Erste Veedelssitzung der Bezirksvertretung Beuel Raus aus dem Rathaus, rein in die Orte

Oberkassel · Bei der ersten Veedelssitzung der Bezirksvertretung Beuel kamen die Bürger zu Wort. Kritik gab es für die Kommunikation der Stadt Bonn bei Oberkasseler Problemen. Die Umsetzung vieler beschlossener Themen dauert nach Ansicht der Bürger zu lange.

Bezirksbürgemeister Guido Pfeiffer diskutiert mit den Oberkasseler Vereinsvorsitzenden Sebastian Freistedt und Oliver Lohr (v.l.).

Bezirksbürgemeister Guido Pfeiffer diskutiert mit den Oberkasseler Vereinsvorsitzenden Sebastian Freistedt und Oliver Lohr (v.l.).

Foto: Benjamin Westhoff

„Demokratie funktioniert nur dann, wenn man sie versteht“, mit diesen Worten eröffnete am Mittwochabend Beuels Bezirksbürgermeister Guido Pfeiffer (Bündnis 90/Die Grünen) die erste sogenannte Veedelssitzung der Bezirksvertretung. Er dankte dem Tambourcorps Grün-Weiß Oberkassel, das sein Vereinsheim neben dem Alten Rathaus als Sitzungsraum zur Verfügung gestellt hatte. Dieses „Auswärtsspiel“ der Bezirksvertretung soll einmal im Jahr abwechselnd in den Beueler Stadtteilen stattfinden, damit die Bürger leichter an den Sitzungen teilnehmen können.

„Selten war es so einfach, mit uns in Kontakt zu kommen“, sagte Pfeiffer. Er forderte die knapp 20 Bürger auf, ihre Wünsche und Anregungen schriftlich zu formulieren und in eine Mappe im Sitzungssaal zu legen. „Alle Fragen werden beantwortet“, versprach Pfeiffer.

Kritik am Umgang mit dem Kinkel-Denkmal

Sebastian Freistedt, Vorsitzender des Heimatvereins Oberkassel, dankte Politik und Verwaltung, dass Oberkassel als erster Beueler Stadtteil zu Wort kommen darf. „Oberkassel hat 7000 Einwohner, jeder zehnte Beueler wohnt somit in Oberkassel“, sagte Freistedt. Die Sanierung beziehungsweise Reparatur des Kinkel-Denkmals steht auf seiner Wunschliste auf Platz eins: „Vor fast genau einem Jahr wurden die vier Bronzetafeln von Metalldieben gestohlen. Was ich seitdem bei diesem Thema mit der Stadtverwaltung erlebt habe, ist schon eine spezielle Geschichte.“ Im Stadthaus in Bonn habe man wohl vergessen, dass Oberkassel seit dem 1. August 1969 zu Bonn gehört. „Man stelle sich vor, vom Beethoven-Denkmal wäre etwas gestohlen worden und ein Jahr lang wäre nichts passiert. Unvorstellbar, das wäre auch nicht passiert. Aber Oberkassel wird anscheinend von der Stadt anders behandelt als die Bonner Innenstadt“, so Freistedt. Der Heimatverein wird beim Maikäferfest am Samstag, 3. Juni, einen Infostand am Denkmal aufbauen.

Oliver Lohr, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Oberkassel (WOK) und Vorsitzender der KG Kaasseler Jonge, sagte vor dem Plenum: „Die Veedelssitzung ist eine tolle Idee. Somit rücken wir näher an die Politik. Aber als Friseur bekomme ich die Tagespolitik hautnah mit. Reaktionen auf Entscheidungen der Stadt Bonn laden Bürger bei mir spontan ab.“ Und er lieferte auch eine Mängelliste ab.

Der örtliche Karneval benötigt Hilfe

Lohr informierte Politik und Verwaltung darüber, dass der Oberkasseler Karneval dringend Unterstützung benötigt, um zu überleben: „Corona hat unserem Karneval intensiv geschadet.“ Die Händler im Ort hätten außerdem große Sorgen, dass der motorisierte Verkehr ähnlich wie in Bonn aus den Straßen gedrängt werden könnte: „Wenn die Autos nicht mehr in die Oberkasseler Innenstadt fahren können, schneiden wir nicht nur den Senioren den Zugang zum Ort ab. Auch eine geplante Parkraumbewirtschaftung für Oberkassel kommt nicht gut an.“ Vorschlag von ihm: Der Kirmesplatz in Oberkassel soll komplett als Parkplatz für Autos und Fahrräder genutzt werden, weil es zu wenig Parkraum im Oberkasseler Zentrum gebe.

Mehr Hilfe seitens der Stadt wünscht sich die Händlergemeinschaft bei der Vorbereitung des Maikäferfests. Beispiel: Kostenloses Aufstellen der Beschilderung. Eine weitere Forderung von Lohr lautet: „Die drei Stadtbahnhaltestellen müssen erhalten bleiben. Ein Schließen von Oberkassel-Mitte, wie von Stadt und SWB angeregt, wäre eine Katastrophe für das Miteinander in Oberkassel“, so Lohr. Er kritisierte auch die Anhebung der Gewerbesteuer in Bonn. „Wir kommen so nicht aus der Krise raus“, sagte der selbstständige Friseurmeister.

Lob gab es von Lohr für die Veranstaltungskoordination der Stadt Bonn: „Die Unterstützung unserer Feste ist vorbildlich.“

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