St. Josef Hospital in Beuel Tag der offenen Tür - OP-Technik für Kinderhand

BEUEL · Wer einen Herzschrittmacher trägt, wird automatisch in der Nähe von elektrischen Gegenständen vorsichtig. Ob ihr Mann den strombetriebenen Rasenmäher gefahrlos benutzen könne, wollte eine Besucherin des Tags der offenen Tür im St. Josef Hospital wissen. Kein Problem, versicherte Stefan Schlüter, Chefarzt der Elektrophysiologie in der Abteilung Innere Medizin II. Der Mann sollte nicht in einen Kernspintomografen geschoben werden und nicht in einem Atomkraftwerk arbeiten. Aber bei Mikrowellen, unter Hochspannungsleitungen oder eben beim Rasenmähen bestehe kein Risiko.

 Oberarzt Lampros Iskos (links) operiert mit dem siebenjährigen Bo (rechts) an einem Modell.

Oberarzt Lampros Iskos (links) operiert mit dem siebenjährigen Bo (rechts) an einem Modell.

Foto: MAX MALSCH

Schlüter erläuterte am Samstag den Gästen alles rund ums Herz. Zum Beispiel wie man gegen Vorhofflimmern, die häufigste Form der Herzrhythmusstörung, vorgeht. Dabei stören leichte elektrische Impulse den gleichmäßigen Blutdurchfluss von den Vorhöfen in die Herzkammern. Das könne man mit einem Katheter behandeln, dessen Spitze erhitzt werden kann. Rund um die Lungenvene, die zum linken Vorhof führt, brenne man so eine Minimalnarbe, die die elektrischen Impulse abfange. Besondere Schwierigkeit: "Das Herz bewegt sich, und der Patient auch, indem er atmet." Deshalb benötige man gute Technik, viel Geschick und Erfahrung.

Die Besucher des Beueler Krankenhauses, das im Januar mit dem St. Marien Hospital zu den GFO-Kliniken Bonn fusioniert hat, konnten ihre Fingerfertigkeit bei der Video-Laparoskopie testen. Es galt, eine Operation mit Fasszange und Schere durchzuführen - an Gummibärchen im Bauch einer Patientenpuppe. Dabei musste man sich auf das Videobild konzentrieren, das die Kamera auf einen Monitor übertrug. Gar nicht leicht: Das Bild ist zweidimensional. "Man braucht etwa 50 Eingriffe, um das sicher zu beherrschen", sage Wolfram Frings, leitender Arzt der Chirurgie. "Die dritte Dimension muss man sich erarbeiten. Irgendwann bekommt man ein Gefühl dafür."

Mittlerweile werde mehr als die Hälfte aller Operationen nicht mehr offen, sondern minimal-invasiv durchgeführt, sagte Oberarzt Lampros Iskos. "Das minimiert den Krankenhaus-Aufenthalt und die Schmerzen." Statt wie früher nach 14 Tagen könnten Patienten, die an der Gallenblase operiert wurden, das Krankenhaus bereits nach drei Tagen verlassen. Im ersten Stock stellte sich die "Chest Pain Unit" (CPU) vor, in der Menschen mit Brustschmerzen untersucht werden. "Wir sind seit zwei Jahren in Beuel", sagte Pflegeexpertin Inna Bauer. Sie würden durchschnittlich bis zu 100 Personen im Monat untersuchen. Im Winter mehr als im Sommer: "Wenn man gut gegessen hat und die Temperaturen niedrig sind, ziehen sich die Gefäße zusammen, um den Körper stärker zu durchbluten", erklärte Stefan Regier. Dann könne es zu Problemen kommen.

Auch den Krankenhausalltag lernten die Besucher kennen: Wundbehandlung, Unfallchirurgie und Ernährungsberatung. Im Eingangsbereich begrüßte ein begehbares Herz die Besucher, in der Augenklinik Roth gab es ein menschengroßes Auge. Auf den Gängen sorgten Klinikclowns für gute Laune.

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