Sportliche Dorfgeschichte Vor 90 Jahren gründen 49 Männer den TV Geislar

GEISLAR · Otto Feick erfindet das Rhönrad, Adolf Hitler veröffentlicht sein Buch "Mein Kampf", die Volkszählung ergibt, dass in Deutschland 62,5 Millionen Menschen leben. Und es war ebenfalls im Sommer 1925 als 49 Männer einen Verein gründeten, den "TV Geislar 1925".

 Zwei Jahre nach seiner Gründung posiert der Turn-Verein Geislar vor dem Fotografen.

Zwei Jahre nach seiner Gründung posiert der Turn-Verein Geislar vor dem Fotografen.

Foto: Repro: Vehmeier

"In den ersten Jahren war es tatsächlich ein Turnverein - allerdings ohne Turnhalle. Geübt wurde im Saal des Vereinslokals, bei Vereinswirt Muders", berichtet Konrad Strotmann, Vorsitzender des Traditionsvereins. Doch schon bald hält der damalige sportliche Trend auch nach Geislar Einzug: Handball. Bereits 1929 wurde die erste Handballmannschaft aufgestellt. "Aber einen Sportplatz gab es damals noch gar nicht", sagt TV-Geschäftsführer Arnd Bücher. So stellten Geislarer Bürger ihr Ackerland zur Verfügung.

Zweiter Weltkrieg machte das Vereinsleben zu Nichte

1931 war es dann soweit; der Sportplatz wurde eingeweiht. Und die Sportler gewannen 1934 und 1936 die Kreismeisterschaft, weitere Mannschaften nahmen den Spielbetrieb auf. Doch durch den Zweiten Weltkrieg wurde das Vereinsleben zunichte gemacht. Der Verein beklagte zehn gefallene, vier vermisste und vier verstorbene Mitglieder. Aber schon im Oktober 1945 begann der Wiederaufbau des TV Geislar. Und weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannt war der spätere Sportplatz, das sogenannte "Geislarer Loch", eine ehemalige Kiesgrube zwischen Geislar und Vilich-Müldorf.

Beim größten Turnier waren 600 begeisterte Fans dabei. Und 1951 weihten Turner, Handballer und die Geislarer Bürger den ersten richtigen Sportplatz ein. Und daraus entstand eine echte Erfolgsgeschichte: Schon damals meldete der TV Geislar sechs Mannschaften für den Spielbetrieb und damit die meisten im Kreis Bonn. "Seither wurde im Handball extrem gute Arbeit geleistet und die Jugendarbeit kontinuierlich weiter entwickelt. Dafür haben wir 2014 auch eine Auszeichnung des Deutschen Handballbundes bekommen", sagt Strotmann. Heute hat der Verein rund 700 Mitglieder. "Die Geschichte des Vereins war schon immer eng mit der Dorfgeschichte verbunden. Der TV ist ein fester Bestandteil des Dorfes. Und wir identifizieren uns stark mit Geislar", sagt Bücher.

Verein läuft dank der Ehrenamtler so gut

Vor rund 40 Jahren habe der damalige Vorstand dann die Weichen für die Zukunft gestellt: "Es wurde damals erkannt, dass die Spezialisierung auf Handball allein der falsche Weg war und so wurde beschlossen, sich breiter aufzustellen", erklärt Strotmann. Heute gibt es neben Handball die Abteilungen Selbstverteidigung, Tanzen, Tennis, Tischtennis und Breitensport. "Und wir müssen immer schauen, dass wir am Ball bleiben und die Trends der Zeit beobachten. So bieten wir etwa auch Yoga an; das war genau richtig, denn die Leute laufen uns die Bude ein", so Strotmann.

Dass der Verein seit 90 Jahren so gut funktioniere - derzeit seien alle Kapazitäten ausgeschöpft - sei jedoch nur möglich, weil sich so viele Ehrenamtler engagieren. "Ohne diese große Initiative wäre ein intaktes und so breit aufgestelltes Vereinsleben nicht möglich. Deshalb können wir uns bei allen Beteiligten nur immer wieder herzlich bedanken", sagt der Vorsitzende. Und von der großen Resonanz in der Bevölkerung zeuge die jährliche Sportwoche. In diesem Jahr startete bereits die 41. Auflage.

"Die Sportwoche ist neben dem Maifest das große Ereignis im Ort. Sie ist Tradition und genießt eine große Akzeptanz", sagt Strotmann. Doch auch nach 90 Jahren könne sich der Verein nicht ausruhen, es stünden immer wieder neue Herausforderungen an: "Das nächste große Projekt ist die Tennisanlage. In einem ersten Schritt wurde das Gebäude saniert, jetzt müssen die Plätze neu gemacht werden", erklärt der Vorsitzende.

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