Der Bauboom der 1960er Jahre Vor 50 Jahren zogen die Ersten in die Kolping-Siedlung

Beuel · Die Anwohner feiern an diesem Samstag ein Fest mit Feuerwerk. Der damalige Vorsitzende Heinz Meyer bringt die alte Fahne mit.

 Friedhelm Manhillen erinnert sich noch genau an die Schlüsselübergabe vor 50 Jahren.

Friedhelm Manhillen erinnert sich noch genau an die Schlüsselübergabe vor 50 Jahren.

Foto: Barbara Frommann

Luxus pur – vom Untergeschoss bis unter den Dachstuhl. „Wir hatten ein Badezimmer, es gab eine Zentralheizung und jedes Kind hatte ein eigenes Zimmer“, erinnert sich Friedhelm Manhillen zurück und lächelt. „Die Häuser waren für die damalige Zeit wirklich sehr komfortabel.“ Zwar lagen die Neubauten im Herbst 1967 am Rande der damaligen Bebauung in Beuel, „doch wir hatten hier alles was wir brauchten. Es ist nach wie vor schön, hier zu wohnen. Ich könnte mir keinen besseren Ort vorstellen.“

Die meisten Bauherren von damals leben zwar längst nicht mehr in den schmucken Einfamilienhäusern der sogenannten Kolping-Siedlung rund um die Von-Pfingsten-Straße. Längst hat die nächste Generation die Immobilie übernommen. Geblieben ist allerdings die einzigartige Nachbarschaft. „Daran hat sich in den vergangenen 50 Jahren nichts verändert. Hier kann sich noch immer jeder auf jeden verlassen“, sagt Manhillen. Und diesen Zusammenhalt sowie das 50-jährige Bestehen ihrer Siedlung werden die Anwohner an diesem Samstag feiern.

Die Siedlung entstand damals aus einer Not heraus. Ende der 1950er Jahre gab es kaum bezahlbare Wohnungen, ein eigenes Haus konnten sich nur wenige leisten. Die Bonner Kolpingfamilie machte sich damals dafür stark, dass familiengerechte Einfamilienhäuser preiswert gebaut werden konnten. Der damalige Kolping-Präses und Pfarrer von Vilich, Fritz Schorn, unterstützte das Vorhaben. Dafür stellte er sogar Kirchenland in Erbpacht zur Verfügung. Allerdings sollten nur Familien mit Kindern darauf bauen dürfen.

Nachdem alle Genehmigungen eingeholt waren, wurde am 25. Juni 1966 der erste Spatenstich für die neue Siedlung gemacht. „Ursprünglich war diese Parzelle sogar für Pützchens Markt im Gespräch“, hat Manhillen recherchiert. „Dann würden wir hier nicht sitzen, sondern es würden schon die ersten Wohnwagen anrollen“, sagt er lachend.

Häuser nach einem einzigen Grundriss

Damit sich die jungen Familien den Neubau überhaupt leisten konnten, wurden die 20 Einfamilienhäuser nach einem einzigen Grundriss errichtet. „Dadurch konnten die Kosten gesenkt werden“, erklärt Manhillen und blättert in einem Fotoalbum mit historischen Aufnahmen, das seine Eltern angelegt haben. Neben dem luxuriösen Ausbau mit fließend warmem Wasser, Badewanne und Zentralheizung verfügte jedes Heim über einen kleinen Garten. „Da haben wir Obst und Gemüse angebaut. Erst seit ein paar Jahren nutzen wir die Gärten zur Erholung.“

Manhillen, der damals 16 Jahre alt war, erinnert sich noch genau an die offizielle Schlüsselübergabe im Herbst 1967. „Ich habe bei der Feier die Kolpingfahne getragen.“ Die wird auch beim Fest anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Siedlung wieder vor Ort sein. Denn Heinz Meyer, der damalige Vorsitzende der Kolpingfamilie, wird nicht nur als Ehrengast das Fest besuchen. „Er hat versprochen die Fahne wieder mitzubringen“, erklärt Manhillen.

Zu jedem Einfamilienhaus gehört auch eine Garage, die über ein Gemeinschaftsgrundstück zu erreichen ist. Um diese Parzelle zu verwalten, wurde der Verein Kolpingsiedlungsgemeinschaft Von-Pfingsten-Straße gegründet. Über diese bauliche Besonderheit freuen sich die Anwohner jedes Jahr. „Denn auf dieser Gemeinschaftsfläche feiern wir regelmäßig unsere Sommerfest oder treffen uns in der Adventszeit. Da sie Privateigentum ist, können wir darauf machen, was wir wollen.“

Zwar ist Friedhelm Manhillen derzeit mit der Organisation der großen Geburtstagsfeier vollauf beschäftigt, anlässlich des Jubiläums kommt er dann doch noch ins Grübeln: „Das ist nicht einfach nur ein Haus“, blickt er sich in seinen eigenen vier Wänden um. „Sondern das ist hier ein Zuhause. So wie es ist, so soll es bleiben“, wünscht er sich.

Ab 15 Uhr feiern die Anwohner der Kolping-Siedlung an diesem Samstag. Friedhelm Manhillen wird anhand einer kleinen Fotoschau die Entwicklung der Siedlung präsentieren. Abends wird der Verein dann ein kleines Feuerwerk zünden.

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