Neue Stadtführer für Bonn Stadtgeschichte lebhaft in Szene setzen

Oberkassel · Acht neue Stadtführerinnen und Stadtführer haben ihre Ausbildung abgeschlossen. Bei einer Führung durch Oberkassel stellten sie zukünftigen Kollegen ihre Abschlussrechercheergebnisse vor.

 Laura Held zeigt das Foto einer alten Produktionsmaschine der Kartonagenfabrik in Oberkassel.

Laura Held zeigt das Foto einer alten Produktionsmaschine der Kartonagenfabrik in Oberkassel.

Foto: Abir Kassis

Das Haus Adrian, das Kinkel-Denkmal und das Lippesche Landhaus: Oberkassel blickt auf eine lange Historie zurück. Geschichten, die mit den Orten, Gebäuden und bekannten Persönlichkeiten aus dem Stadtteil verbunden sind, haben nun angehende Stadtführerinnen und Stadtführer zum Abschluss ihrer Ausbildung beim Verein „StattReisen Bonn erleben“ in Oberkassel präsentiert.

„Auf den ersten Blick liegt Oberkassel vielleicht nicht im Zentrum des touristischen Geschehens“, sagt Ausbilder Norbert Volpert. Tatsächlich aber böte der Ort viel Geschichte und spannende Objekte, die man mit der nötigen Recherche lebhaft in Szene setzen könne.

Dass die Kartonagenfabrik auf der Königswinterer Straße eigentlich eine Manufaktur ist, weiß Stadtführer Karsten Fienemann, der die Geschichte des Fabrikgebäudes in den letzten Wochen ausführlich recherchiert hat. Als der Betrieb 1882 erstmals seine Tore öffnete, war es üblich, dass die Menschen dort, wo sie gearbeitet haben, auch wohnten. Daran solle sich bis heute nichts geändert haben. Außerdem versorgt die Manufaktur nicht nur Kunden in ganz Deutschland mit Kartonagen und maßgeschneiderten Verpackungen, sondern liefert auch in die EU – bis nach Mallorca.

„Es sind die kleinen Geschichten und Anekdoten, die man sonst nicht hört, die Stadtführungen so interessant machen“, findet Laura Held. Ihre Ausbildung liegt schon einige Jahre zurück. „In meinem Kurs waren auch Studierende, die nebenbei als Stadtführer arbeiten wollten“, erinnert sie sich. Damals habe sie zur Geschichte von Pützchens Markt recherchiert. Bei der heutigen Führung ist sie dabei, um mehr über den geschichtsträchtigen Stadtteil Oberkassel zu lernen. „Meine Mutter wohnt im Theresienau, deshalb ist es ganz schön, die Sehenswürdigkeiten zu kennen“, erklärt Held.

Auch Iris Zumbusch war mit von der Partie. Die Journalistin aus Königswinter hat sich 2015 zur Stadtführerin ausbilden lassen. Neben den klassischen Führungen durch Stadtteile berichtet sie von Touren, die auf bestimmte Interessensgruppen abzielen. Bei Frauentouren begibt man sich auf die Spuren berühmter Bonnerinnen wie Petra Kelly und bei der Tour d’Amour gehen Interessierte der Geschichte historischer Liebespaare auf den Grund. Bei Radtouren, die bis nach Brühl und Burg Kreuzberg führen, erfahren die Teilnehmer hingegen etwas über die Jagdvorlieben einiger Kurfürsten aus der Region.

Quellen kritisch betrachten

Jeder, der sich für Geschichte interessiere und keine Scheu davor habe, vor größeren Gruppen zu sprechen, sei für die Ausbildung als Stadtführer geeignet, meint Zumbusch. „Es ist aber auch nicht anspruchslos, man drückt dabei schon noch einmal die Schulbank“, so die Stadtführerin.

Im Verlauf der Ausbildung, die „StattReisen“ regelmäßig anbietet, erlernen die Teilnehmer die Grundlagen der Stadtgeschichte und das Recherche-Handwerk, beispielsweise in Archiven. „Wichtig ist auch, zu verstehen, wie man sich kritisch mit Quellen auseinandersetzt“, sagt Ausbilder Volpert. Ein gutes Urteilsvermögen für die historische Einordnung seien dabei von Vorteil.

■ Drei Stunden Kurs, an jeweils sechs Abenden, braucht es für das „Bonn-Diplom“, das die Stadtführer qualifiziert. Mehr Infos zur Ausbildung: http://www.stattreisen-bonn.de/stadtfuehrer_werden.htm#stadtfuehrer)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort