Spaziergang durch das Regierungsviertel Skulpturen-Jagd mit dem Smartphone durch Bonn

Beuel · Einen Spaziergang mit dem Smartphone entlang der Kunstwerke im Regierungsviertel hat die Beuelerin Maike Bahlmann konzipiert. Auf der Route begegnen den Teilnehmern meterhohe Skulpturen und die Wahrzeichen der Bonner Republik.

 Die Tour hat die Beuelerin Maike Bahlmann mithilfe von Christian Ernst konzipiert.

Die Tour hat die Beuelerin Maike Bahlmann mithilfe von Christian Ernst konzipiert.

Foto: Niklas Schröder

Die Beuelerin Maike Bahlmann hat sich einen Kunstspaziergang durch das Bonner Regierungsviertel ausgedacht. Auf der Route begegnen den Spaziergängern nicht nur meterhohe Skulpturen aus Bronze und Stahl, sondern auch historische Regierungsgebäude, Wahrzeichen der früheren Bonner Republik. Für die Tour benötigen Teilnehmer ein internetfähiges Smartphone. Weitere Spaziergänge, wie am Bonner Bogen sind bereits in Planung.

Da Kunstmuseen derzeit wieder geschlossen sind, hat Bahlmann (28) eine Alternative geschaffen. Die Beuelerin, die Kunst und Erziehungswissenschaften auf Lehramt studiert, habe die meisten Kunstwerke der 14 Stationen schon vorher gekannt. „Beim Planen der Route habe ich aber auch ein paar neue Skulpturen entdeckt.“ Entsprechend abwechslungsreich sei die Tour nun geworden. „Es handelt sich weitestgehend um moderne Skulpturen. Auf einer kurzen Distanz bekommen die Spaziergänger viele unterschiedliche Kunstwerke zusehen.“

Lehrpfad für Familien und Schulklassen

Demnach eigene sich der Spaziergang auch als Lehrpfad für Familien und Schulklassen. Kinder, die nach den 1990er Jahren geboren wurden, „haben die Bonner Republik ja nicht mehr miterlebt. Bei dem Spaziergang kann man den Jüngeren das ehemalige Regierungsviertel zeigen“, sagt Christian Ernst. Der Professor für Wirtschaftswissenschaften half bei der technischen Umsetzung. „Er hat die Fotos gemacht, die Route visuell auf der Homepage gestaltet und die Struktur des Quiz erstellt“, sagt Bahlmann. Über einen QR-Code können Spaziergänger auf die Internetseite mit der Wegführung und Erklärungen zugreifen. Dafür braucht man ein internetfähiges Mobilgerät.

Die Kunst-Tour startet an der U-Bahn-Haltestelle Heussallee/Museumsmeile. Bereits dort, auf Höhe Genscherallee, können Spaziergänger steinerne Affenfiguren am Boden und die an einer Hauswand aufgestellten Büsten von berühmten Bonner Politikern wie Konrad Adenauer oder Willy Brandt betrachten. An der nächsten Station in der Fritz-Erler-Straße bietet sich eine ungewöhnliche Installation: Eine Figur, deren Kopf in der Wand steckt. „Der genaue Name der Installation ist nicht eindeutig“, sagt Bahlmann. Auf der Tafel stehe nur geschrieben „24/7 – Wer das Denken nicht stoppt, kann die Sterne nicht sehen.“ Das sei als Hinweis auf die Rastlosigkeit des modernen Geschäftsmannes zu verstehen, deutet die Studentin.

Kunstaktion mit Fotos

Sie ruft an dieser Stelle zu einer Mitmachaktion auf. „Die Spaziergänger stellen sich links und rechts neben dem Mann auf, halten selbst den Kopf gegen die Wand und lassen ich dabei fotografieren.“ Die Aufnahmen können anschließend an die Künstlerin geschickt werden. „Sobald ich 100 Fotos gesammelt habe, mache ich daraus ein Kunstwerk“, kündigt Bahlmann an. Weitere Informationen zu der Foto-Aktion gebe es auf ihrer Internetseite.

Weiter geht es an der vier Meter großen Bronzeskulptur „Fusion“ von Hildegard Herget zum „Mercurius“ am Fuße des Post Tower. Die Statur von Markus Lüpertz wurde im Jahr 2007 enthüllt und symbolisiert den Gott des Handels und des Verkehrs. Ein paar Meter weiter können Spaziergänger die Installation „Frauen De Formation“ betrachten. Die Berliner Künstlerin Tina Schichtenberg hat 30 Frauenfiguren im Rund aufgestellt. „Sie verkörpern ganz spezifische Motive wie Nofretete oder eine Päpstin.“ Eine weitere Station ist die „Integration ’76“, eine Kugelplastik von Hans Dieter Bohnet. Mit ihren rund vier Metern Höhe ist die silbrig glänzende Edelstahl-Kugel für Passanten kaum zu übersehen.

Deutlich sichtbar steht auch der rote Stahlträger „L’Allumé“ am Rheinufer. „Die zehn Meter hohe Plastik besteht aus sechs massiven Doppel-T-Stahlträgern“, erklärt Bahlmann. Im Garten des ehemaligen Bundeskanzleramtes schimmert die Bronzeskulptur „Large Two Forms“ von Henry Moore. Der Bildhauer sei Bahlmanns Lieblingskünstler, verrät die Studentin. „Moore’s Arbeiten sind sehr ausdruckstark.“ Unweit, am Bundeskanzlerplatz, folgt dann das Adenauerdenkmal. „Die Bronzeplastik zeigt neben Adenauers Gesichtszügen auch einige Stationen seines Lebens, wie die Rosenzucht oder den Kölner Dom.“ Zum Abschluss der Tour werden die Spaziergänger an ihren inneren Schweinhund erinnert. Die Skulptur mit dem Schweinskopf sei an der Museumsmeile leicht übersehbar, sagt Bahlmann.

In einem anschließenden Quiz können Spaziergänger ihr Wissen überprüfen. „Wer die Quizfragen richtig beantworten möchte, dem sei empfohlen, sich die einzelnen Stationen genauer anzusehen“, so Bahlmann.

Weitere Spaziergänge sind in Planung

Weitere Kunstspaziergänge seien bereits in Planung, kündigt sie an. „Es wird einen Skulpturen-Spaziergang durch die Bonner Innenstadt geben, und eine Tour durch die alternative Kunstszene der Bonner Altstadt ist bereits festgelegt.“ Auch am Bonner Bogen plant Bahlmann einen Kunstspaziergang. Die Skulpturen ständen dort zwar in einem engeren Radius, lohnenswert sei es aber dennoch. „Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, entdeckt Dinge, die ihm vielleicht noch nicht aufgefallen sind“, meint die Beuelerin. Weitere Information zur Künstlerin Maike Bahlmann gibt es im Internet: maikebahlmann.wixsite.com/my-site-1

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