Kessko-Museum in Beuel Unternehmensgeschichte zum Anfassen

Beuel · Kessko hat ein kleines Museum eingerichtet. Der gläserne Raum in der ehemaligen Werbeabteilung dokumentiert die 111-jährige Geschichte des Familienbetriebs. Erinnerungen an Götz George, der Szenen für den Film "Der Chef will Schokolade" drehte.

„Mein Bruder Wolfgang hatte die Idee für dieses „Firmen“-Museum, als wir den neuen Verwaltungstrakt fertiggestellt haben und dafür andere Räume im Unternehmen frei wurden“, berichtet Helmut Kessler, Gesellschafter der Firma Kessko an der Königswinterer Straße.

Er und seine Nichte Ulrike, ebenfalls Gesellschafterin und Beiratsmitglied, ergänzen und betreuen das kleine Museum, das 1998 eingerichtet wurde. Schon auf dem Gang riecht es nach einer Mischung aus Gewürzen, Pülverchen und Wässerchen, Papier und Metall. Hinter der gläsernen Tür gibt es dann allerhand zu bestaunen, darunter alte Original-Verpackungen für Puddingpulver aus den 50er Jahren und Kakao, eine alte Rechenmaschine aus dem Jahr 1954 sowie jede Menge handgeschriebene, dicke Bücher, etwa aus dem Jahr 1937 mit Eintragungen Soll und Haben sowie unzählige historische Rechnungen und alte Alben mit Fotografien aus 111 Jahren Firmengeschichte in Beuel.

In einer Ecke wird der Betrachter in die ersten Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts versetzt. „Das sind eine alte Rego-Anschlagmaschine, eine Filtrieranlage sowie original Holzkisten, in denen früher jeweils 12,5 Kilo Marzipan in Pergamentpapier abgepackt und transportiert wurden. Direkt nach der Wende erinnerten sich die ehemaligen Kunden in der damaligen DDR an uns und haben uns von dort die alten Holzkisten zurückgeschickt“, berichtet Kessler.

Musterkoffer mit Fläschen voller Essenzen

Der Erfindungsreichtum der „Ossis“, die es in der damaligen Mangelwirtschaft verstanden, aus der Not eine Tugend zu machen, ist dabei dokumentiert: So wurde etwa eine der Kisten mit Deckel und Schloss versehen, um sie als Werkzeugkiste benutzen zu können. Mehr als 100 Jahre Industriegeschichte des 1905 in Hilden gegründeten Betriebes zeugen von gravierenden technischen Entwicklungen.

So sind im kleinen Museum „EDV-Lochkarten“ sowie einer der ersten Personal-Computer zu bestaunen. Auch sind etwa die Musterkoffer mit den ganzen kleinen Fläschchen voller Essenzen erhalten, mit denen die Vertreter früher die Bäckereien und Backbetriebe aufgesucht haben. Eine Feinwaage sowie historische Rezeptbücher dürfen natürlich nicht fehlen.

Eine Nougatharfe, Säckchen mit speziellen Kakaobohnen und Metall-Schokoformen für Osterhasen lassen die Herzen aller Liebhaber süßer Speisen höherschlagen. Dort finden sich auch jede Menge historischer Fotos aus der Geschichte Beuels, wie die, die den Flugzeugabsturz der British Air Force 1955 über der Firma Kessko zeigen. Und dann holt Helmut Kessler noch ein besonderes Bild hervor. Es zeigt den kürzlich verstorbenen Schauspieler Götz George gemeinsam mit Helmut Kessler.

Vierte Generation Kessler

„Hier in unserem Werk wurden einige Szenen für Georges Film ‚Schokolade für den Chef‘ gedreht“, berichtet der Gesellschafter. Die Bedeutung der Firma für Beuel unterstreicht auch eine Zeitungsbeilage aus dem Jahr 1980, die im Museum aufbewahrt wird. Dort heißt es: „Mehr als 60 Jahre Beueler Wirtschaftsgeschichte haben drei Generationen des Familienunternehmens Kessler an maßgeblicher Stelle mitgestaltet.

Kessko, seit 1917 an der Königswinterer Straße in Beuel ansässig, ist weltweit zu einem Begriff für erstklassige Backhilfsmittel und Halbfabrikate in den Bereichen Konditorei, Bäckerei, Confiserie, Eiscafés, Süßwaren- und Dauerbackwarenindustrie geworden.“

Firmengründer Gustav Kessler folgten sein gleichnamiger Sohn und später dessen Söhne Helmut und Wolfgang. „Wir sind ein reines Familienunternehmen und wir sind fest mit dem Standort Beuel verbunden. Die Traditionsgeschichte möchten wir gerne in unserm kleinen Museum bestehen lassen und weiter dokumentieren. Ich freue mich besonders, dass sich auch die vierte Generation, in Person meiner Nichte Ulrike, mit großem Interesse einbringt“, sagt Helmut Kessler.

Die Lage des kleinen Museums innerhalb eines Lebensmittelbetriebes mit hohen Sicherheits- und Hygieneauflagen ermöglicht es leider nicht, das Museum der breiten Öffentlichkeit zu öffnen. Es ist jedoch regelmäßige Anlaufstelle bei kleineren fachlichen Betriebsführungen.

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