Neuer Wohnraum in Bonn Stadt stellt Pläne für neues Wohnquartier in Limperich vor
Limperich · Bei einer Bürgerinformation zum Bebauungsplan Wohnquartier R(h)einwohnen in Limperich zeigten sich die Anwohner interessiert. Protestaktionen wie vor fünf Jahren blieben aus.
Zwischenzeitlich herrschte leichte Nervosität bei den Organisatoren der Bürgerversammlung zum Bauvorhaben Wohnquartier R(h)einwohnen in Limperich. Als nämlich die Runde machte, gegen 17.30 Uhr könnten die Mitglieder der Bürgerinitiative gegen die Bebauung der Freifläche hinter der Gärtnerei Kissener wiederkommen, weckte das unangenehme Erinnerungen an die Veranstaltung im Sommer 2019. Damals übernahmen die Vertreter der Initiative unaufgefordert das Wort, es gab einige hässliche Wortwechsel, mit einer sachlichen Diskussion hatte das laut verschiedener Zeugen nichts mehr zu tun. „Die Leute waren eigentlich gegen alles“, erinnerte sich der Vermessungsingenieur Johannes Suchy (CDU).
Aber es dieses Mal blieb entspannt, im Lauf des Nachmittags tröpfelten die Interessenten in den Ratssaal, voll wurde es nie. Es hatte zwischendurch etwas von einem Nachbarschaftstreff, denn die Stadt hatte die umliegenden Limpericher angeschrieben, da kannten sich einige.
Wie vor drei Jahren hatten die Veranstalter wieder Trennwände zu verschiedenen Themen aufgestellt, an denen sich die Leute gezielt informieren konnten. Zwei ältere Damen vom Himmerichweg interessierten sich sehr für die Höhe der Gebäude und wollten sich das Frischluftkonzept erläutern lassen, demzufolge Luftströme durch die Gebäudelücken kommen und sich zwischen den Häusern verteilen. Da sie auf Höhe der Gärtnerei wohnen, werde sie die Baumaßnahme aber nicht so betreffen, sagten die Seniorinnen später.
„Bein der ersten Planung waren wir skeptisch“, sagte eine, die seit 55 Jahren dort wohnt. „Das war viel zu dicht geplant. Jetzt haben sie ein paar Abstriche gemacht.“ Die andere fügte hinzu: „Wir sind froh, dass der Himmerichsweg keine Erschließungsstraße ist.“ Das mit den Windschneisen zwischen den Gebäuden konnte Anwohner Axel Wolz nicht vollständig überzeugen. „Da lügen wir uns immer etwas in die Tasche.“ Dass etwas auf der Fläche gebaut wird, kritisierte er nicht. Die neuen Pläne sah auch er als Verbesserung an.
Eine andere Anwohnerin war unter anderem gekommen, um sich das Schwammstadt-Konzept erläutern zu lassen. „Es gibt keine Kanalisation, das Regenwasser soll versickern.“ Das konnte sie sich schwer vorstellen. Aber genauso ist es angedacht. Gebaut werde auf Kiesuntergrund, erklärte Suchy, und das Gelände sei zu den Bahngleisen hin leicht abschüssig. Dadurch sammele sich bei Starkregenereignissen Wasser in einer Mulde an der geplanten Schallschutzwand und versickere dort. Die Dachgärten seien so geplant, dass die Beete auch bei starkem Regen viel Wasser aufnehmen können. Und die Gärtnerei verfüge über eine große Zisterne, die viel Wasser aufnehmen könne.
„Es ist schön, dass die jetzige Planung viel grüner aussieht als die vor drei Jahren“, meinte ein anderer Limpericher. Ihm sei klar, dass neuer Wohnraum geschaffen werden muss. „Die Leute müssen ja irgendwo hin.“ Ein weiterer Beueler fragte nach, ob denn die Boarding-Wohnungen wirklich benötigt werden. Im näheren Umfeld, meinte Suchy, gebe es rund 50 000 Arbeitsplätze, von Telekom über Post bis zur UN. Dort gebe es immer wieder Bedarf an Wohnungen für Leute, die zum Beispiel nur für ein halbes Jahr in Bonn seien.
Nicht alle sind überzeugt
Auch Karl Wengenrodt war gekommen. Der Bürgervereinsvorsitzende von Limperich hatte sich 2019 vehement gegen die Planung ausgesprochen – und auch jetzt war er noch nicht überzeugt, vor allem hinsichtlich der Schallentwicklung der Bahnlinie, über die irgendwann auch die S13 fahren soll. Die geplanten hohen Gebäude würden den Schall in Richtung der jetzigen Wohnbebauung ablenken, vermutete er.
Zunächst wird beim Neubauprojekt eine Schallschutzwand gebaut, später errichtet die Deutsche Bahn eine zusätzliche, die etwas höher ist. „Ich will einfach nur sicherstellen, dass keine ungünstigen Umwelteinflüsse auf die jetzige Bebauung stattfinden“, so Wengenrodt.
Bei der Versammlung hörte man aber heraus, dass die Anwohner ihre Skepsis von damals weitgehend ad acta gelegt haben. Eine Frau, die ganz in der Nähe des Neubaugebietes wohnt, suchte sogar nach einem Ansprechpartner für die Frage, ab wann man wie eine Wohnung in dem Komplex mieten kann.