Green-Juice-Veranstalter Julian Reininger So musikalisch ist die Schäl Sick

BEUEL · Kalt ist es an diesem Dezembertag. An der Laune von Julian Reininger prallt das eisige Winterwetter gnadenlos ab. Fröhlich schwelgt der 21-Jährige an dem kleinen Sandstrand vor dem Bahnhöfchen in Erinnerungen an warme Sommertage.

 Julian Reininger absolviert eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann.

Julian Reininger absolviert eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann.

Foto: Muc

"Während meines Abiturs habe ich viele Abende am Rhein verbracht", sagt er. "Wir haben bis in die Nacht am Lagerfeuer gesessen, Gitarre gespielt und den Sommer genossen. Ich konnte jederzeit herkommen. Von meinen Freunden war immer jemand da." Wir verweilen noch einige Minuten in Stille, beobachten die vorbeifahrenden Schiffe und genießen die frische Brise.

Vom Bahnhöfchen aus fahren wir südlich an der Rheinpromenade entlang und biegen hinter der Rheinlust links ab in Richtung Brückenforum. Als wir vor dem Eingang stehen, wird mir schnell klar, dass dieses graue Gebäude Julian sehr geprägt hat: "Das ist ein ganz besonderer Ort. Als ich vor Jahren bei dem Bandcontest Popmotor als Zuschauer im Publikum saß, wusste ich: Auf dieser Bühne musst du mal spielen", so der Abiturient. "2012 hab' ich es endlich geschafft. Wir haben mit ,Heldenviertel' beim Popmotor-Finale vor ausverkauftem Haus gespielt. Das war mein großes Highlight im Brückenforum." Die Musikaufnahmen von damals wollen die vier Bandmitglieder Rafael Cierpka, Jens von der Laak sowie Julian und sein Bruder Simon bald professionell im Studio vertonen. "Das kann ich dann eines Tages als stolzer Papa meinen Kindern vorspielen", scherzt Reininger.

Doch auch aktuell spielt das Brückenforum eine besondere Rolle im Leben des Musikers. "Durch das Green Juice Festival habe ich den Besitzer Jürgen Harder kennengelernt. Ich unterstütze ihn seitdem bei der Organisation von Rhein in Flammen und des neuen Festivals Rockaue", erklärt er. Und so pendelt der 21-Jährige nach einem Ausbildungstag als Veranstaltungskaufmann bei Bonn Ticket zu seinem Job als Veranstalter.

Vom Brückenforum aus überqueren wir die Hermannstraße und fahren über die Friedrich-Breuer-Straße zum Beueler Bahnhof. Ein Knotenpunkt, der für zwei wichtige Richtungen im Leben des Bonners steht. "Die eine Richtung führt nach Köln. Da muss ich zweimal in der Woche zur Berufsschule hin", sagt Julian. "Auf der Zugfahrt läuft mein Laptop auf Hochtouren. Ich nutze die Zeit in der Bahn, um mit Bands und Sponsoren zu mailen oder an aktuellen Plakatdesigns zu feilen." Sein Engagement macht sich bezahlt, denn das Green Juice Festival ist mittlerweile so groß, dass er gemeinsam mit Bruder Simon und Freund Felix Weyrather vor zwei Jahren die Agentur "Forisk Entertainment UG" gründete. Auch das andere Gleis am Beueler Bahnhof spielt für ihn eine wichtige Rolle. Dieses führt den Auszubildenden nämlich nach Königswinter zu seiner Freundin.

Vom Bahnhof passieren wir die Unterführung Richtung Siegburger Straße zur letzten Station unserer Radtour: dem Park in Neu-Vilich. Ein Ort, mit dem Julian viele Erinnerungen verbindet. Als Kind spielte er auf dem Rasen Fußball, in seiner Schulzeit traf er sich regelmäßig mit Freunden im Jugendzentrum "Haus im Park" (HiP), und nun steht er als Veranstalter eines bekannten regionalen Musikfestivals auf der Grünfläche. Kaum vorstellbar, dass in diesem friedlichen Park mit den spielenden Hunden noch vor wenigen Monaten Tausende Fans ihrer Lieblingsband zujubelten - und das im siebten Jahr der Festivalgeschichte. "Im Green Juice steckt viel Liebe und Herzblut drin", resümiert der Jungveranstalter. "Es ist unglaublich, wie viele Menschen das Festival in der Größe möglich machen. Wir hatten allein in diesem Jahr fast 250 ehrenamtliche Helfer." Dabei wollte er 2007 einfach nur mit seiner damaligen Band vor Freunden in der Nachbarschaft auftreten. Im Laufe der Jahre kamen die Sponsoren, die Bands und jede Menge helfende Hände dazu.

"Die Organisation des Green Juice hat mittlerweile eine Dimension angenommen, die wir nur schwer nebenberuflich stemmen können. Deshalb haben wir unsere Agentur gegründet", so Julian. "Das heißt aber nicht, dass das Festival kommerziell wird. Der Eintritt wird auch in Zukunft nur fünf Euro kosten, und wir werden neben bekannten Bands weiterhin regionale Musiker spielen lassen." Schließlich lässt der junge Agenturbesitzer nicht jeden in "sein Wohnzimmer", wie er den Park hinter seinem Elternhaus nennt.

Nach der Ausbildung will Julian sich ganz seiner Agentur widmen. Kontakte aus der Eventbranche und ein vielseitiges Netzwerk kann er bereits vorweisen. Tatsächlich ist ihm gegen Ende unserer Fahrradtour doch noch kalt geworden. "Glücklicherweise stehen wir quasi vor meiner Haustür", ruft er mir grinsend zu und macht sich auf in sein altes Kinderzimmer. Der Ort, an dem aus dem Wunsch eines Jungen ein Event für Tausende wurde.

Zur Person

Julian Reininger ist 21 Jahre alt und in Bad Honnef geboren. Bereits mit 14 Jahren organisierte er das erste Green Juice Festival in Neu-Vilich mit rund 150 Zuschauern. 2014 waren es 6000 Besucher. Er absolviert eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann bei Bonn Ticket, die er voraussichtlich 2016 abschließen wird. Der 21-Jährige spielt Saxofon bei den Beueler Stadtsoldaten und tritt mit seiner Band "Heldenviertel" am Schlagzeug an der Seite seines Bruders Simon auf. Julian wohnt mit seinen Eltern am Park in Neu-Vilich.

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