Naturschutz in Oberkassel Wie sich die biologische Station um Eidechsen kümmert

Oberkassel · Die Biologische Station befreit Mauern vom Bewuchs. Warum diese Arbeiten regelmäßig getan werden müssen und was Eidechsen damit zu tun haben, erklärt Gerrit Klosterhuis.

 Gerrit Klosteruis (l.) schneidet mit der elektrischen Heckenschere Efeu von der Mauer, Louis Schröder (Mitte) und Eva Kranefeld helfen ihm.

Gerrit Klosteruis (l.) schneidet mit der elektrischen Heckenschere Efeu von der Mauer, Louis Schröder (Mitte) und Eva Kranefeld helfen ihm.

Foto: Stefan Knopp

Mauereidechsen lieben es warm und halten sich gern stundenlang in der Sonne auf, ohne sich zu rühren. Es gibt in Nordrhein-Westfalen nur wenige Orte, an denen sie auf diese Weise ihre Temperatur regulieren, alle im Süden des Bundeslandes – und Oberkassel ist einer von ihnen. „Das ist die nördliche Verbreitungsgrenze“, sagt Gerrit Klosterhuis von der Biologischen Station Bonn. Deshalb kümmert sich die Station alljährlich darum, dass die Reptilien dort auch genügend Fläche zum Sonnen haben.

Die finden die Eidechsen an der Mauer, die sich an der Kinkelstraße parallel zu den Bahngleisen entlangzieht. „Die ist südexponiert“, so der Landschaftspfleger. „Deshalb haben wir hier Eidechsen. Und ihre Population entwickelt sich gut.“ Weiter nördlich sei es für die Tiere schon zu kalt.

Es gebe eine größere Population in Rheinland-Pfalz. Besonders in den Weinanbaugebieten halten sie sich auf – die seien ja auch so angelegt, dass die Weinstöcke möglichst viel Sonne abbekämen, ideal also für die Mauereidechse, so Klosterhuis. „Sie ist ein Kulturfolger“, erklärt er. Die Tiere folgten dem Menschen. Man finde sie auch viel in Steinbrüchen oder eben an Bruchsteinmauern wie in Oberkassel.

Die Mauereidechse ist ihm zufolge eine streng geschützte Art. „Sie ist seltener geworden.“ Unter anderem, weil man im Weinanbau von Trockenmauern weggehe und bei Restaurierungsmaßnahmen Mauerfugen abdichte – in diese zögen sich die Eidechsen zurück. Dabei könne man auch so restaurieren, dass Fugen offen blieben, meint Klosterhuis.

Zweimal im Jahr wird die Arbeit erledigt

Mit seinen fleißigen Helfern – neben Louis Schröder, der sein Freiwilliges Ökologisches Jahr bei der Biostation macht, waren Praktikanten wie die Biologiestudentin Eva Kranefeld dabei – schnitt er am Montag vor allem Efeuranken von den Mauern weg.

Eigentlich sollte das vor den Herbstferien als Aktion mit Freiwilligen geschehen, aber dieses Mal hatten sich zu wenige angemeldet. „Es ist zum ersten Mal ausgefallen“, sagt Klosterhuis. Zweimal im Jahr wird diese Arbeit erledigt, einmal im Oktober und dann noch mal Ende April.

Denn ab März beginne der Efeu wieder zu wachsen und ranke schnell alles zu. Viel länger als bis April könnten sie damit nicht warten, weil es ab Juni die ersten Eidechsengelege gebe, die geschützt werden müssten. Man müsse sich dabei nicht an das Heckenschneideverbot halten, da im Efeu keine Vögel brüteten.

Das Grünzeug werde an einer Stelle aufgeschichtet, das Amt für Stadtgrün hole es ab, so Klosterhuis weiter. Im Herbst würden die Brombeeren weggeschnitten, andere, noch blühende Pflanzen würden stehen gelassen für späte Insekten. Dann könnten auch störende Gehölzer entfernt werden. Hin und wieder schneide man auch im Sommer mal kleine Fenster in den Bewuchs, befreie die Mauern aber nicht komplett, denn Eidechsen mögen auch Versteckmöglichkeiten. Jetzt werden die Eidechsen sich wohl erst mal nicht mehr blicken lassen, es sei denn, es wird noch einmal richtig warm.

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