650 Teilnehmende bei Firmtag in Bonn „Was sagen Sie zum Missbrauchskandal, Herr Weihbischof?“

Beuel. · 650 Teilnehmer sind zum Firmtag der katholischen Jugendagentur in Beuel gekommen. Sie stellten dabei viele und vor allem kritische Fragen an Weihbischof Ansgar Puff.

 Im Gespräch: Weihbischof Ansgar Puff stellt sich auf der Bühne den kritischen Fragen der Jugendlichen.

Im Gespräch: Weihbischof Ansgar Puff stellt sich auf der Bühne den kritischen Fragen der Jugendlichen.

Foto: Niklas Schröder

Mit Begeisterung für Gott und vielen Fragen im Gepäck kamen 650 Firmlinge am Samstag zum Kardinal-Frings-Gymnasium. Beim Firmtag sprachen die Jugendlichen aus den Regionen Bonn, Euskirchen, Rhein-Sieg und Altenkirchen mit Weihbischof Ansgar Puff und setzten sich in 20 Workshops mit ihrem Glauben auseinander.

„Der Firmtag ist auch dazu da, damit die Jugendlichen den Weihbischof mal richtig kennenlernen“, sagte Pressesprecherin Eva Plettenberg von der Katholischen Jugendagentur in Bonn. Der Bischof aus Köln stellte sich den Fragen gerne: „Mein Ziel ist, dass die Jugendlichen begeistert werden, sich auf Gott einzulassen, ihre Fragen loswerden können und beginnen, ein tieferes Vertrauen zu Jesus Christus aufzubauen, weil ich glaube, dass das fürs Leben total wichtig und hilfreich ist“, sagte Puff. „Hier können die Jugendlichen sich mit vielen Gleichgesinnten treffen und sehen, dass sie mit ihren Gedanken nicht alleine sind.“

So herrschte bei der Fragerunde zwischen den Jugendlichen und dem Geistlichen eine ehrliche Atmosphäre, wo jeder sagen durfte, was er denkt. Die Firmlinge stellten mutige Fragen wie: „Was sagen Sie zum Missbrauchskandal?“ oder „Warum sind Männer und Frauen vor der Kirche nicht gleich?“ Der Weihbischof beantwortete alle Fragen, gestand aber auch Fehler der Kirche ein. Auch Laura Dietrich aus Sankt Augustin wollte einiges wissen. Die junge Frau saß mit ihren Freunden in der ersten Reihe. „Man hat nicht jeden Tag die Gelegenheit, seine Fragen an den Weihbischof zu stellen. Es geht mir auch darum, ob Frauen in der Kirche mehr Verantwortung übernehmen können“, meinte sie.

„Mit der Firmung werde ich vollkommen in der Kirche ankommen“

Dem Weihbischof sei der persönliche Austausch mit jungen Firmlingen wichtig, betonte er. „Ich denke, dass der Glaube nur weitergegeben werden kann, wenn man seine Erfahrungen, die man selber gemacht hat, auch miteinander teilt.“ Mit seinen Erlebnissen wolle der Weihbischof so auch zum Nachdenken anregen. „Als Vorbereitung für die Firmung.“ Sie sei für viele der jungen Katholiken ein wesentlicher Teil in ihrem Leben. Das sieht auch Jakob Steidle (15) so. Der Bonner bringt sich schon im jungen Alter im Gottesdienst der St.-Thomas-Morus-Gemeinde ein. „Ich bin Messdiener, und mit der Firmung werde ich vollkommen in der Kirche ankommen, das bedeutet mir viel“, sagte Jakob.

Gemeinschaft erleben konnten die Jugendlichen an dem Tag bei Workshops. Im Kreativbereich bastelten sie Glaskreuze und schauspielerten beim Improvisationstheater. Ein Workshop bot eine Bibelreise an, ein anderer ging auf die Berufsfindung ein. Auch das Feuerspucken konnten Jugendliche ausprobieren.

Einen großen Teil nahmen gesellschaftliche Workshops ein. Die Firmlinge diskutierten über Nachhaltigkeit, den Tod und sprachen über Notfallseelsorge. Ein Workshop befasste sich mit den Darstellungsformen bei Social Media. Die Jugendliche bauten Instagramstorys und hielten so den Firmtag fest.

Wegen Coronavirus: Friedensgruß mit Zunicken statt Handschlag

Beim Firmtag war auch der Coronavirus Thema. „Wir sind uns der Ernsthaftigkeit bewusst, gerade auch weil wir hier Hunderte Teilnehmer haben und auch eine große Verantwortung tragen“, sagte Organisatorin Daniela Ossowski. Alle seien freiwillig angereist, so die Fachbereichsleitung. „Eine Gruppe mit zehn Leuten aus dem Westerwald hat wegen des Virus abgesagt.“ Sie hätten Sorge gehabt, sich anzustecken, hieß es. „Heute haben wir vor dem Gottesdienst auf die Gefahren hingewiesen und den Teilnehmern Hygienemaßnahmen erklärt und sie gebeten, sie einzuhalten“, so Ossowski.

So wurde auch der Friedensgruß im Gottesdienst anstelle eines Handschlags mit einem sanften Zunicken praktiziert. „Wir haben die indische Begrüßungsform hier eingeführt.“ Die Jugendlichen selbst zeigten sich entspannt. „Es hat noch keiner gefragt, ob man sich hier jetzt anstecken könnte“, so Ossowski.

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