Krieg in der Ukraine Siebenköpfige Flüchtlingsfamilie hat Wohnung in Bad Godesberg gefunden

Beuel · Nach drei Wochen hat eine siebenköpfige Familie aus der Ukraine eine Wohnung in Bad Godesberg gefunden. Zuvor lebten sie getrennt in Beuel und Godesberg bei Familien mit im Haus.

 Sergey Krasnyanskiy (v.l.), Marina Zamkova und Alexander-Frank Paul sitzen in Beuel am Rheinufer.

Sergey Krasnyanskiy (v.l.), Marina Zamkova und Alexander-Frank Paul sitzen in Beuel am Rheinufer.

Foto: Benjamin Westhoff

Marina Zamkova und ihre Großfamilie können nun ein wenig Ruhe finden. Die Ukrainerin hat durch das Engagement von Alexander-Frank Paul und Torsten Jacobs für ihre siebenköpfige Gruppe eine passende Wohnung in Bad Godesberg gefunden. Der Umzug von der Familie Paul in Holzlar ist erfolgt. Jetzt werden die Zimmer eingerichtet.

Privatsphäre ist jetzt wieder möglich. Aber wenn sie in der Wohnung zur Ruhe kommen, denken sie an ihre Ehemänner und Väter, die in der Ukraine um die Zukunft ihrer Heimat kämpfen.

Der Dolmetscher stammt aus Russland

Vor drei Wochen traf Zamkova in Bonn ein. Sie zählten zu den ersten Flüchtlingen, die am Hauptbahnhof anlandeten. Den Ukrainern half ein Russe weiter. Sergey Krasnyanskiy stellt sich als Dolmetscher zur Verfügung, hilft, vermittelt, baut Netzwerke in den sozialen Medien auf: „Ich habe in Bonn studiert und später an einer deutschen Schule in Sankt Petersburg gearbeitet. Seit Oktober lebe ich mit meiner Familie wieder in Bonn und habe hier meine zweite Heimat gefunden.“

Paul, Jacobs und Krasnyanskiy haben bislang die Erfahrung gemacht, dass die Stadt Bonn zwar außerordentlich bemüht, personell mit dem Andrang der Flüchtlinge aber völlig überfordert ist. „Wir haben bis jetzt alles ohne die Hilfe der Stadt organisiert und gekauft, weil es ja irgendwie weitergehen muss“, sagte Paul.

Bittbrief für eine zentrale Anlaufstelle

Die beiden Helfer haben deshalb an Oberbürgermeisterin Katja Dörner geschrieben mit der Bitte, eine zentrale Anlaufstelle für Flüchtlinge einzurichten. Dort könnte man dann Mitarbeiter von Sozial-, Ausländer- und Einwohnermeldeamt gemeinsam arbeiten lassen. Bislang haben die beiden auf die Idee noch keine Reaktion von der Stadt erhalten. Laut Paul arbeitet die Stadt daran, den Vorschlag umzusetzen. Aber das dauere eben seine Zeit. Trotzdem bedanken sich die Helfer bei der Stadtverwaltung und deren Mitarbeitern für das außerordentliche persönliche Engagement.

„Um zum Beispiel einen Job zu bekommen, benötigen die Flüchtlinge einen Aufenthaltstitel und eine Arbeitserlaubnis des Ausländeramts“, erklärte der Dolmetscher. In seinen WhatsApp-Gruppen „Bonn hilft Ukraine“ und „Hilfe für Ukrainer in Bonn“ herrscht reger Verkehr. Vor allem Wohnungen und Zimmer werden gesucht. Es gibt auch viele Fragen zu den Themen Arzt- und Schulbesuche sowie Aushilfsjobs.

„Ein weiteres Problem haben die Flüchtlinge mit Bargeld. Die ukrainische Währung Hryvna wird in Deutschland nicht anerkannt. Banken tauschen die Währung nicht gegen Euro“, weiß Paul.

Psychologische Hilfe für Kinder

Gefragt nach der Vergleichbarkeit der beiden Sprachen Russisch und Ukrainisch sagt der Dolmetscher: „Das verhält sich wie mit Deutsch und Niederländisch. Man versteht sich. Fast jeder Ukrainer spricht auch Russisch.“ Sergey Krasnyanskiy bietet auch psychologische Hilfe an. Gerade bei minderjährigen Flüchtlingen gebe es großen Bedarf.

Und wie lauten seine Erfahrungen bezüglich Hilfsangeboten von Privatleuten? „Viele wollen helfen, sehr viele. Aber die Deutschen wollen gerne direkt helfen, an Organisationen oder Personen vor Ort spenden.“

Und welche Schritte sind für Marina Zamkova die nächsten? Sie will so schnell es geht, auf eigenen Beinen stehen, unabhängig sein und Geld verdienen. Der Wunsch nach Rückkehr in die Heimat ist bei ihr sehr groß: „Aber ich weiß auch, dass die Bomben der Russen meine Heimat größtenteils zerstört haben. Wir müssen wohl alle von vorne anfangen.“

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