Sozialarbeiter will Schwerkranken Wunsch erfüllen Trotz Handicap einmal um die Welt

Bonn · Sozialarbeiter will dem schwerkranken Harald Blum einen Herzenswunsch und Kindheitstraum erfüllen: einmal rund um die Welt reisen.

 Harald ist unheilbar krank, aber wenn er von Los Angeles spricht, dann strahlt er.

Harald ist unheilbar krank, aber wenn er von Los Angeles spricht, dann strahlt er.

Foto: Sebastian Laubert

Die Vorfreude ist Harald Blum deutlich anzumerken – auch ohne große Worte oder ein Lächeln. Gerade hat Jörg Schneider die selbst gemalte Weltkarte ausgerollt und Harald Blums Augen beginnen gleich zu leuchten. Denn nur noch über sie kann der 43-Jährige Emotionen ausdrücken. „Als ich nicht mehr tanzen konnte, da war mir alles klar“, flüstert Blum mit leiser, brüchiger Stimme.

Das war vor drei Jahren. Heute sitzt er im Rollstuhl, wohnt in einem Pflegezentrum und ist rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen. Blum leidet unter Chorea Huntington. Ganz unvermittelt traf ihn diese Diagnose allerdings nicht. Schon seine Mutter erkrankte an dieser Erbkrankheit und starb schließlich daran. „Ich hätte mich damals testen lassen können. Aber ich wollte nicht wissen, ob ich die Krankheit geerbt habe. Ich wollte mein Leben einfach nur genießen“, erzählt er.

Nach einem Informatikstudium fand er einen guten Job

Bis 2014 führte Harald Blum ein ganz normales Leben. Nach einem Informatikstudium in Bonn fand er einen guten Job und wollte beruflich und privat durchstarten. „Ich bin immer gerne in Discos gegangen und habe getanzt. Dabei habe ich dann auch gemerkt, dass etwas nicht stimmt“, sagt er. Sein Zustand verschlechterte sich so schnell, dass er keine Zeit mehr hatte, um sich seinen größten Wunsch zu erfüllen. „Schon als Kind wollte ich die ganze Welt sehen.“ Diesen Traum will Jörg Schneider aus Beuel ihm jetzt erfüllen.

Gemeinsam mit Lena Koch will er mit Harald Blum auf Weltreise gehen. „Von New York nach Los Angeles, weiter nach Rio, Kapstadt, Hongkong und zurück nach Europa. Zum Abschluss wollen wir dann noch eine Hurtigruten-Fahrt machen“, erklärt der 46-jährige Sozialarbeiter. Er engagiert sich bereits sein einiger Zeit im Beueler Hospizverein. Dort lernten sich die beiden Männer kennen. „Bei einem Ausflug haben wir dann diese Pläne geschmiedet.“ Zwar wollte Schneider aus beruflichen Gründen eigentlich erst im Herbst mit Harald Blum reisen. Aber: „Noch kann ich je nach Tagesform an Krücken etwas gehen. Im Herbst werde ich das wahrscheinlich nicht mehr können“, erklärt Blum leise.

Deshalb werden sie am 7. August starten. Für ihre Weltreise haben sie 50 Tage geplant. „Ende September wollen wir wieder in Bonn sein“, stellt Schneider die Reisepläne vor. Zwar „steht“ die Finanzierung für das Projekt noch nicht. „Aber uns läuft die Zeit davon. Jetzt oder nie“, wissen beide Männer genau. Doch einfach in ein Reisebüro gehen können sie nicht. „Bei allem was wir planen, müssen wir darauf achten, dass ein Rollstuhl kein Problem ist.“

Schon jetzt weiß, auf welches Ziel er sich besonders freut. „Auf Los Angeles“, sagt er und strahlt. „Dort wohnt meine Schwester, die ich seit einem Jahr nicht gesehen habe. Bisher weiß sie noch nicht, dass ich kommen werde.“

Sobald die kleine Truppe unterwegs ist, will sie Freunde und Familie regelmäßig über ihre Reise informieren. „Wir planen einen Blog, auf dem uns alle begleiten können“, erklärt Schneider und blick Harald Blum an. „Du bist der Informatiker. Du sagst mir was ich machen muss und ich schreibe dann die Einträge“, haben sie die Arbeit bereits aufgeteilt.

Seine Zuversicht, seine Lebensfreude und seine Hoffnung hat Harald Blum noch lange nicht aufgegeben. „In drei, vier Jahren wird es eine Heilung geben. Da bin ich mir ganz sicher“, lässt er sich nicht entmutigen.

Wer sich informieren oder das Projekt unterstützen will meldet sich unter in 50tagenumdiewelt@gmail.com.

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