Initiative Tschernobyl-Kinder Lohmar Tanzen als Therapie gegen Strahlenschäden

BEUEL · Die Initiative Tschernobyl-Kinder Lohmar bietet Kindern von neun bis 14 Jahren aus dem Kreis Hoiniki in Weißrussland schon seit 22 Jahren eine dreiwöchige Sommerfreizeit im Rheinland an. Bereits zum vierten Mal beteiligte sich auch das Tanzhaus Bonn an dem Ferienprogramm und bot den Kindern jetzt eine Trainingsstunde, in der sie sich so richtig austoben konnten.

 Tanzlehrerin Monika Rupha übt mit den weißrussischen Kindern im Tanzhaus Bonn eine Schrittfolge ein.

Tanzlehrerin Monika Rupha übt mit den weißrussischen Kindern im Tanzhaus Bonn eine Schrittfolge ein.

Foto: Max Malsch

Das Tanztraining ist dabei ein Highlight des Programms. Damit keine Langeweile bei den 30 Kindern aufkommt, stehen viele Besuche an: im Aggua-Schwimmbad Troisdorf, eine Schiffstour, ein Zoobesuch, gemeinsames Grillen, ein Besuch im Phantasialand und ein Friseurbesuch.

Die Stadt Hoiniki, aus deren Umkreis die Kinder kommen, liegt 45 Kilometer entfernt von dem still gelegten Atomkraftwerk Tschernobyl. "Obwohl das Gebiet außerhalb der sogenannten Todeszone liegt, leiden immer noch viele Kinder unter den Folgen der Verstrahlung. Bemerkbar macht sich das durch Paradontose, Verdauungsbeschwerden, in schlimmen Fällen durch Leukämie und Schilddrüsenkrebs", sagte Alfred Janke von der Initiative. Schwer erkrankte Kinder kämen aber nicht mit zur Ferienfreizeit.

Ziel der Initiative ist es, den Kindern die Möglichkeit zu bieten, sich für drei Wochen von der Strahlenbelastung zu erholen. Denn Untersuchungen ergaben, dass der Körper mindestens sechs Wochen im Jahr braucht, um sich von der ständigen Bestrahlung zu regenerieren.

"Besonders Kinder sind von der Kontamination über die Luft und durch Lebensmittel betroffen, da ihr Immunsystem nicht stark genug ist. Der Staat bietet Schulkindern jährlich eine dreiwöchige Kur in einem Sanatorium", so Janke. Die Initiative Tschernobyl-Kinder wolle den Kindern die restlichen drei Wochen Erholung ermöglichen.

Er und seine Kollegen sind ständig damit beschäftigt, das Programm zu organisieren, Spenden zu sammeln, Kooperationspartner und Gasteltern für die Kinder zu finden. Jährlich werden bis zu 15.000 Euro benötigt, um den Kindern ein Erholungsprogramm zu bieten. Denn neben den Kosten für Anfahrt und Transport sind in dem Programm auch Kranken-, Haftpflicht- und Unfallversicherung enthalten.

Viele der Kooperationspartner sind schon seit Jahren dabei. So auch das Tanzhaus Bonn. Tanzlehrerin Monika Rupha gibt den rund 30 Jungen und Mädchen aus Hoiniki allerdings zum ersten Mal Unterricht. Trotz der Sprachbarriere hat ihr die Aktion Spaß gemacht.

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