Nach Jahren im „Exil“ in Lohmar Steine der alten Senfmühle zurück in Vilich-Müldorf
Vilich-Müldorf · 1955 wurde die Senfmühle in Vilich-Müldorf geschlossen. Die Mühlsteine, die zwischenzeitlich in Lohmar gelagert waren, kehrten jetzt an die Mühlenbachhalle zurück.
Nach über 50 Jahren sind die großen Mühlsteine der ehemaligen Senfmühle in Vilich-Müldorf wieder zurück. Jetzt lagern sie nicht mehr in der Adolf-Quad-Straße, vordem Mühlenbachstraße, wo sie einst lange ihren Dienst verrichteten, sondern auf dem Platz vor der Mühlenbachhalle. Die Tochter des letzten Inhabers hat ihr Haus in Lohmar verkauft. Dort standen die Steine im Garten und sollten entfernt werden. Als sie hörte, dass man in Vilich-Müldorf im Bunker an der Mühlenbachhalle einen historischen Raum einrichten möchte, hat sie die Mühlsteine dem Bürgerverein gespendet.
Der in Beuel bekannte Steinmetz Naundorf ließ sich nicht zweimal bitten und transportierte die Mühlsteine von Lohmar nach Vilich-Müldorf. Jetzt dienen sie auf dem Vorplatz der Halle quasi als Stehtisch. „Aber sie werden hier einen schönen Ehrenplatz bekommen“, verspricht Thomas Biedermann, Vorsitzender des Bürgervereins. „Nur in den Bunker kommen sie nicht. Denn wir haben zwar einen Raum mit Erinnerungen, doch der hat keine zehn Quadratmeter und für ein Museum haben wir erst recht keinen Platz“, wehrt er gleich alle möglichen Vermutungen ab.
Mühle wurde 1882 gegründet
Die Senffabrik von Heinrich Zimmer, im Dorf ‚Mostert Hein‘ genannt, ist laut Thomas Raderschall, als Ortshistoriker auch Mitglied im Bürgerverein, 1955 geschlossen worden. „1882 wurde sie von Johann Michael Zimmer gegründet“, sagt er. Gemeldet war die Mühle zuerst in der Mühlenbachstraße, ab 1930 lautet die Anschrift Adolf-Quad-Straße 13. In einem Inserat wird damit geworben, dass es im Jahr 1907 in Bonn eine Ausstellung der Gastwirte und Hoteliers gegeben hat, bei der Vater Zimmer mit seinem Senf die Goldmedaille gewann. Raderschall hat noch von einem Zeitzeugen gehört: „Dem Hein singe Mostert ist der beste“, was Peter Kunze alias Bauer Dopfer noch heute bestätigt.
Wie groß die Firma vor dem Zweiten Weltkrieg war, lässt sich nicht mehr einschätzen. In einem Bericht aus dem Jahr 1950 im General-Anzeiger, so Raderschall, werde über Industriebetriebe geschrieben, dass die Senfmühle von Heinrich Zimmer mit drei elektrischen Senfmühlen auf dem neuesten Stand wäre.
Mostert Hein soll keinen Führerschein, dafür einen umgebauten Heuwagen, heutzutage Bollerwagen genannt, gehabt haben. Mit diesem Wagen und den Tonkrügen voller Senf ging er durch das Dorf und die Leute kauften bei ihm losen Senf. „Er hat ihn auch in Bonn verkauft“, erzählt Raderschall. Dazu soll Hein seine Kannen samt Heuwagen in die Straßenbahn verladen und nach Bonn gefahren haben. „Wenn der abends zurückkam“, so ein Zeitzeuge, „dann war der nie nüchtern.“
Fuhrunternehmer kauft die Fabrik 1955 auf
Als es 1955 mit der Senfmühle zu Ende ging, hat ein Fuhrunternehmer namens Stehr die kleine Fabrik gekauft. Stehr hatte eine Tochter, die nach Lohmar zog und als Andenken einige Mühlsteine mitgenommen hat. Als sie wiederum ihr Haus verkaufen und der Liebe wegen wieder nach Vilich-Müldorf ziehen wollte, hat das Peter Kunze mitbekommen und Thomas Raderschall angesprochen, der schließlich mit Michael Naundorf und Olaf Krautien die „Steine ins Rollen“ brachte, sprich die Rückholaktion nach Vilich-Müldorf initiierte.