Spanisch-englisch-deutsches Theater in der Brotfabrik Über die tödlichen Grenzen

BEUEL · Es ist ein kleiner Schockmoment, als auf einmal Hunderte kleiner, gelber Quietscheentchen von der Saaldecke des Theaters in der Brotfabrik rauschen. Sie treffen direkt die Schauspieler der Theatergruppe "La Clínica" des Romanistischen Instituts der Uni Bonn.

 Setzen sich kritisch mit Europa und seinen Grenzen auseinander: Die Theatergruppe "LaClínica - teatro hispano".

Setzen sich kritisch mit Europa und seinen Grenzen auseinander: Die Theatergruppe "LaClínica - teatro hispano".

Foto: Maximilian Mühlens

Die Entchen nehmen eine zentrale Rolle im Stück "unfriendly floatees PATOlogía flotante" ein, und sie machen sich nicht nur immer dann bemerkbar, wenn die Schauspieler aus Versehen auf sie treten, sondern sie sind auch die wichtigste Requisite, symbolisieren sie doch Flüchtlinge.

1992 gingen bei einem Sturm im Pazifik 29 000 Quietscheenten über Bord eines Frachtschiffes. Seitdem treiben sie über die Weltmeere und dienen Ozeanographen zur Bestimmung von Meeresströmungen - die "friendly floatees". Jedoch sind die Badeenten und der Plastikmüll der Wohlstandsgesellschaft nicht das Einzige, was durch die Meere treibt. Menschen aus dem Süden versuchen in die Festung Europa zu gelangen und riskieren dabei ihr Leben - sie sind die "unfriendly floatees".

Das Stück der Theatergruppe fordert dabei den Besucher besonders heraus: Es wird auf Spanisch, Deutsch und Englisch gezeigt, wobei der Spanisch-Anteil überwiegt. So lässt das Stück dem Betrachter ordentlich Interpretationsfreiraum, wenn er kein Spanisch spricht. Die Darstellungsstärke der Schauspieler spricht allerdings für sich und bringt die feine und manchmal auch laute Kritik an den Globalisierungsprozessen, der Fremd- und Selbstwahrnehmung Europas, den Migrationsbewegungen und der Machtstrukturen.

Es ist eine Textcollage, die wütendes, spanisches Gegenwartstheater repräsentiert. Die Requisiten sind vielfältig, Kostüme werden ständig gewechselt, mal das Polizeikostüm, der Anzug, ein Kleid und der Bikini - die Vielfalt ist groß. "Die multi-linguale Version sehen wir nicht als Problem an - wir versuchen damit ein noch größeres Publikum anzusprechen, sonst haben wir immer nur auf Spanisch gespielt", erklärte Ensemblemitglied Luis Padberg.

Die Erlöse aus den Aufführungen gehen als Spende an das Projekt Sea-Watch, das sich mit einem Boot im Mittelmeer für die Rettung von Flüchtlingen engagiert.

Die nächsten Termine

Das Stück wird von der Theatergruppe "LaClínica - teatro hispano" auf der Bühne der Brotfabrik, Kreuzstraße 16, aufgeführt. Die nächsten Vorstellungen finden am Dienstag, 23. Juni, und Mittwoch, 24. Juni, jeweils ab 20 Uhr statt.

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