Spielstraße für Geislar Vater fordert verkehrsberuhigte Zone vor der eigenen Haustür

Geislar · Ein Unfall mit kleinen Kindern in der Peter-Heider-Straße: Mit einem Bürgerantrag will Jakob Wegenast aus Geislar verhindern, dass es dazu kommt. Er schlägt die Umwandlung in eine verkehrsberuhigte Zone vor. Hier gilt Schrittgeschwindigkeit.

Jakob Wegenast sorgt sich um die Sicherheit seiner beiden Söhne.

Foto: Benjamin Westhoff

Mit einem Knalleffekt hat Jakob Wegenast (34) unlängst auf die aus seiner Sicht vorhandenen Gefahrenpunkte für Kinder in der Peter-Heider-Straße in Geislar aufmerksam gemacht – und für die Einstufung als verkehrsberuhigte Zone geworben. Ein Video hatte er Verordneten der Bezirksvertretung (BV) Beuel gezeigt. Darin sieht man ein Auto, das mit Tempo 25 in der Straße fährt, vorbei an parkenden Fahrzeugen auf beiden Seiten. Bis Wegenast laut rief: „Jetzt ist ein Kind auf die Straße gelaufen!“

Seit Dezember 2019 lebt Jakob Wegenast mit seiner Ehefrau Muna und zwei Jungen (2 und 6) in der Peter-Heider-Straße. Seine Befürchtung ist: Zwischen den geparkten Fahrzeugen in der Peter-Heider-Straße könnten Kinder beim Spielen schnell auf die Straße geraten. Aufgrund ihrer geringen Größe könnten sie zudem zwischen parkenden Autos nur eingeschränkt auf die Fahrbahn schauen. Andererseits sei es für Autofahrer schwierig, Kinder rechtzeitig in den Ein- und Ausfahrten zu sehen.

Serge Mpouma, Vorsitzender des Bürgervereins Geislar, sieht eine weitere Gefahr für Kinder, die beispielsweise nicht über große Fahrzeuge wie SUV (Sports Utility Vehicles) hinübersehen könnten. „Und es gibt immer mehr Elektrofahrzeuge, die man kaum hört“, sagt Mpouma.

Bürgerantrag mehrfach verschoben

Deshalb hatte Wegenast einen Bürgerantrag in die BV Beuel eingebracht: mit dem Ziel der Einstufung als verkehrsberuhigte Zone, auch wenn in der Überschrift des Antrages „Spielstraße“ steht. In einer verkehrsberuhigten Zone gilt Schrittgeschwindigkeit für Fahrzeuge. Dreimal stand das Thema seit Anfang Dezember auf der Tagesordnung der BV, dreimal wurde die Beratung darüber verschoben. Auch Mitte Juni gab es einen weiteren Aufschub – mit einem Unterschied: Auf Vorschlag von Maximilian Blesch, Fraktionssprecher der SPD, soll es eine Bürgerversammlung mit Anwohnern geben. 

Ein Dutzend Häuser gibt es in der Peter-Heider-Straße. „Ich habe mit fast allen Nachbarn gesprochen. Die Grundstimmung zeigt bei ihnen eine Unterstützung für den Bürgerantrag“, sagt Wegenast. Einige Nachbarn hätten ihm zudem erzählt, dass sie sich so etwas wie eine verkehrsberuhigte Zone früher gewünscht hätten, als deren Kinder noch klein gewesen seien.

Verschiedene Perspektiven

Aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet Nachbarin Stéphanie Pütz-De Pury die Situation. Mit ihrem Ehemann und Zwillingen (4) lebt sie ebenfalls in der Peter-Heider-Straße. „Ich unterstütze das Anliegen grundsätzlich“, sagt sie. Zugleich sehe sie noch keine Gefahr für ihre Kinder. „Sie sind zu jung und deshalb nicht alleine auf der Straße, und schon gar nicht ohne Aufsicht“, fügt sie hinzu.

Außerdem gibt Pütz-De Pury zu bedenken, dass generell in Geislar ein Tempolimit bis zu einer Geschwindigkeit von 30 Kilometern in der Stunde gelte. „Man darf also weder mit mehr als Tempo 30 noch mit mehr als Tempo 50 durch Geislar fahren.“

Zudem müssten aus Sicht von Pütz-De Pury noch einige Fragen geklärt werden. Etwa, wo Nachbarn ihre Autos parken sollen – wenn eine verkehrsberuhigte Zone eingerichtet würde. Darauf verweist auch Wegenast. „Momentan ist das Parken überall möglich. Es ist aber auch zu klären, ob Kosten durch eine Einstufung als verkehrsberuhigte Zone entstehen. Deshalb ist Transparenz wichtig“, sagt er.

Stimmungsbild vor der Entscheidung

Mit seinem Vorschlag für eine Bürgerversammlung hofft Blesch, ein Stimmungsbild – vor einer Entscheidung in der BV – einholen zu können. „Dabei sollten auch Vertreter der Verwaltung dabei sein, um Informationen geben können“, sagt Blesch. Ein Termin für die Bürgerversammlung steht noch nicht fest, teilt das Presseamt der Stadt auf Anfrage mit.

Im Zuge des Bürgerantrags hat die Verwaltung den BV-Verordneten einige Informationen bereitgestellt. Für eine verkehrsberuhigte Zone sei Voraussetzung, dass das typische Aussehen einer Straße mit Fahrbahn und Gehweg wegfällt, was im Fall der Peter-Heider-Straße ohne Bürgersteig bereits gegeben ist. Zudem seien Pflanzbeete oder -kübel denkbar. In der Peter-Heider-Straße könnten zudem Parkmarkierungen auf beiden Seiten aufgebracht werden, die versetzt zueinander liegen.

Markierung von Parkflächen wäre kostenfrei

Und im Gegensatz zu einer Tempo-30-Zone dürfen in einer verkehrsberuhigten Zone nur gekennzeichnete Flächen zum Parken genutzt werden. Dies würde in der Peter-Heider-Straße die mögliche Anzahl von Stellplätzen reduzieren: In der Folge könnten Anwohner beispielsweise nicht mehr vor der eigenen Einfahrt parken. Die Markierung von Parkflächen wäre kostenfrei.

Auch eine Empfehlung gibt die Verwaltung an die Bezirksverordneten: Statt der Einstufung als verkehrsberuhigte Zone zuzustimmen, schlägt sie vor, die Zahl „30“ auf die Fahrbahn aufzubringen und somit Verkehrsteilnehmer an die erlaubte Höchstgeschwindigkeit zu erinnern. Damit wäre, so die Verwaltung, weiterhin ein Parken in der Straße erlaubt.

Für Wegenast ist das keine Lösung: „Auch mit Tempo 30 würde weiterhin ein Risiko bestehen, denn diese Höchstgeschwindigkeit gilt ja bereits. Und sie erlaubt keine ausreichende Reaktionszeit – für Kinder und Fahrer.“