Legasthenie und Dyskalkulie Wenn das Schreiben und Rechnen schwer fällt

PÜTZCHEN · Eltern haben eine Messe in der Beueler Gesamtschule organisiert, um ihren betroffenen Kindern zu helfen.

Legasthenie ist inzwischen vielen Menschen ein Begriff, aber Dyskalkulie? "Das ist noch ein Stiefkind", sagte Karolina Nowak, Beauftragte für Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) an der Integrierten Gesamtschule Bonn-Beuel.

Während es für Schulkinder mit Rechtschreibschwäche inzwischen eine rechtliche Regelung gibt, die bei der Notenvergabe einen Nachteilsausgleich gewährleistet, gibt es einen solchen Erlass für die Rechenschwäche noch nicht.

Was Legasthenie und Dyskalkulie ist und wie man damit umgehen kann, darüber konnten sich Interessierte am Samstag bei der ersten Messe zu diesem Thema in der Aula der Gesamtschule informieren. Ins Leben gerufen hat die Messe der Arbeitskreis Teilleistungsschwäche von Eltern, deren Kinder betroffen sind.

17 Lerninstitute und zwei Betroffenen-Verbände stellten sich dort vor, außerdem gab es Vorträge unter anderem zur Frage, wie Eltern ihren Kindern mit Teilleistungsschwäche helfen können. Ein Thema, das für Daphne Mertig-Feldmann eine besondere Bedeutung hat: Die Vorsitzende des Ortsverbandes Bonn/Rhein-Sieg des Arbeitskreises LRS ist selber dyskalkul, und ihre Tochter ist Legasthenikerin.

Der Arbeitskreis kümmere sich um die Vermittlung zwischen Schule und Eltern, sagte sie, und zwar rund um die Uhr. "Viele Lehrer wissen zu wenig über Legasthenie und Dyskalkulie." Sie müssten lernen, Arbeiten von Kindern mit Leistungsschwächen richtig zu korrigieren: Fehler eher nach Qualität als nach Quote zu benoten und ermunternde Kommentare zu geben.

Die Kollegen müssten dafür sensibilisiert werden, meinte auch Lehrerin Nowak. Der Erlass zum Nachteilsausgleich sei ein guter Schritt dabei. Er schreibt vor, dass betroffene Schüler zum Beispiel für Aufgaben mehr Zeit und einen Notenschutz haben. An der Gesamtschule Beuel sei das ein unübersehbares Problem. "Im jetzigen fünften Jahrgang sind etwa 35 von 170 Kindern benachteiligt."

Die subjektive Wahrnehmung der Deutschlehrer sei, dass die Rechtschreibschwäche zugenommen habe. In Bonn gibt es eine ganze Reihe von Therapiemöglichkeiten, darunter "Ginko", kurz für "Gührs individuelle Konzepte". Grundschullehrer und Sonderpädagogen arbeiten dort zusammen, um möglichst eine individuelle Unterstützung für jedes Kind zu bieten.

Ein starres Konzept gebe es also nicht, sagte Gründerin Lilo Gührs. "Die Individualität ist wichtig: Wir haben keine Gruppen, sondern Eins-zu-eins-Situationen", so Pädagogin Pia Fröhlich. Sie ist Expertin für Kinder mit Hochbegabung - auch die können Teilleistungsschwäche haben, Albert Einstein und Bill Gates haben es bewiesen. "Bei einigen fällt die Legasthenie nicht auf, weil sie das gut kompensieren können."

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