaft gegründet, die in der Art einer rheinischen Bruderschaft in Not Geratenen hilft. Heute pflegt der Verein die Beueler Tradition, unterstützt neu Hinzugezogene, kümmert sich um kranke und alte Menschen. Der Schiffer-Verein veranstaltet jährlich: Empfang der Wäscherprinzessin am Beueler Rheinufer, Anhissen der Fahnen, Flaggen und Wimpel am Schiffermast, die Mitgliederversammlung, eine Frühjahrs- und Herbstwanderung, eine Seniorenfahrt, das Promenadenfest, eine Schiffstour, die Nikolausfeier mit Kindern auf dem Fährbötchen "Rheinnixe", eine Mundartmesse am Beueler Rheinufer sowie die Nikolausmesse zu Ehren des Schutzpatrons und einen Segeltörn mit der Vereinsjugend.
Reaktion der Gewerbe-Gemeinschaft
Die Gewerbe-Gemeinschaft Beuel (GGB) zeigt Verständnis für den Unmut der Rhein-Anrainer. Mehr als 30 Veranstaltungen im Jahr am Rheinufer sei viel. Allerdings, so die GGB, sei die Kritik pauschal und undifferenziert. "Veranstaltungen wie das Promenadenfest, das Blumenfest und das Bürgerfest sind in aller Regel spätestens um 20 Uhr beendet. Sie sind auch nicht lärmintensiv", erklärte GGB-Vorsitzender Paul Ahrens. Er lehnt es deshalb ab, dass diese und andere Traditionsveranstaltungen auf Druck der Anwohner abgeschafft oder verlegt werden. Diese Feste würden von der Bevölkerung sehr gut angenommen und sprächen alle Bevölkerungsschichten in Bonn und Beuel an. Die GGB spricht sich deshalb dafür aus, auch künftig ein- und zweitägige Veranstaltungen am Beueler Rheinufer durchzuführen.