Ärger in Holzlar Vielen Kitas fehlen die Hauswirtschaftskräfte

Beuel · Mit den Erzieherinnen seiner vierjährigen Tochter ist Enis Ajvazi sehr zufrieden. Was jedoch jeden Mittag im städtischen Kindergarten an der Siegburger Straße geschieht, ist er nicht länger gewillt hinzunehmen.

"Die Erzieherinnen müssen jeden Tag für circa vier Stunden abwechselnd Küchenaufgaben übernehmen, weil das Personal für die Küche gänzlich fehlt", so Artas Vater. In dieser Zeit müssten die Frauen zwangsläufig ihre Hauptaufgabe vernachlässigen, nämlich seine Tochter und die 110 anderen Kinder zu betreuen.

Damit die Kita-Kinder und auch die Erzieherinnen eine hauptamtliche Hauswirtschaftskraft zur Seite gestellt bekommen, schrieb der Holzlarer einen Protestbrief an den Bonner Jugendamtschef Udo Stein. Nicht nur, dass Ajvazi innerhalb von zwei Wochen eine Antwort erhielt. "Herr Stein hat mir auch vollkommen recht gegeben."

Warum sich in absehbarer Zukunft trotzdem nichts ändern wird, erklärte der Jugendamtschef auf GA-Nachfrage wie folgt: "Die Finanzierungspauschalen sind nach dem Kinderbildungsgesetz in den meisten Fällen nicht ausreichend bemessen, um neben den pädagogischen Leistungen der Einrichtungen hauswirtschaftliche Kräfte zu beschäftigen." Doch die Stadt habe keine weiteren Mittel für diesen Posten zur Verfügung.

Allerdings müssen die Erzieher nicht in jeder städtischen Kita über Stunden Küchen- oder Reinigungsaufgaben erledigen. Laut Stein sind in 37 von 64 Einrichtungen Hauswirtschaftskräfte im Einsatz. Empfindet er das nicht als ungerecht? Die Stadt habe eine Art Ranking entwickelt, aus dem sich eine Dringlichkeit für die Kindergärten ergibt.

"Wir schauen, wo es sich um Familienzentren handelt, die wegen ihrer zusätzlichen Aufgaben Unterstützung im hauswirtschaftlichen Bereich benötigen", so der Amtsleiter. Ferner gehe es um die Zahl der unter Dreijährigen und danach, wie viele Kinder über Mittag bleiben. Stein verweist aber auch auf eine Stellungnahme aus dem Jugendhilfeausschuss vom Juni.

"Aus fachlicher Sicht wird die Beschäftigung weiterer Hauswirtschaftskräfte für notwendig erachtet", heißt es dort. Deshalb suche die Stadt händeringend nach 1-Euro-Kräften, bislang aber ohne Erfolg.

Das Verständnis der Stadt tröstet Enis Ajvazi wenig. "Für mich verstößt das Vorgehen der Verwaltung gegen das Grundrecht auf Gleichbehandlung und Gleichberechtigung."

Und zwar, das ist ihm wichtig, nicht nur den Kindern, sondern auch den Erzieherinnen gegenüber. "Wenn 37 Kindergärten eine Unterstützung haben, dann haben die anderen 27 auch eine verdient", meint der Vater der vierjährigen Arta. Steins Argument, es fehle am Geld, lässt er jedenfalls nicht gelten. Deshalb will er nun überlegen, rechtliche Schritte einzuleiten.

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