Sicherheitskonzept Pützchens Markt: Enttäuschung und gereizte Stimmung
Das Stimmungsbarometer im Saal der Gaststätte "Zum Treppchen" pendelte zwischen geladen, gereizt und enttäuscht. Fast 100 Bürger hatten sich in den viel zu kleinen Raum gezwängt, um den Vertretern von Feuerwehr und Marktamt ihre Meinung zum neuen Sicherheitskonzept für den 643. Pützchens Markt mitzuteilen.
Pützchen. "Gegen zusätzliche Fluchtwege und damit höhere Sicherheit hat niemand etwas, aber die Brandschutzauflagen drei Wochen vor Kirmesbeginn so drastisch zu erhöhen und damit Schausteller und Anlieger vor nahezu unlösbare Probleme zu stellen, da hat keiner Verständnis für", sagte Günter Dederichs, Vorsitzender des Freundeskreises Pützchens Markt am Mittwochabend bei der CDU-Bürgerversammlung und erntete dafür sehr viel Applaus.
Das Stimmungsbarometer im Saal der Gaststätte "Zum Treppchen" pendelte zwischen geladen, gereizt und enttäuscht. Fast 100 Bürger hatten sich in den viel zu kleinen Raum gezwängt, um den Vertretern von Feuerwehr und Marktamt ihre Meinung zum neuen Sicherheitskonzept für den 643. Pützchens Markt (9. bis 14. September) mitzuteilen. Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) hatte kurzfristig entschieden, Vertreter der Verwaltung als Diskussionspartner zur Versammlung zu schicken. Diese Entscheidung wurde ebenfalls mit Beifall bedacht.
BeratungstermineNoch bis einschließlich Dienstag, 7. September, berät die Berufsfeuerwehr Schausteller und Anwohner in allen Fragen rund um Pützchens Markt. Der Besprechungscontainer der Feuerwehr steht an der Kreuzung Marktstraße/Holzlarer Weg gegenüber der Bäckerei. Dienstags ist der Container immer von 13 bis 16 Uhr und donnerstags immer von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Die Beratung ist kostenlos.
Hilfreich ist es, wenn Ratsuchende Unterlagen und ein Foto vom jeweiligen Geschäft mitbringen. Die Markierungen auf dem Asphalt zeigen die Größe des jeweiligen Standplatzes an.
Günter Dick und Dieter Schubert vom Marktamt sowie Carsten Schneider von der Feuerwehr hatten keinen leichten Stand. Mit nahezu stoischer Gelassenheit verteidigten sie die Haltung der Stadt. "Die tragischen Ereignisse bei der Loveparade in Duisburg und der daraus resultierende Erlass des Landesinnenministeriums, die Sicherheitskonzepte für Veranstaltungen mit mehr als 5 000 Besuchern zu überprüfen und vor der Genehmigung des Events Einvernehmen bei aller beteiligten Sicherheitskräften einzuholen, lassen keine Spielräume mehr zu", erklärte Schneider.
Trotzdem bewerteten viele Anwesende die angeordneten Brandschutzmaßnahmen der Stadt als völlig überzogen. "Ich muss meine Wohnung im Erdgeschoss für die Dauer der Kirmes mit Platten verdunkeln, sonst kann vor dem Haus keine Kirmesbude stehen. Das ist doch unverhältnismäßig. Die Schausteller müssen auch keine Brandschutzplatten an ihren Wohnwagen befestigen, obwohl sie direkt hinter dem Fahrgeschäft stehen", ärgerte sich eine Anliegerin.
Eine andere Frau regte an, die verschärften Brandschutzmaßnahmen erst 2011 umzusetzen: "Das hätte den Vorteil, dass die Verwaltung in diesem Jahr mit jedem Schausteller vor Ort die Schutzmaßnahmen besprechen könnte. Viele Schausteller wissen noch gar nichts von der neuen Situation in Pützchen, weil sie noch auf anderen Kirmesplätzen gastieren."
Schneider und Dick sicherten den Bürgern zu, in jedem Einzelfall zu helfen soweit es geht. "Durch verschieben und verlagern der Stände lassen sich viele Probleme lösen", sagte Marktmeister Günter Dick. Einem anwesenden Anlieger konnte die Stadt bislang nicht helfen. Willi Schmitz kann vor seiner Bäckerei keinen Verkaufsstand mehr aufbauen.
Dadurch, dass sein Gegenüber auf der anderen Straßenseite so weit auf die Fahrbahnmitte der Marktstraße verschoben worden ist, bleibt für ihn zu wenig Platz übrig. "Würde ich meinen Stand aufbauen, käme niemand mehr in mein Geschäft rein. Das kann es doch nicht sein", schnaufte er vor Wut.
Der CDU-Stadtverordnete Willi Härling, der die Versammlung organisiert hatte, forderte die Bürger auf, Feuerwehr und Stadt in den verbleibenden Tagen weiterhin mit Fragen zu bombardieren.