Anne-Frank-Schule in Beuel Unterricht bis zur letzten Stunde

Beuel · Vor den Sommerferien 2017 ist Schluss. Die Lehrer werden nach und nach an andere Standorte vermittelt, und 24 Schüler müssen sich eine neue Schule suchen: Das Ende einer Hauptschule.

Die Anne-Frank-Schule in Beuel.

Die Anne-Frank-Schule in Beuel.

Foto: Max Malsch

58 Schüler hat die Anne-Frank-Schule mit Datum 28. September. Vor rund zehn Jahren waren es noch 750. Das Aus für die Hauptschule ist mit Ende des Schuljahrs im Sommer 2017 beschlossen. Dann haben die Schüler der zehnten Klassen ihren Abschluss in der Tasche. Die Schüler der angehenden Zehn wechseln zu einer der vier bestehenden Bonner Hauptschulen.

Schuldirektor Robert Schoeneberg (54) leitet die Einrichtung seit zwei Jahren. Sein Auftrag: „Abwickeln. Keine angenehme Aufgabe.“ Schoeneberg hat darin Routine. Es ist seine vierte Schließung.

Schoeneberg würde das Format Hauptschule erhalten

Doch der einstige Gymnasiallehrer würde nach seinen bisherigen Erfahrungen das Format Hauptschule lieber erhalten. „Ich frage mich, ob die Sekundarschule wirklich eine Alternative ist.“ Hauptschulen seien in der öffentlichen Meinung zu negativ besetzt. Er habe in den vergangenen Jahren festgestellt, dass dort ein viel persönlicherer Umgang herrsche.

„Keiner wird fallengelassen . Und das ist es, was viele junge Leute brauchen. Der Unterricht dient auch dazu, jedem Einzelnen Berufsperspektiven aufzuzeigen. Die Lehrer begleiten sie sogar in der Phase des Berufseinstiegs.“ In der Anne-Frank-Schule seien viele gute Konzepte entwickelt und ein hochwertiger Unterricht erteilt worden.

Am Dienstag beispielsweise erhielten die beiden 10. Klassen spezielle Zertifikate der Verbraucherzentrale. Sie haben an einem Wirtschaftstraining im Umgang mit Geld teilgenommen.

„In zehn Unterrichtseinheiten konnten sich die Schüler praxisnahe Kompetenz zu Themen wie Kaufvertrag, Rechnung, Mahnung oder Girokonto aneignen“, erläuterte Berufswahlkoordinatorin Tanja Kleine. „Seitens der Lehrer steckt Herzblut in der Gestaltung des Schulalltags“, bestätigt Schoeneberg. So soll es bis zur letzten Stunde bleiben. „Für die Schüler ist es relativ entspannt. Der Unterricht läuft regulär. Wir haben sogar eine Überdeckung an Lehrern.“

Was wird überhaupt aus ihnen? Nach einem Stufenplan werden die Stellen abgebaut. Schoeneberg: „Bezirksregierung, Schulamt und Schulleiter kümmern sich darum, dass die Lehrer eine adäquate neue Stelle bekommen. Hauptschullehrer sind meistens sehr gut qualifiziert. Wir berücksichtigen ihre Wünsche wie beispielsweise einen wohnortnahen Arbeitsplatz.“

Das Schulgebäude wurde vor zehn Jahren renoviert

Dass es allerdings Probleme gibt, will er nicht bestreiten. Eine „Abwicklung“ bringe auch immer einen gewissen Frust mit sich. „Die Tatsache als solche ist deprimierend.“ Schließlich gehe auch alles zu Ende, wofür sich die Lehrer vor Ort engagiert haben. Das Kollegium, ein eingespieltes Team, gehe auseinander.

Für die 24 Schüler, die im Sommer noch keinen Abschluss haben, stehen in Bonn vier Hauptschulen zur Auswahl: Die Hedwig-Schule in Auerberg, die Karl-Simrock-Schule in Endenich, die August-Macke-Schule in Hardtberg und das Schulzentrum Pennenfeld. „Das sind angesichts der Schülerzahlen vier starke Hauptschulen“, so Schoeneberg.

Die Realschule Beuel mache einen guten Tausch. Das Gebäude wurde vor zehn Jahren renoviert. Die Fachräume seien bestens ausgestattet, und es gebe eine große Turnhalle. Was aus ihm selbst wird, weiß Schoeneberg noch nicht. „Vermutlich werde ich die nächste Hauptschule bis zu ihrem Ende begleiten.“

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