Geheimnis um Kloster Vilich gelüftet Über 1000 Jahre Vilicher Reichssttift

Beuel · Manfred van Rey hat die politischen Hintergründe für die Sonderrolle des Klosters erforscht und kommt zu einer erstaunlichen Erkenntnis.

Das Königliche Diplom von Otto III. vom 18. Januar 987 mit der Bestätigung der Gründung des Stiftes Vilich ist für die Bonner Geschichte von herausragender Bedeutung. Der Schreiber der Hofkanzlei und spätere Bischof Bernward von Hildesheim hat das Immunitätsprivileg für den erst sieben Jahre alten König Otto III. verfasst.

Warum kam der König der Bitte von Megingoz und Geberga nach und gewährte dem Stift mit bescheidenen Gütern die gleiche Freiheit wie den berühmten Reichsstiften Quedlinburg, Gandersheim und Essen und verlieh ihm Immunität?

Manfred van Rey, ehemaliger Direktor des Archivs des Rhein-Sieg-Kreises und des Bonner Stadtarchivs, stellte diese Frage in den Fokus seines engagierten, anderthalb Stunden langen Vortrags „Die Gründung des Kanonissenstifts Vilich und die Ottonen“ beim Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-Rechtsrheinisch im Kelterhaus des St. Adelheidisstifts.

„Dass der erst siebenjährige König der Bitte nachkam, musste hochpolitische Gründe haben. Er holte nämlich zuvor den Rat seiner Mutter, der Kaiserin Theophanu, und der meisten seiner Fürsten ein“, sagte der promovierte Historiker mit Lehraufträgen an den Universitäten Bonn und Düsseldorf.

Den reichs- und kirchenpolitischen Grund stellte, so van Rey, die konsequente Ausbildung des Reichskirchensystems dar. Die Königsherrschaft konnte mithilfe der Familienmitglieder der königlichen Sippe nicht gesichert werden, versuchten diese doch ihren erworbenen Besitz und die ihnen übertragenen Herrschaftspositionen zu vererben und durch Generationen zu vermehren. Die geistlichen Würdenträger hingegen konnten keine Dynastien bilden.

Die ottonischen Könige setzten sie daher durch Überlassung von Reichsgut und Reichsrechten in den Stand, die ihnen übertragene Funktion als Stützen der Königsherrschaft auch tatsächlich ausfüllen zu können.

„Dabei war es von großer Bedeutung, dass das den Reichstiften überlassene Reichsgut ihnen als Reichskirchengut weiterhin, wenigstens mittelbar zur Verfügung stand, sie jederzeit zum Königsdienst verpflichtet waren“, betonte van Rey.

Indem nun Otto III. 987 dem privat gegründeten Stift Vilich die Immunität verlieh und es in seinen Schutz nahm, schloss er zwar jegliche Einflussnahme von Seiten Dritter auf das Stift aus. Dafür hielt er aber im Interesse der eigenen Herrschaftssicherung am wichtigen Königsdienst fest.

Denn der für sein Reich geopolitisch bedeutende Köln-Bonner Raum spielte als Bollwerk gegen die Ansprüche des französischen Königs eine wichtige Rolle: Und Vilich lag auf der Grenze zwischen dem westfränkischen und ostfränkischen Königreich, Frankreich und Deutschland.

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