Schützen- und Junggesellenvereine Wie es dem Beueler Brauchtum in Corona-Zeiten ergeht

Beuel · Überlebt das Brauchtum in Beuel, obwohl durch die Corona-Pandemie so gut wie keine Veranstaltungen möglich sind? Wir haben bei Schützen- und Junggesellenvereinen nachgefragt.

 Ein Bild aus besseren Zeiten: Das Maikönigspaar 2019 in Küdinghoven: Katharina John und Damian Schablowski.

Ein Bild aus besseren Zeiten: Das Maikönigspaar 2019 in Küdinghoven: Katharina John und Damian Schablowski.

Foto: Archivbilder von Rainer Schmidt

Beuel ist zwar Geburtsort der Weiberfastnacht, Heimat der Wäscherinnen, doch auch die Herren der Schöpfung leisten ihren Beitrag zum Erhalt des Beueler Brauchtums. Die Schützenvereine bereichern den Beueler Jahreskalender mit ihren bunten Schützenfesten. Und was wäre der Tanz in den Mai ohne die Junggesellenvereine, die ihre Maikönigin wählen und den begehrten Frauen die bunten Maibäume stellen? Das ist nicht Party pur, sondern, wie seit 1848 in Küdinghoven, Brauchtumspflege. Doch was ist im zweiten Corona-Jahr davon übriggeblieben? Der GA hat bei den Schützen- und Junggesellenvereinen im Stadtgebiet nachgefragt.

 Eine Eierkrone in Ramersdorf, ein Duplikat hängt auch in Kommern.

Eine Eierkrone in Ramersdorf, ein Duplikat hängt auch in Kommern.

Foto: Archivbilder von Rainer Schmidt

„Derzeit ruht das Bruderschaftsleben bei uns in Pützchen.“ Teilt Willi Wester für die Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft Pützchen mit. Weder Schießtraining, weder Versammlungen oder gesellige Treffen der Schützenbrüder, kein Brezelschießen oder Ostereierschießen, keine Besuche anderer Schützenfeste und damit auch kein Austausch mit anderen Bruderschaften in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis finden statt. „Schweren Herzens hat sich der Vorstand vor wenigen Tagen einmütig dafür ausgesprochen, auch in 2021 weder ein Königsschießen noch ein Schützenfest in der von uns so gerne in traditioneller Weise gefeierten Form durchzuführen.“ Karl-Heinz Schneppensiefen, amtierender König, und Prinz Nils Schwanenberg, werden beide ein weiteres Jahr die Würde der Majestäten tragen und die Bruderschaft repräsentieren. „Wir waren uns im Vorstand einig, dass wir als Bruderschaft erkennbar bleiben müssen, weshalb wir dafür sorgen wollen, dass der Tag des Schützenfestes in der Wahrnehmung der Schützen wie auch aller Bürgerinnen und Bürger aus Pützchen und Bechlinghoven wachgehalten wird“, so Wester. Deswegen planen die Schützen, wie im Jahr 2020 wieder einen Freiluft-Gottesdienst auf der Wiese vor der Kirche am 18. Juli abzuhalten.

Vom Junggesellenverein „Eintracht Om Berg“ war zu hören, dass zwar ein Maibaum in Hoholz aufgestellt werde, „mit zahlreichen Traktoren, um den Abstand zu wahren“, so Christian Knieps, aber auch dass das Maifest am Pfingstsonntag ausfällt. „Wir möchten nicht, dass Corona unsere Tradition zerstört“, sagt Michael Faber vom JGV Vilich-Müldorf. Einen richtigen Dorfmaibaum durfte wegen der Kontaktbeschränkungen nicht gestellt werden. So wurde kurzerhand die Birke an der Mühlenbachhalle, geschmückt mit Bändern, zum Dorfmaibaum ernannt. Eine Eierkrone, verspricht Faber, soll noch gebaut werden. Er verweist jedoch darauf, dass das Eiersammeln an den Haustüren im Dorf nur schwer zu realisieren ist.

Ähnlich schwierig ist die Situation in Geislar: kein Maifest, kein Dorfbaum, das Königspaar von 2019 bleibt amtierend. Als kleinen Ausgleich haben die Junggesellen die Bäume rund um den Dorfplatz mit wasserfestem Kreppband geschmückt und Herzen für jeden der Dorfvereine inklusive eines im Namen aller Junggesellenvereine aufgehängt.

 Die Krone eines Maibaums aus Hoholz aus dem Jahr 2019.

Die Krone eines Maibaums aus Hoholz aus dem Jahr 2019.

Foto: Rainer Schmidt

Eierblasen unter Kontaktbeschränkungen

In Küdinghoven wird es einen Dorfmaibaum an der Gaststätte „Am Brünnchen“ geben. Dort soll auch eine Eierkrone angebracht werden. „Eine der letzten dieser heidnischen Tradition zur Bitte um Fruchtbarkeit und für eine gute Ernte“, sagt André Birr, der Herold des JGV Concordia Küdinghoven. Bereits seit einigen Tagen blasen einige Mitglieder des JGV und des Maiclubs Concordia Küdinghoven in den jeweiligen Privathaushalten fleißig Eier aus, damit genügend Eierhülsen zusammenkommen, um eine schöne Eierkrone bauen zu können. Alles geschieht unter Einhaltung der Kontaktbeschränkungen und Hygieneregeln. „Doch leider kann aufgrund der pandemischen Lage“, so Birr, „auch in diesem Jahr kein Maifest am Pfingstwochenende in Küdinghoven stattfinden.“

Ähnlich sieht die Situation in Ramersdorf aus. „In diesem Jahr fallen bei uns alle Maifeste inklusive dem eigenen Maifest am 3. Maiwochenende sowie das Eierkronenfest Mitte Juli aus“, teilt Moritz Bechtel, Erster Vorsitzender des JGV Ramersdorf, dem GA auf Anfrage mit. „Wir haben keinen neuen Maikönig ausgeschlagen, unser König aus 2019 bleibt im Amt. Eine nicht zu unterschätzende Problematik durch die fehlenden Aktivitäten ist, dass der Nachwuchs nicht wie gewohnt nachkommt. Zwar bleibt die Mitgliederzahl derzeit stabil, aber es fehlt ein wenig das frische Blut“, stellt Bechtel fest.

Ein ähnliches Lied wird in Oberkassel gesungen, wo in der Jesus-Maria-Josef Junggesellen-Schützenbruderschaft von 1794 sowohl Junggesellen als auch Schützen in Personalunion zu Hause sind. „Auch wir haben mit der aktuellen Situation zu kämpfen, da ein Vereinsleben, wie wir es kennen, aktuell nicht möglich ist“, teilt Max Willmeroth, Zweiter Brudermeister, dem GA mit. „Wofür es keinen adäquaten Ersatz gibt, das sind unsere Feste und unsere Versammlungen.“ Mit verschiedenen Aktionen – Rallye/Schnitzeljagd, Einkaufsaktion, Klamotten für Obdachlose in Bonn gesammelt – versuchten sie aktiv zu bleiben. „Wir blicken vorsichtig optimistisch auf den kommenden Sommer und hoffen, dass wir zumindest in kleinerem Rahmen Dinge veranstalten können.“

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