Verein für geistig Beeinträchtigte in Beuel Wie das Team Bananenflanke eine Mannschaft formt

Limperich · Das Team Bananenflanke bietet jungen Menschen mit geistiger Einschränkung ein pädagogisches Fußballerlebnis ohne Leistungsdruck. Der Verein sucht nach ehrenamtlichen Trainern und nach einem Sportplatz für den Winter.

Vier gegen einen: Die älteren Spieler des Bonner Teams Bananenflanke beim Training auf dem Sportplatz des Kardinal-Frings-Gymnasiums.

Vier gegen einen: Die älteren Spieler des Bonner Teams Bananenflanke beim Training auf dem Sportplatz des Kardinal-Frings-Gymnasiums.

Foto: Stefan Knopp

Dennis will zunächst nicht verraten, warum er nicht mehr bei dem Verein Fußball spielt, bei dem er früher einmal war. Der 25-Jährige überwindet sich dann aber doch. „Wegen der Behinderung.“ Leistungsdruck, Liga-Betrieb, mit den Mannschaftskameraden mithalten – das hat man ihm damals, als er zwölf Jahre alt war, nicht zugetraut.

Heute ist er Kapitän einer Mannschaft, die viele solcher Geschichten kennt. Abdulmoghit musste mit anhören, wie ein Fußballtrainer seinem Vater erklärte, warum er nicht mitspielen durfte – auch er hat eine geistige Behinderung, was aber nicht bedeutet, dass ihn solche Ausführungen nicht zutiefst kränken würden. Er spielt jetzt im Bonner „Team Bananenflanke“, Spitzname „Habibi“. Dort blühen er und Dennis und die anderen auf, zeigen ihr Potenzial auf und neben dem Platz.

Einmal in der Woche kommen sie zum Sportplatz des Kardinal-Frings-Gymnasiums, dann wird trainiert und gespielt, man hat Spaß und pflegt ein herzliches Miteinander. „Die wichtigste Kernkompetenz ist: Nähe zulassen“, sagt Klaus-Dieter Häseler. Er ist Vereinsvorsitzender und Chef eines Teams aus derzeit sechs ehrenamtlichen Trainern. „Uns alle vereint, dass wir keine Angst haben, wenn die auf uns zu kommen, Nähe suchen und uns im Spiel umarmen.“ Man dürfe aber weder zu verkopft an die Sache herangehen noch zu entgegenkommend. „Die Spieler wollen nicht gepampert werden. Die wollen ernst genommen werden, auch mal einen Anschiss haben.“

Jugendliche werden in üblichen Vereinen aussortiert

Im Kindesalter dürfen die Jugendlichen oft noch bei normalen Fußballvereinen mitspielen. „Aber wenn sie älter werden, werden sie aussortiert, weil sie langsamer sind“, so Häseler. Es gibt nur wenige Ausnahmen, Tim Lukas etwa, der im Dorfverein von Derkum bei Weilerswist im Tor steht. „Für mich ist das hier Urlaub“, sagt er, während er ganz selbstverständlich die Torschüsse der jüngeren Spieler durchlässt – das Erfolgserlebnis ist ein ganz zentraler Punkt bei diesen besonderen Fußballern. Der junge Mann mit Asperger-Syndrom ist auch Co-Trainer beim Team Bananenflanke, das Anfang 2016 nach der Vorlage aus Regensburg gegründet wurde (siehe „Bananenflanke“).

Ursprünglich wurde in Alfter trainiert, zum ersten Termin auf dem Platz der Alanus Hochschule kamen acht Spieler. Wie groß der Bedarf an so einem Angebot ist, merkte man schnell: Der Platz wurde zu klein, schon im Herbst 2016 zog man an den heutigen Standort um. Dort kann man im Winter die Turnhalle nutzen. Die sei aber zu klein, vor allem für die Kicker, die seit der Gründung dabei sind, sagt Pressesprecher Tobias Weidmann.

„Es fehlt an Trainingsmöglichkeiten und an Trainern“, sagt er. Man hat zwar den Sportplatz und ist der Schulleitung auch sehr dankbar dafür, aber der Platz verfügt nicht über ein Flutlicht, sodass das Training im Winter sehr früh stattfinden oder ausfallen muss. Der Verein sucht deshalb nach einem neuen Zuhause in Bonn oder der näheren Umgebung für die 44 Spieler.

Und dann sucht man weitere Trainer, denn auch mit den beiden jüngsten Neuzugängen, die erst in dieser Woche fest zugesagt haben, kann man die Warteliste nur bedingt abbauen. Und die ist lang. Weidmann erklärt, woran es liegt: „Wir brauchen einen ziemlich kleinen Betreuungsschlüssel. Es gibt Spieler, die brauchen einen an der Hand, andere sind schon selbstständiger.“ Es müssen nicht gestandene Trainer sein wie Häseler, der einst vom FC BW Friesdorf kam, weil er genug hatte vom Jugendfußball, von meckernden Eltern und rohen Sitten am Spieltag. Er ist außerdem Heilerziehungspfleger und damit sozusagen die eierlegende Wollmilchsau für das Team Bananenflanke.

 Nichts geht über das Erfolgserlebnis: Die Spieler des Bonner Teams Bananenflanke beim Training auf dem Sportplatz des Kardinal-Frings-Gymnasiums.

Nichts geht über das Erfolgserlebnis: Die Spieler des Bonner Teams Bananenflanke beim Training auf dem Sportplatz des Kardinal-Frings-Gymnasiums.

Foto: Stefan Knopp

Jeder, der Lust auf ein sportliches Ehrenamt hat, sich ein bisschen mit Fußball auskennt und über gewisse soziale Kompetenzen verfügt, könne mitmachen. Die Kinder trainieren, zu Liga-Turnieren fahren – für die Spieler laut Häseler das absolute Highlight des Jahres – und viel mitnehmen für das, was man gibt. Denn man bietet diesen jungen Menschen mit geistiger Behinderung einen Anker. „Für die Kinder wird die Woche durchgestaltet“, sagt Häseler. „Aber am Wochenende ist Tristesse.“ Da sei eine Fahrt in eine der anderen Städte die Krönung, natürlich mit Begleitung der Eltern. Man fährt mit dem Zug, trifft auf andere Mannschaften, und auch wenn die Bananenflanken-Liga keine wirkliche Liga ist, kommt auch ein Wettkampfgedanke auf.

Auch neue Mitglieder sind gerne gesehen. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 60 Euro im Jahr und stellt neben Spenden und gelegentlicher Förderung das Geld dar, mit dem alles bestritten wird. Dazu gehört auch der Betrieb des mobilen Soccercourts, der bei Veranstaltungen zum Einsatz kommt. Für ihn sucht der Verein einen neuen Stellplatz.

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