Vortrag von Ursula Lehr "Statt Anti-Aging das Alter akzeptieren"

HOLZLAR · Die ehemalige Familienministerin Ursula Lehr hat am Mittwoch in der evangelischen Kirchengemeinde Holzlar einen Vortrag über das Alter gehalten. Der Frauenkreis hatte die frühere Ministerin zum monatlichen Treff ins Gemeindehaus geladen.

 Beeindruckt mit ihrem Vortrag: Ursula Lehr.

Beeindruckt mit ihrem Vortrag: Ursula Lehr.

Foto: Papayannakis

"Das Thema geht uns alle an und dies hautnah", sagte die Vorsitzende Irmtraud Hoffmann-Burchardi zu Beginn. Lehr referierte zu "Älter werden - Aktiv bleiben. Herausforderungen in Zeiten des demografischen Wandels" und bezog sich bei ihren Angaben auf aktuelle Statistiken des Bertelsmann-Atlas und des Statistischen Bundesamtes.

"Liebe Jugend von gestern. Wichtig ist, dass wir den Jahren mehr Lebensqualität geben", so die Pädagogin in ihren Ausführungen. Aktuellen Studien zufolge habe sich die Lebenserwartung beider Geschlechter in den letzten 100 Jahren nahezu verdoppelt. "Von 2009 bis 2030 wird auch die Gruppe der über 80-Jährigen in Nordrhein-Westfalen um ein Plus von 48,7 Prozent ansteigen. Wir werden immer älter", sagte Lehr und fügte hinzu: "Das Alter hat viele Gesichter. Die Anzahl der Lebensjahre sagt heutzutage eigentlich wenig aus. Die Biografie, die dahinter steckt, ist wichtig." Viele Menschen seien im Alter hilfsbedürftig, dennoch weitestgehend nicht pflegebedürftig.

"Rund 95 Prozent der 70- bis 75-Jährigen kommen gut zurecht. Man beobachtet in den letzten Jahren jedoch eine Zunahme der dementiellen Erkrankungen und der Altersdepression" , so Lehr weiter. Dies sei aber nicht auf ein verstärktes Krankheitsbild zurückzuführen, sondern auf das Älterwerden selbst. "Depressionen können heute oft mit Medikamenten behandelt werden. Wichtig ist zudem, dass der Mensch im Alter eine Aufgabe hat", betonte sie. Viele würden zudem unter dem "Boreout", dem "Langeweile"-Syndrom leiden. Sie appellierte: "Das Miteinander der Generationen ist entscheidend. Wir brauchen Alt und Jung."

Lehr verwies auch auf die Bedeutsamkeit von Selbstständigkeit und Lebensqualität im Alter. "Diese sollten möglichst lang erhalten bleiben", meinte die Ex-Ministerin. Tägliche Bewegung und soziale Aktivität seien effektiv. "Wenn möglich sollte man täglich rund 30 Minuten gehen, das ist schon ausreichend. Denn, wer rastet, der rostet", sagte Lehr. Wichtig seien zudem die Akzeptanz des Alters und möglicher gesundheitlicher Einschränkungen. "Man wünscht sich ja möglichst gesund älter zu werden. Und man sollte den Prozess auch bejahen. Statt Anti-Aging, das Alter akzeptieren", meinte die 83-Jährige.

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