Prüfung für Notärzte in Bonn Übung: Großeinsatz an der Feuerwache

Beuel · Das Gebäude brannte lichterloh. Vor lauter Rauch war kaum etwas zu erkennen. Auf einer Betonfläche außerhalb der Gefahrenzone saßen und lagen um die 20 geschockte Bewohner mit unterschiedlich schweren Verletzungen. Bei einem der Opfer hatte sich sogar ein gesplittertes Holzbrett durch den Unterschenkel gebohrt. Dies war das Szenario bei einer Demonstration an der Feuerwache Beuel an der Maarstraße.

Nach einem fiktiven Wohnungsbrand: Notärzte und Feuerwehr kümmern sich bei der Demonstration um die Schwerverletzten.

Nach einem fiktiven Wohnungsbrand: Notärzte und Feuerwehr kümmern sich bei der Demonstration um die Schwerverletzten.

Foto: Max Malsch

Bereits zum 28. Mal schlossen am Samstag rund 40 Ärzte aus ganz Deutschland in Bonn ihre Ausbildung zum Notarzt ab.

Andreas Bartsch triagierte die Opfer zügig nacheinander – das bedeutet, dass sie in einer bestimmten Reihenfolge versorgt werden. Dann forderte er Hubschrauber, Rettungswagen und weitere Notärzte an und sorgte für die Verteilung der Patienten auf die Bonner Krankenhäuser.

„Triage ist unser Fachbegriff für die schnelle Beurteilung der Patienten. Die Einteilung erfolgt je nach Schwere der Verletzung mit Kennzeichnungskärtchen in unterschiedlichen Farben“, sagten Bartsch und sein Kollege Ulli Heister, als sich der Rauch lichtete. Grün bedeutet, dass jemand leicht verletzt ist. Blau heißt: hoffnungsloser Fall.

Die beiden Leitenden Notärzte zeigten dem Nachwuchs mit der praxisnahen Vorführung am Übungsturm der Beueler Feuerwehr, was alles auf ihn zukommen kann. Heister ist ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes der Stadt Bonn, Bartsch war früher im Waldkrankenhaus sein Vertreter und ist jetzt Mitglied der Gruppe Leitender Notärzte.

Mit Drehleiter und großem personellen Aufwand führten Berufs-, Freiwillige und Jugendfeuerwehr, das Jugendrotkreuz Bornheim sowie der Malteser Hilfsdienst die Übung „Menschenrettung bei Gebäudebrand“ durch, um die jungen Ärzte mit einem möglichst realistischen Vorfällen zu konfrontieren.

Eine Woche lang – täglich neun Stunden – hatten die Aspiranten im Vorfeld Zeit, sich das theoretische und praktische Rüstzeug für ihre künftigen Einsätze in Vorträgen, Fallbesprechungen und Praktika auf der Beueler Feuer- und Rettungswache anzueignen.

Nach einem ergänzenden Praktikum mit mindestens 50 Einsätzen im Notarztdienst erhalten die Teilnehmer dann den Fachkunde-Nachweis für den Rettungsdienst. Der ist nach dem Landesrettungsdienstgesetz Voraussetzung, um als Notarzt vor Ort helfen zu können.

Nach der beeindruckenden Demonstration durchliefen die Teilnehmer parallel in kleinen Gruppen und im 45-Minuten-Takt vier weitere Übungsstationen, an denen sie ihre Fertigkeiten weiter trainieren konnten. „Das alles ist ja nicht unbedingt Alltag für uns“, sagte Olaf Holstege. Der frischgebackene Facharzt für Allgemeinmedizin arbeitet in einer Kölner Gemeinschaftspraxis, nimmt aber aktuell seine Elternzeit war: „Da ist es natürlich ideal, wenn ich ab und zu ein paar Dienste machen kann“, findet er.

Verängstigt scheint die realistische Übung niemanden zu haben: „Das ist natürlich schon eine Herausforderung, aber wenn ich mich entscheide, Notärztin zu werden, muss ich ja davon ausgehen, dass so eine Situation früher oder später auch auf mich zukommen kann“, sagte Teilnehmerin Lisa Koßmann.

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