Bauhaus-Baustelle Vilicher Proteste weiten sich aus

VILICH · "Sechs Wochen mit 30 Arbeitstagen, multipliziert mit 500 Einschlägen à 20 Tonnen, ergibt insgesamt 15.000 Einschläge." Diese Rechnung macht Ingo Santarossa auf und konfrontiert damit die Stadt Bonn.

Bei diesem Zahlenbeispiel handelt es sich um die Lärm- und Schwingungsbelastung für zahlreiche Bürger aus Vilich - ausgelöst durch die Großbaustelle an der Kreuzung Sankt Augustiner Straße (B56)/Ecke Gartenstraße.

Santarossa zählt zu den Nachbarn, die Schäden an ihrem Haus festgestellt haben. Die Schäden sind nach Überzeugung der Anlieger durch die starken Erderschütterungen entstanden, die der Seilkran bei seiner Arbeit auf der Großbaustelle erzeugt. Seit Mitte Mai lässt der Kran aus 20 Metern Höhe ein 20 Tonnen schweres Gewicht auf die Erde fallen, um den Boden zu verdichten. Diese sogenannte "dynamische Bodenverdichtung" ist erforderlich, weil auf dem ehemaligen Deponiegelände ein Heimwerkermarkt der Bauhaus-Kette errichtet werden soll.

Der Ärger zieht immer weitere Kreise: Mittlerweile haben 220 Bürger die Unterschriftenliste der eigens gegründeten Bürgerinitiative unterzeichnet. Selbst überregionale Medien berichten bereits über Bonns "lauteste Baustelle".

Seit dem Wochenende liegt der Initiative auch das Antwortschreiben von Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch vor. Die Bürger hatten ihm persönlich geschrieben und um Hilfe gebeten. Der OB sieht allerdings die Verantwortung nicht bei der Bundesstadt. Auch von der Verwaltung durchgeführte Kontrollmessungen hätten kein Überschreiten der Grenzwerte ergeben. "Nach Kenntnis der Stadt hat der Bauherr den Eigentümern im Umfeld seines Baugrundstücks ein Beweissicherungsverfahren angeboten", schreibt der Oberbürgermeister.

Dieses Verfahren sei zwar keine Voraussetzung, um Ansprüche aus eventuellen Schäden gegen den Bauherren geltend zu machen, es erleichtere aber die Regulierung der Schäden, so der Verwaltungschef. Nimptsch räumt ein, dass es wünschenswert gewesen wäre, wenn die Baufirma die Information der Bürger über mögliche Belastungen frühzeitiger durchgeführt hätte.

Werner Janik-Mehlem, Sprecher der Bürgerinitiative, ärgert sich vor allem über einen Absatz des OB-Briefes. Und zwar geht es um eine mögliche Belastung des Grundwassers mit Deponiegasen. In dem Brief bestätigt der OB die Befürchtung vieler Bürger: "Regelmäßige Untersuchungen des Grundwassers haben gezeigt, dass sich eine Auswirkung auf das Grundwasser durch Sickerwasser nachweisen lässt, ohne dass aber bedenkliche Konzentrationen festgestellt wurden", heißt es in dem Schreiben der Stadt.

"Diese Antwort ist schockierend. Die Stadt nimmt eine Grundwasser-Kontaminierung billigend in Kauf. Das ist grob fahrlässig und unverantwortlich", erklärte Werner Janik-Mehlem.

Die Bezirksvertretung Beuel wird sich am Mittwoch ab 17 Uhr im Rathaus Beuel , Friedrich-Breuer-Straße 65, mit dem Thema beschäftigen.

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