„Tapfer bis in den Tod“ Sebastianus-Schützen waren einst eine Leibgarde

Küdinghoven · Leib und Leben gaben die Sankt-Sebastianus-Schützen in Küdinghoven einst für Heinrich von Löwenburg. In diesem Jahr feiern sie 690-jähriges Bestehen.

 Brudermeister Alexander Gierlich freut sich auf das Fest zum 690-jährigen Bestehen der St.-Sebastianus-Bruderschaft Küdinghoven.

Brudermeister Alexander Gierlich freut sich auf das Fest zum 690-jährigen Bestehen der St.-Sebastianus-Bruderschaft Küdinghoven.

Foto: Benjamin Westhoff

Mutig, treuergeben und tapfer bis in den Tod: Leib und Leben vertraute Heinrich von Löwenburg seinen zwölf „Kogelschützen“ aus Küdinghoven an, wenn er durch das Land zog, um seine Besitztümer zu inspizieren. Das Amt Löwenburg umfasste damals Honnef, Ober- und Niederdollendorf, Römlinghoven, Holtorf, Oberkassel, Ramersdorf, Küdinghoven, Limperich, Beuel, Rheidt, Sieglar, Niederkassel, Overath, Aldenrath und Rodenkirchen. 1333 formierte Heinrich diese Truppe mutiger Söldner als Ehrengarde, die ihm – ausgerüstet mit Hirschfänger und Armbrust - ein sicheres Geleit garantierten. Sie mussten Nachtwachen halten, Ausschreitungen verhindern und dafür sorgen, dass Aufrührer in Arrest kamen. Die Kogelschützen, deren Name sich übrigens von ihrer charakteristischen Kopfbedeckung ableitet, waren seine die Schutz- und Ehrenwache zugleich.

Aus dieser Truppe entstand später die St-Sebastianus-Bruderschaft Küdinghoven, deren Geschichte somit bis ins 14. Jahrhundert reicht. In diesem Jahr feiert die Bruderschaft ihr 690-jähriges Bestehen – und ist damit wohl einer der ältesten Vereine in Bonn. Für Brudermeister Alexander Gierlich Grund genug, die Geschichte der Sebastianer einmal genauer zu erkunden.

Schützen im „Ortsdienst“

Als 1472 das Amt Löwenburg an Herzog Wilhelm II. von Jülich-Berg übertragen wurde, übernahm dieser die Kogelschützen und ließ sich fortan ebenfalls von ihnen begleiten. Im 16. Jahrhundert wurden die Schützen zudem im „Ortsdienst“ eingesetzt und waren als Flur- und Feldschützen in der Gemeinde tätig. Mit Beginn des 30-jährigen Kriegs wurde die Truppe mit Degen und Feuerwaffen ausgestattet, um im Ernstfall die Kirche und das Land zu verteidigen. Tag für Tag musste ein Schütze im Turm der Kirche Wache halten, um beim Anmarsch feindlicher Truppen frühzeitig per Hornsignal zu warnen. In dieser Zeit hatte sich die Truppe bereits den heiligen Sebastian als Schutzpatron ausgesucht.

1871 wurde aus den Kogelschützen schließlich die Schützengilde und nach dem Ersten Weltkrieg der Kriegerverein. Anfangs konnten nur Männer beitreten, die am Krieg teilgenommen hatten. Später waren alle (männlichen) Bewohner des Orts willkommen, auch die ohne Militärerfahrung. 1927 wurde offiziell aus dem Kriegerverein die St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft. Erstmals fand dann an Christi Himmelfahrt ein Königsschießen statt. Wer am Wettbewerb teilnehmen wollte, der musste drei Reichsmark Startgeld bezahlen. Den ersten Vogel schoss der damalige Brudermeister Ferdinand Arenz ab.

Im Zweiten Weltkrieg ruhten die Aktivitäten

Während des Zweiten Weltkrieges ruhten die Aktivitäten und erst 1952 entschieden einige Schützen, das Vereinsleben wieder neu zu beleben. Zwar waren die Gewehre nicht mehr vorhanden, dafür hatten Fahne und Königskette den Krieg unbeschadet überstanden. Nachdem ein neuer Schießplatz errichtet worden war, holte Franz Krahe am 30. Mai 1957 erstmals nach Kriegsende wieder einen Vogel von der Stange. Ein Jahr später fand dann das erste Königsschießen am neuen Schießstand statt. Am 26. Mai 1958 fand wieder ein Schützenfest im Ort statt, zu dem viele auswärtige Bruderschaften nach Küdinghoven kamen.

In den 1970er, 1980er und 1990er Jahren überstand der Vereine einige Turbulenzen. Seit 2012 gibt es jedoch wieder das traditionelle Königsschießen. Damit war der Grundstein für das zukünftige Vereinsleben gelegt. Heute gehört die Mischung aus geselligem Beisammensein und sportlichen Wettbewerb zum Dorfleben dazu. 2013 stellten die Küdinghovener den Bezirkskönig und 2016 die Bezirksbambiniprinzessin. Im vergangenen Jahr fanden erstmals nach der Pandemie wieder Preisvogelschießen und Biwak auf dem Dorfplatz statt. Diese Tradition wollen die Grünröcke in diesem Jahr fortsetzen.

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