Platz am U-Bahnhof Wie der erste Abendmarkt in Ramersdorf lief
Ramersdorf · Weil Einkaufsmöglichkeiten seit Jahren fehlen, bauen Händler ab sofort immer dienstags ihre Verkaufsstände in Ramersdorf auf. Abendmarkt heißt das neue Angebot.
Mit diesem Andrang hatte niemand gerechnet: Mehrere hundert Bürger haben am Dienstag die Premiere des Abendmarktes in Ramersdorf zum Einkaufen, Bummeln und Gesprächen genutzt. „Ich bin begeistert, dass dieses neue Angebot so gut angenommen wird. Das freut mich vor allem für die Händler, die viel Aufwand dafür betrieben haben“, sagt Wilfried Mermagen, Vorsitzender des Ideengebers, Initiators und Veranstalters – dem Bürgerverein Ramersdorf. Zum Auftakt waren knapp zehn Händler vertreten. Angeboten wurden unter anderem Obst, Gemüse, Blumen, Wein, Pizzen und Fisch. Das Angebot kann sich wöchentlich ändern.
6000 Pendler täglich
Im März dieses Jahres wurde die Idee bei einer Besprechung geboren. Eine frühere Aussage der Stadtwerke Bonn (SWB) zu den Penderzahlen am U-Bahnhof Ramersdorf sei der Auslöser der Diskussion gewesen, so Mermagen: „Cira 6000 Fahrgäste täglich steigen hier um. Die Zwischenzeit bis zur Anschlussfahrt können sie jetzt immer mittwochs mit einem Einkauf verbinden.“
Der Abendmarkt soll aber auch noch einen weiteren Missstand lindern helfen. Nach wie vor warten die Ramersdorfer immer noch auf den seit vielen Jahren in der Planung befindlichen Einkaufsmarkt, der in direkter Nachbarschaft zur Tennisanlage des Vereins Blau-Gelb Beuel an der Straße „Im Alten Wingert“ entstehen soll.
„Wir haben hier keine Einkaufsmöglichkeit und müssen entweder bis nach Beuel oder nach Oberkassel zum Einkaufen fahren. Deshalb bin ich dem Bürgerverein sehr dankbar, dass er diesen Wochenmarkt organisiert hat“, betont der Ur-Ramersdorfer Willi Meidt. Der 87-Jährige ging alle Stände ab und kaufte dies und das.
Ordensschwestern freuen sich
Auch aus dem benachbarten Herz-Jesu Kloster, wo noch vier Schwestern des Ordens der Franziskanerinnen vom heiligsten Herzen Jesu leben, zog es drei Schwestern zum Markt. „Endlich gibt es einen Ort zum Einkaufen und für die Begegnung. Das ist für das Dorf ein kleines Ereignis“, sagt Schwester Katharina.
Gemüse- und Blumenhändler Axel Volberg aus Küdinghoven hat die positive Stimmung der Kunden gerne zur Kenntnis genommen: „Der große Andrang ist der beste Beweis für den Bedarf in Ramersdorf.“
Der Bürgerverein hat für sein neues Projekt auch Sponsoren finden können. Elektro Lindner stellt den Baustromkasten zur Verfügung, die Stadt Bonn verzichtet für die Anfangszeit auf Gebühren und die Stromkosten übernimmt im Gegenzug der Bürgerverein selbst. „Uns ist es wichtig, dass den Händlern in der Startphase keine zusätzlichen Kosten entstehen. Bis September betrachten wir das Angebot als Probelauf. Dann wird entschieden, ob es sich für die Händler rentiert – wovon wir fest ausgehen“, sagt Mermagen.
Der Bürgervereinsvorstand will nun die Stadt Bonn noch mal an ihren Bürgerantrag von 2020 erinnern. Damals wurde die Verwaltung unter anderem gebeten, die Toiletten im Nachbargebäude des U-Bahnhofs für die Öffentlichkeit wieder zu öffnen. „Bislang ist leider immer noch nichts geschehen. Die Stadt hatte uns zugesagt, die Sanierung der Toilettenanlage zu prüfen und eine Planung in Auftrag zu geben“, so Mermagen. Ebenfalls sagte die Stadt zu, gemeinsam mit den SWB zu prüfen, ob auf dem Gelände des U-Bahnhofs ein Kiosk errichtet werden kann.
Planung für Edeka-Markt macht Fortschritte
Während der Eröffnung des Wochenmarktes gab der Bürgervereinsvorsitzende bekannt, dass es seitens der Stadt Bonn Neuigkeiten zum geplanten Edeka-Markt gibt: „Alle bisherigen Schwierigkeiten zum Thema Lärmschutz und Ausgleichsflächen sind laut Stadtverwaltung gelöst worden. Allerdings gibt es ein neues Problem: Es muss noch eine Fläche für eine Photovoltaikanlage gefunden werden.“
Laut Mermagen bereitet die Stadtverwaltung nun die Offenlage des Bebauungsplans vor, der dann noch in diesem Jahr zur Beratung den Ratsgremien vorgelegt werden wird. „Es gibt einen Hoffnungsschimmer, dass der Baubeginn für den Markt noch Ende 2023 erfolgen kann. Dann würde eine 19-jährige Planungs- und Diskussionsphase endlich zum Abschluss kommen“, erklärt Wilfried Mermagen im Gespräch mit dem GA. Den „Runden Tisch“, an dem der Bürgerverein, der Investor Ratisbona und Vertreter der Stadt Bonn teilnehmen, hat sich laut Mermagen gerade in jüngster Zeit durch einen regen und offenen Austausch bewährt.