Kein Regen in Sicht Beueler Gärtner erklärt, wie man bei Trockenheit richtig gießt

Limperich/Pützchen · Wie bewässert man trotz Dürre ressourcenschonend Garten- oder Balkonpflanzen? Wie viel Regen braucht die Natur jetzt, um sich zu erholen? Darüber haben wir mit dem Beueler Gärtner Marcus Kissener und Meteorologe Karsten Brandt gesprochen.

 Marcus Kissinger gießt in seinem Gartenmarkt in Limperich eine Hortensie.

Marcus Kissinger gießt in seinem Gartenmarkt in Limperich eine Hortensie.

Foto: Benjamin Westhoff

Zu Beginn dieser Woche waren eigentlich ein paar Schauer angesagt, ein Hoffnungsschimmer für Gärtnerinnen und Gärtner wie Marcus Kissener vom gleichnamigen Gartenmarkt in Limperich. Doch bisher kam kaum Regen. „Den letzten Niederschlag hatten wir in Beuel vor circa vier Wochen und es sieht im Moment noch nicht nach Regen aus“, sagt Kissener. Gelben Rasenflächen, verwelkten Balkonblumen, vertrockneten Bäumen fehlt das Wasser. Auf der anderen Seite muss man Wasser sparen. Umso wichtiger ist es, richtig zu gießen. Wie geht das?

„Grundsätzlich sollte man in den Morgenstunden gießen, damit die Pflanzen das Wasser über den Tag verbrauchen beziehungsweise verdunsten können“, sagt Kissener. „Oft wird das abends gemacht, wenn man nach Hause kommt, was aber nicht gebraucht wird und Pilzkrankheiten fördert.“ Bei Gehölzen in der Erde, Bäumen oder Sträuchern, reiche es aus, alle ein bis zwei Wochen ausgiebig zu gießen. „Ein bis zwei Stunden sollte man dann alles gut durchnässen, wie bei einem natürlichen Regenguss“, sagt der Gärtner. Wie sieht es bei Pflanzen in Töpfen oder Gefäßen aus? Gehölze sollte man dann alle zwei bis drei Tage und Saisonblumen täglich morgens ausgiebig wässern, sagt Kissener. Die meisten Rasenflächen müssten dagegen gar nicht gegossen werden: „Der Rasen erholt sich im Herbst bei reichhaltigem Niederschlag wieder.“

Im Gartenmarkt spart der Inhaber Wasser, indem die Pflanzen in sogenannten Anstautischen mit einem Zentimeter Wasser stehen. „Die saugen das dann auf.“ Wie lässt sich das zuhause umsetzen? Im Garten können laut Kissener Bewässerungssäcke an Bäumen oder Sträuchern befestigt werden, die langsam Wasser abgeben. Solche Hilfsmittel sind zum Beispiel am Beueler Rathausplatz im Einsatz. „Topfpflanzen und Blumenkästen kann man wunderbar mit einem Tröpfchenbewässerungssystem ausstatten, das sehr viel Wasser spart.“

Mediterrane Pflanzen brauchen weniger Wasser

Auch bei der Wahl der Pflanzen lässt sich Wasser sparen, erklärt der Gartenexperte: „Gärtner produzieren schon Pflanzen, die klimaresistenter sind.“ In Wäldern würden keine flachwurzelnden Fichten mehr gepflanzt, sondern tiefwurzelnde Laubbäume. Im Stadtgebiet setze man zunehmend auf Trompeten-, Ahorn- und Amberbäume. Für den Garten empfiehlt Kissener etwa Ginster, Sanddorn oder Säckelblumen. Mediterrane Gehölze bräuchten zum Beispiel 30 bis 50 Prozent weniger Wasser.

„Im Moment ist es so trocken, dass wir zwei Tage lang 50 Millimeter pro Tag bräuchten, um die Oberfläche zu durchdringen“, sagt Kissener, der sich noch an regenreiche Monate von Dezember bis März erinnert. „Da hatten wir viel zu viel Niederschlag, der jetzt fehlt.“ Jetzt wünscht sich der Gartenbaumeister einen „schönen Landregen“, einen gleichmäßigen, eher schwachen Dauerregen: „Das wäre toll.“ Der Boden sei gerade so trocken, dass das Wasser langsam einziehen müsste. Ein schlagartiges Unwetter mit 60 Millimeter Niederschlag pro Stunde dagegen würde den Pflanzen keine Erholung bringen, erklärt der Gärtner. So würde nur die Oberfläche wegschwemmen.

Bonner Meteorologe Brandt: Kein Landregen in Sicht

Laut dem Bonner Meteorologen Karsten Brandt ist in den nächsten zehn Tagen kein Landregen und auch sonst kaum Niederschlag in Sicht: „Vielleicht tröpfelt es etwas, aber das ist nicht nennenswert. Freitag auf Samstag haben wir eine neue Chance, dass ein bisschen Regen kommt.“ Viel Hoffnung auf Besserung hat Brandt nicht, der seit vielen Jahren die Wetterseite donnerwetter.de betreibt: Nächste Woche werde es wieder warm, und der September sei meist ein trockener Monat. „Die Dürre ist noch lange nicht vorbei.“

Mit den höheren Temperaturen steige auch die Verdunstung, weshalb heute mehr gegossen werden müsse als früher: „Ein Grad höhere Jahresmitteltemperatur entspricht etwa zehn Gießkannen mehr, die gebraucht werden.“ Bei der Hitze werde sogar in Innenräumen die Verdunstung spürbar.

Die aktuelle Situation beschreibt Brandt als „katastrophal“, denn auch die Jahre 2018 und 2019 seien trocken gewesen. Die anhaltende Dürre sei ein „stilles Unwetter“: Anders als bei einer Flut wie im vergangenen Jahr würden die Schäden teilweise erst später sichtbar. „Die Waldschäden sind massiv. Das werden wir noch jahre-, jahrzehntelang spüren. Viele Bäume werden eingehen.“

Was bräuchte die Natur, um sich zu erholen?

„Es bräuchte eine Wetterlagenumstellung, ein Tiefdruckgebiet über Mitteleuropa über längere Zeit mit immer wieder Schauern und Landregen“, sagt Brandt. Laut dem Meteorologen fehlen mindestens 200 Liter Wasser pro Quadratmeter in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis, das entspreche 40 Gießkannenladungen. Wenn so viel Regen käme, würde sich die Natur etwas erholen, aber einige Schäden würden bleiben.

„Alles, was ab Oktober an Regen fällt, ist für diese Vegetationsperiode durch“, sagt der Wetterexperte, der Messstationen in der Nordstadt und in Bechlinghoven hat. Der Regen im Herbst durchfeuchte langsam die oberen Schichten. Wenn es im Dezember und Januar ausreichend Niederschlag gebe, könnte das Wasser tiefer sickern und das Grundwasser aufbessern. „Ist es auch im Winter trocken, haben wir ein ganz großes Problem.“

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