Tierschutz in Bonn Studentin erforscht Gelbbauchunken im Ennert

Holzlar · Die Bonner Masterstudentin Constanze Franke untersucht das Vorkommen der Gelbbauchunke im Ennert. Für ihre Arbeit zählt, wiegt und fotografiert sie jedes Tier.

Constanze Franke und Matthias Schindler zählen, wiegen und fotografieren die Gelbbauchunken in Ennert.

Constanze Franke und Matthias Schindler zählen, wiegen und fotografieren die Gelbbauchunken in Ennert.

Foto: Leif Kubik

„Unken – nicht Kröten“, korrigiert Constanze Franke grinsend ab und zu Freunde oder Verwandte, wenn die fragen, ob sie mal wieder zum Krötenzählen ginge. Und selbstverständlich geht es nicht allein ums Zählen, wenn die 28-jährige sich auf den Weg zu einer Feldexkursion in das Beueler Waldgebiet macht: „Ich untersuche die Populationsdynamik des autochthonen Gelbbauchunken-Vorkommens hier im Ennertwald“, erläutert Franke, die Naturschutz und Landschaftsökologie an der Bonner Uni studiert.

„Stärkung und Vernetzung der Gelbbauchunkenvorkommen in Deutschland“ heißt ein von Bund und Land gefördertes Projekt an dem Franke im Rahmen ihrer Masterarbeit mitwirkt. Zu ihren Aufgaben gehören neben dem Zählen auch das Wiegen und die Dokumentation des namensgebenden Bauchmusters.

Lehmboden wurde gut angenommen

Die natürlichen Vorkommen der Gelbbauchunke lägen eigentlich in naturbelassenen Flussauen, Quellmooren oder Feuchtwiesen, wie die angehende Wissenschaftlerin erklärt. Weil die aber immer seltener geworden seien, finde man die Tiere heute hauptsächlich in Sekundärlebensräumen, wie es sie im Ennert als ehemaligem Tagebaugebiet noch immer gebe. Aufgrund der oberflächennahen Lehmschicht habe man auch beim Anlegen der Tümpel weitgehend auf Folie verzichten können.

Um die 50 Löcher hatten Naturschützer mit Hilfe eines Baggers vor ein paar Jahren in den lehmigen Boden gegraben und die kleinen Tierchen haben die Ergänzung ihres natürlichen Lebensraums bestens angenommen: „Ich habe heute bereits 20 Unken gezählt“, berichtet Franke, während sie einen der aufgestellten Eimer greift, in denen sich die kleinen Froschlurche während der Zählung notgedrungen vorübergehend haben einrichten müssen. Die Population sei auf einem guten Weg. Als sogenannte Pioniertierart sei die Gelbbauchunke auch an schwierige Bedingungen gewöhnt, so war im Juli beispielsweise ein Großteil der Habitate trocken gefallen.

Buchmuster ist die Visitenkarte

Um die fünf Gramm bringen erwachsene Exemplare im Schnitt auf die Waage, mit 2,24 Gramm ist der Winzling, der sich bei der ersten Gelegenheit mit einem Sprung aus dem Staub zu machen versucht, offenbar noch ein ziemlich „junger Hüpfer“. Der sportliche Fluchtversuch war natürlich vergeblich, und sofort nach dem verwegenen Sprung von der Briefwaage muss sich das Tierchen der nächsten Prozedur unterziehen: Mit geübtem Griff packt Franke die kleine Unke rücklings auf die Schaumstoffeinlage einer Petrischale und verschließt das Behältnis schnellstmöglich mit einem Deckel.

Glücklich sieht die Unke so nicht gerade aus, während sie bewegungslos zwischen dem gläsernen Deckel und dem Schaumstoffpuffer eingeklemmt ist. Letztendlich ist das Prozedere aber zu ihrem Besten, denn mit der Methode können die Wissenschaftler auf für die Tiere relativ stressfreie Weise das Bauchmuster der Unken fotografieren. Und das ist so etwas wie die Visitenkarte der Tiere: „Genauso einzigartig wie ein menschlicher Fingerabdruck, hilft es uns jede Unke zweifelsfrei zu identifizieren und so Doppelerfassungen zu vermeiden“, erklärt Matthias Schindler von der Biologischen Station Bonn, der die Studentin an diesem Tag unterstützt.

„Unser Part im Rahmen des Bundesprojekts befindet sich in der Endphase“, so der Biologe, der das Projekt seitens der Biostation betreut. Die Förderung laufe nun im kommenden Februar aus. Die Unken werden folglich demnächst möglicherweise auch ohne fremde Hilfe klar kommen müssen: Die Prozedur in der Petrischale dürfte ihnen jedenfalls wohl kaum fehlen.

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