Diskussion über möglichen Standort Seilbahn-Station spaltet Politik und Verwaltung in Bonn

Bonn · Wo soll auf der rechten Rheinseite die Station für die geplante Seilbahn gebaut werden? Diese Frage spaltet derzeit sowohl die betroffenen Bürgervereine als auch Politik und Stadtverwaltung.

 Grünzug am Telekom-Campus: Die Stadt Bonn schlägt als Fläche für die Seilbahn-Station die hintere, südliche Wiese zwischen DB- und Stadtbahnstrecke vor.

Grünzug am Telekom-Campus: Die Stadt Bonn schlägt als Fläche für die Seilbahn-Station die hintere, südliche Wiese zwischen DB- und Stadtbahnstrecke vor.

Foto: Benjamin Westhoff

In der Juni-Sitzung der Bezirksvertretung Beuel überraschte das Stadtplanungsamt mit der Nachricht, dass die Stadt Bonn derzeit eine Seilbahnstation am Schießbergweg bevorzuge – genauer gesagt auf der großen Grünfläche zwischen dem Telekom-Gelände und der Straße Im Alten Wingert. Dieses Areal habe sich im Zuge einer Machbarkeitsstudie gegenüber einer möglichen Station am U-Bahnhof Ramersdorf durchgesetzt. Verkehrsplaner Dirk Delpho erläuterte die angeblichen Vorteile: „Wegen der Nähe zur Stadtbahnlinie 62 und dem geplanten Haltepunkt der S13 nahe der Telekom können viel mehr Fahrgäste am Schießbergweg in die Seilbahn umsteigen als am U-Bahnhof Ramersdorf – und zwar bis zu 3500 Pendler pro Tag.“

Diese Aussage überraschte einige Politiker sehr. War man doch bislang davon ausgegangen, dass die U-Bahnstation am Kreisverkehr in Ramersdorf der verkehrsgünstigste Platz für weitere ÖPNV-Angebote sei. Ludwig Burgsmüller (CDU) und Fenja Wittneven-Welter (SPD) machten sich für eine Seilbahnstation am U-Bahnhof stark. „Den Bürgern wird man eine Station auf der grünen Wiese am Schießbergweg nicht vermitteln können. Wie soll man die als Pendler erreichen?“, fragte die Politikerin. Und Burgsmüller forderte die Freihaltung der Wiese: „Die etwa 50 000 Quadratmeter große Fläche wurde seinerzeit von der Stadt als Reservegrundstück für eine mögliche Rheinquerung der S13 über die Südbrücke freigehalten. Die Streckenführung fällt bekanntlich anders aus, weshalb die Wiese baulich ungenutzt bleiben kann.“

Delpho blieb bei seiner Meinung: Wegen der Nähe zur S13, Linie 62 und den am Landgrabenweg in Höhe des Telekom-Campus befindlichen Buslinien 606/607 ergebe sich am Schießbergweg eine optimale barrierefreie Umsteigesituation zwischen diesen öffentlichen Verkehrsmitteln. Außerdem plane die Deutsche Bahn eine Bike-and-ride-Anlage für die Anbindung des Radverkehrs am S13-Haltepunkt. Für die Seilbahnstation selbst müssten weitere Fahrradabstellanlagen gebaut werden, so Delpho. Auf Nachfrage von Burgsmüller erklärte die Stadt, dass am Schießbergweg in unmittelbarer Nähe zur Seilbahnstation keine Parkplätze für Autos vorgesehen seien. Hierfür stünde der Parkplatz am U-Bahnhof, der bekanntlich zum Mobilitätshub ausgebaut werden soll, zur Verfügung. Von hier wäre die Seilbahnstation per Linie 62, Bus oder Fahrradmietsystem erreichbar. Marco Rudolph (CDU) erläuterte wenige Tage später den Vorsitzenden der drei betroffenen Bürgervereine die aktuelle Lage und stieß dabei auf unterschiedliche Interpretationen der Ehrenamtler. Während Karl Wengenroth (Limperich) sich einen Haltepunkt am Schießbergweg vorstellen kann, plädieren Michael Quabeck (Küdinghoven) und Wilfried Mermagen (Ramersdorf) für eine Freihaltung der Wiese und eine Seilbahnstation am U-Bahnhof. Gemeinsam vertreten alle die Meinung, dass die Stadt Bonn mit ihrer Planung noch nicht gut vorangekommen sei. „Die Zeit läuft. 2022 will die DB mit den Bauarbeiten für das dritte Gleis in Höhe von Küdinghoven beginnen. 2028 soll die Trasse bis Oberkassel fertig sein“, so Rudolph, der eine inhaltliche Abstimmung der Verkehrsangebote fordert.

 Die Grafik zeigt die beiden möglichen Standorte der Seilbahn-Station.

Die Grafik zeigt die beiden möglichen Standorte der Seilbahn-Station.

Foto: GA/OSM

Was allen Beteiligten bei dem Ortstermin an der Schießbergwiese Kopfzerbrechen bereitete, ist die Erreichbarkeit der Fläche für Rettungsdienst und Feuerwehr. Die Stadt will die Zufahrt über den Schießbergweg aus Richtung Stadtbahnhaltestelle ermöglichen. Das wiederum sehen vor allem die Bürgervereine kritisch. „Vom Landgrabenweg aus geht es wegen der Durchfahrtshöhe an der Bahnunterführung nicht, vom Schießbergweg geht es wegen der Absperrgitter nicht“, sagte Quabeck und lehnt einen Abbau der Sicherheitsgitter in Höhe der Stadtbahnlinie kategorisch ab. Alle drei Bürgervereine sprechen sich für eine Verlängerung der Seilbahn von der Rheinschiene auf die Ennerthöhen aus. „Wer die Pendlerströme aus der Bergregion frühzeitig abfangen will, der muss im Bereich Holtorf einen Seilbahn-Haltepunkt samt großen Park-and-ride-Platz anbieten“, so Michael Husmann (CDU).

Die Bürgervereinsvorsitzenden wünschen sich detaillierte Angaben zur Höhe der Seilbahnpfeiler, zur Größe des Ein- und Ausstieggebäudes und zur Abstellhalle der Seilbahnsitze. „Uns fehlt die Fantasie, sich so eine Anlage hinter dem Telekom-Campus vorstellen zu können“, so Quabeck. Wengenroth stellt sich die Seilbahn wie einen Skilift vor und Mermagen ergänzt: „Wir Ramersdorfer sind von den Plänen enttäuscht. Wir haben aber die Hoffnung, dass die Seilbahn über den U-Bahnhof geführt wird und dieses Areal dadurch zu einem echten Knotenpunkt aufgewertet wird. Von dort aus kann die Seilbahn auch direkt den Ennert hochgeführt werden.“

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