Mit dem Liegewagen ins Restaurant nach Oberkassel Unerwarteter Service für Schwerbehinderten

OBERKASSEL · Die Stadtwerke helfen einem Schwerbehindertem bei der Anfahrt in sein Lieblingsrestaurant. Seine Frau ist von der Hilfe überwältigt.

 Ehepaar Gebauer in der Karawane.

Ehepaar Gebauer in der Karawane.

Foto: Privat

Von Brühl nach Oberkassel: Das ist keine nennenswerte Entfernung. Für den einen. Für den anderen dagegen kann es ein äußerst schwieriges Unterfangen sein. Jörg Gebauer-Batzer ist zwar erst 53 Jahre, aber schwerbehindert und an den Liegerollstuhl gefesselt. Er befindet sich nach einem Herzstillstand im Wachkoma. Seine Ehefrau Gisela, gebürtige Godesbergerin, pflegt ihn, trainiert mit ihm, sieht ihm an, was er denkt und fühlt, wie sie sagt. Und sie versucht, ihn seine schwierige Situation, wenn irgend möglich, vergessen zu lassen. Wenigstens für einen Augenblick. Kürzlich fasste sie den Entschluss, in das Oberkasseler Restaurant „Karawane“ zu gehen. Es war immer eines der Lieblingsrestaurants ihres Mannes, dort hatten sie vor seinem Anfall im Jahr 2012 ihr Hochzeitsessen organisiert. Seit 17 Jahren gehen sie regelmäßig zu Karlheinz Schonauer, dem Betreiber.

Der letzte Besuch ist schon eine Weile her. „Mein Mann kann zwar nichts mehr essen und wird künstlich ernährt, aber er bekommt natürlich die Atmosphäre mit.“ Das größte Problem, vor dem Gebauer bei solchen Ausflügen steht, ist ein logistisches. Wie die 35 Kilometer bewältigen? Der Liegerolli passt in keinen normalen Wagen hinein. „Ein Spezialtaxi kostet 200 Euro, das geht dann sofort unverhältnismäßig ins Geld.“ Zumal auch die Pflegekraft mitkommen muss. Also griff Gebauer zum Telefon und rief die Stadtwerke, um herauszufinden, wie die Bahnfahrt bis in die „Karawane“ barrierefrei gelingen kann. Der Mann fragte nach den genauen Daten und Uhrzeiten der Hin- und Rückreise und recherchierte. Und so kam es an einem Sonntag zur gemeinsamen Fahrt Richtung Beuel, die Gebauer rückblickend als „erstaunlich“ bezeichnet.

Unerwarteter Service

Als das Brühler Paar mit Liegewagen und Pflegerin am Hauptbahnhof ankam, standen zwei Herren auf dem Bahnsteig, um sie in Empfang zu nehmen. Die Leitstelle hatte zuvor dafür gesorgt, dass die Bahn auf das richtige Gleis findet, um den Umstieg zu erleichtern. Die Stadtwerke-Eskorte wich den Gebauers dann bis zur Endhaltestelle Oberkassel-Nord nicht mehr von der Seite. Sie machte den Umstieg am Bertha-von-Suttner-Platz mit, fragte am Endhalt nach den Rückfahrzeiten und geleitete die Brühler nach dem Essen wieder bis zurück. „Diesen Service“, sagt Gisela Gebauer, „hätte ich nun wirklich nicht erwartet.“ Anja Wenmakers, Geschäftsführerin SWB Bus und Bahn, teilte auf Anfrage mir: „Es freut mich, dass wir helfen konnten. Für das Lob bedanke ich mich herzlich, auch im Namen der hilfsbereiten Kollegen in der Leitstelle und im Serviceteam.“ Die restliche Strecke zur „Karawane“ legte der Tross zu Fuß zurück.

Der bekannte Oberkasseler Wirt hatte einen geeigneten Tisch für die Stammgäste reserviert. „Nicht der Rede wert“, sagt Schonauer. Den Duft, die Atmosphäre erledigte dann die „Rundreise“, die die Karawane seit jeher im Angebot hat: sieben Köstlichkeiten aus dem Orient. „Es war meinem Mann anzusehen, dass es ihm gut gefallen hat“, sagt Gebauer.

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