Interaktives Projekt am Sankt-Adelheid-Gymnasium Theater im Treppenhaus

Pützchen · Schülerinnen des Sankt-Adelheid-Gymnasiums und Künstler des Theaters Monteure haben im Stile Joseph Beuys ein Theaterprojekt in der Schule gestartet. Scheitern war dabei nicht unerwünscht.

 Im Treppenhaus des Gymnasiums kollidierte das Projekt nicht unbeabsichtigt mit dem Schulalltag.

Im Treppenhaus des Gymnasiums kollidierte das Projekt nicht unbeabsichtigt mit dem Schulalltag.

Foto: Benjamin Westhoff

Im Treppenhaus des Sankt-Adelheid-Gymnasiums geht es ungewöhnlich turbulent zu. Eine Gruppe Schülerinnen sitzt um eine Cellistin, diese spielt ein paar Töne und macht dann mit der Gruppe vor ihr scheinbar seltsame Geschicklichkeitsübungen. Oder haben die Bewegungen etwas mit dem Rhythmus zu tun? Etwas weiter hockt eine Gruppe Mädchen um ein Blatt auf dem Boden und malt. Dazwischen geht ein Mann in einem weißen Kittel und klappert mit zwei Stöcken. Auf halber Höhe der Treppe in den ersten Stock steht ein weiterer Mann und hängt eine große Plane über das Geländer. Auch im Treppenhaus über ihm sind Gruppen von Mädchen.

Was sie tun, ist für den Außenstehenden nicht gleich erkennbar. Im ersten Augenblick kommt einem das Ganze kafkaesk vor. Dabei haben sich die Künstler des Theaters Monteure das ausgehende Beuys-Jahr zum Anlass genommen, um sich mit den Arbeiten des Künstlers auseinanderzusetzen. Wie Joachim von der Heiden, der Mann mit der Plane und Leiter des Theaters, erklärt. Das Beuys-Zitat „Ich denke sowieso mit meinem Knie“ ist dann auch der Titel des Projektes, das er und die Künstler des Theaters mit den Schülerinnen erarbeiten. „Es geht neben der Selbsterfahrung und Bestärkung auch darum, die Verkopfung für einen Augenblick aufzuheben“, erklärt er

Das Theater Monteure arbeitet schon seit Längerem mit dem Sankt-Adelheid-Gymnasium zusammen. Für ihr neues Projekt war den Künstlern von vornherein klar, dass sie etwas Interaktives machen wollen. Die Schülerinnen sollten mit eingebunden werden und nicht nur passive Zuschauer sein. „Außerdem wollten wir nicht im Klassenzimmer bleiben“, sagt von der Heiden. „Das sind sie ohnehin schon fast den ganzen Tag. Wir wollten raus in das ganze Schulgebäude.“

Die Schauspieler, Musiker, Tänzer und bildenden Künstler des Theaters führen die Siebtklässlerinnen in drei Schritten an das Projekt heran. Im ersten Schritt führen sie ihnen eine offene Perfomance vor. „Jeder kann dabei selbst entscheiden, wie weit er darauf eingeht und mitmachen will. Wir machen nur Angebote“, so von der Heiden. Im zweiten Schritt können die Schülerinnen in Kleingruppen in den verschiedenen Kunstformen arbeiten. Der letzte Schritt gibt den Teilnehmerinnen die Gelegenheit, die gemachten Erfahrungen in einem großen Zusammenkommen zu erweitern. „Wir wissen nicht, was passieren wird“, schmunzelt von der Heiden. „Wir haben zwar Ideen, aber wir manipulieren nicht und wir haben kein Ziel. Insofern fahren wir volles Risiko zu scheitern.“

Kollision mit dem Schulalltag

Und natürlich bleibt, die nicht gänzlich unerhoffte Kollision mit dem Schulalltag nicht aus. Ahnungslose Schüler und Lehrer stören unabsichtlich die Aufführung. Und die Künstler schießen zurück, indem sie kurzerhand eine Tür scheinbar verrammeln. Christiane Graff, die das Projekt vonseiten der Schule betreut, zeigt sich zufrieden. „Über die Kunst und Kreativität können wir die Schüler ganz anders erreichen.“ Das Mädchengymnasium möchte mit derartigen Projekten die Persönlichkeiten ihrer Schützlinge in der Selbsterfahrung stärken. „Wir fangen aber schon ab der fünften Klasse an, die Schülerinnen derartig zu fördern. Das ist sehr wichtig.“

Durch die Auswirkungen der Isolation während der Pandemie sieht sie noch größeren Bedarf. „Es gibt auch Schülerinnen, die von den neuen Umständen profitiert haben und aufgeblüht sind, generell sehen wir aber eine Notwendigkeit, hier mehr zu fördern“, so die Lehrerin. Theatermacher von der Heiden lobt die Bereitschaft der Schule, sich für ein derartiges Projekt Zeit zu nehmen. „Oft wollen Lehrer lieber den Stoff nachholen, den sie aufgrund der Pandemie nicht machen konnten.“

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