Kasperl auf dem Orion Sie lassen die Puppen tanzen
Kreativ, liebevoll und einzigartig. Sie entführen ihr Publikum in eine fantastische Welt, lassen Träume lebendig werden und machen vor allem eins: Spaß! Margret Bonn und Benno Kiermeier lassen die Puppen tanzen und füllen die Darsteller in "Bennokis Figurenbühne" mit Leben.
Mit den leidenschaftlichen Künstlern sprach Anke Vehmeier über Herausforderungen, Hochwasser und Herzblut.
Orine, Susi, Kasperl - welche Puppe haben sie am liebsten?
Benno Kiermeier: Ich mag gerne die Abwechslung, klar der Kasperl ist die wichtigste Figur, aber mein Herz schlägt immer mit der neuesten Figur, weil ich damit die frischeste Erinnerung an die Herstellung habe. Aber meine Nummer eins ist natürlich Margret.Margret Bonn: Oh, wie nett, danke. Meine Lieblingsfigur ist der Oradax. Er ist ganz klar in der Form und harmonisch in der Farbgebung. Außerdem fasziniert mich, dass er in seiner originalen Form als Fundstück beibehalten ist.
Was ist das Besondere an den Figuren?
Kiermeier: Fast alle Figuren fertige ich aus Treibholz vom Rhein. Nach jedem Hochwasser gehe ich dort spazieren und schaue nach Stücken, die ungewöhnlich sind. Dabei ist wichtig, dass ich aus dem Holz etwas machen kann, ohne viel daran zu verändern. So war es bei Oradax, an dem ich nichts geschnitzt habe.
Was ist zuerst da, die Figuren oder die Idee zum Theaterstück?
Kiermeier: Erst kommen die Figuren. Wenn ich sie vor mir habe, überlege ich dazu eine passende Geschichte. 90 Prozent meiner Arbeit ist Nachdenken.
"Bennokis Figurenbühne" wird durch Sie und Ihre Mitspieler lebendig. Wie ist sie entstanden?
Bonn: Das war vor viereinhalb Jahren. Damals haben wir Bekannte zu einem ersten Treffen eingeladen und von unserer Idee berichtet. Jede der neun Personen hatte eine kreative Ader. Ich war zum Beispiel Lehrerin für Deutsch und Kunst und habe während meiner Berufstätigkeit viel Theater gespielt. Alle Anwesenden waren sofort begeistert und haben mitgemacht. Das passt alles einfach wunderbar zusammen.
Kiermeier: Ich hatte von Anfang der 80er bis Mitte der 90er Jahre schon einmal eine Theatergruppe. Da haben wir damals für meine Kinder und deren Freunde gespielt. Wir sind auch in Kindergärten, Pfarreien und Ministerien aufgetreten. Dann war ich beruflich sehr eingespannt, so dass das Theater erst wieder nach meiner Pensionierung aufgelebt ist.
War von Anfang an klar, für welches Publikum Sie spielen möchten?
Bonn: Nein, da gab es unterschiedliche Affinitäten. Ein Teil wollte Erwachsenenstücke aufführen, andere lieber Theater für Kinder machen. Da gab es leidenschaftliche Diskussionen. Herausgekommen ist der Konsens, für beide Zielgruppen zu spielen.
Für Kinder gibt es Kasperl-Theater, wie das jüngste Stück "Kasperl auf dem Orion". Was spielen Sie für Erwachsene?
Bonn: Für Erwachsene spielen wir Literaturstücke. Das Besondere dabei ist, dass wir die gleichen Figuren benutzen, wie in den Kasperl-Stücken. Das ist schon sehr spannend, wenn all die lustigen und bunten Puppen plötzlich das Gedicht "Heideröslein" von Goethe darstellen.
Kiermeier: Ja, wenn dann der Knabe, der das Röslein pflücken will, ein Punker ist, ist der Spaß im Publikum groß. Das kommt sehr gut an. Sobald die Zuschauer erkannt haben, was wir spielen, strahlen ihre Gesichter.
Was ist schwieriger, für Kinder oder für Erwachsene zu spielen?
Kiermeier: Die größere Herausforderung sind für mich die Kinder. Es ist viel schwieriger, sie zum Lachen zu bringen. Erwachsene, für die wir bisher gespielt haben, sind Verwandte und Bekannte. Sie lachen schon, wenn sie sich nur vorstellen, wie wir hinter der Bühne agieren. Für Kinder sind die Puppen hingegen etwas Wirkliches. Sie sehen das Spiel und was passiert kritischer.
Bonn: Für mich sind die Erwachsenen die größte Herausforderung. Sie sind nicht so spontan, bei einigen ist der Humor sogar gänzlich verschüttet. Hat man sie aber einmal gepackt, dann haben sie großen Spaß an der Kombination Literatur und Figuren.
Die nächste Vorstellung "Kasperl auf dem Orion" findet am 8. März in der Nommensen-Kirche in Pützchen statt. Los geht es um 15 Uhr.