Ärger im Gewerbegebiet Wildes Parken, Verschmutzungen und Verkehrsbelastung

BEUEL · Im Gewerbegebiet Beuel-Ost rumort es gewaltig. Zahlreiche Unternehmer sind über die jüngsten Entwicklungen verärgert und fürchten um den guten Namen ihres Verkaufs- und Produktionsstandortes. Gründe für die Aufregung gibt es gleich mehrere: Wildes Parken, Verschmutzungen, unansehnliche Grundstücke und Verkehrsbelastung.

"Wir haben schon mehrfach Politik und Verwaltung auf diese unzumutbaren Zustände im Gewerbegebiet Beuel-Ost aufmerksam gemacht. Geschehen ist aber so gut wie nichts", ärgert sich Ralf Becker, Baumarkt-Chef und Vorsitzender der Beueler Wirtschafts-Interessengemeinschaft (BWI).

In einem Gespräch mit dem GA bringen gleich mehrere Unternehmer ihren Unmut zum Ausdruck. Bauunternehmer Dirk Berghausen: "Es staut sich gehörig Wut bei uns Unternehmern an. Wenn auf unseren Grundstücken irgendetwas nicht hundertprozentig stimmen sollte, reagiert die Stadt sofort.

Bei den nahezu 60 Gebrauchtwagenhändlern geschieht so gut nichts. Diese Vermutung drängt sich uns auf." Angeprangert wird seitens der Unternehmer eine "Unart", die sich immer mehr ausbreitet: Viele dieser Händler stellen ihre unangemeldeten Fahrzeuge im öffentlichen Straßenraum ab und reparieren sie dort.

Und auch die Autotransporter bringen die ansässigen Firmen zum Rasen. "Die parken oft in zweiter Reihe auf der Fahrbahn und be- und entladen die Schrottfahrzeuge", erklärte Garten- und Landschaftsbauer Markus Lentzen. Man habe schon mehrfach den Kontakt zu den vorwiegend ausländischen Mitbürgern gesucht, aber leider ohne Erfolg. Im Gegenteil: Seitens der Gebrauchtwagenhändler sei es schon zu Gewaltandrohungen und Beschimpfungen gekommen.

Es gibt aber auch positive Beispiele. Fliesen-Händler Ralf Sädler: "Einige wenige dieser Klientel haben Verständnis für unsere Sorgen und ziehen mit uns an einem Strang, aber das ist leider die Ausnahme."

Er fordert mehr Kontrollen durch das Ordnungsamt und das Umweltamt. Nur durch das Überprüfen der Auflagen könne in der Praxis was erreicht werden. Sädler wusste auch von Autorennen in der Straße "In den Wiesen" zu berichten: "Wenn die alten Autos wieder fahrtauglich sind, werden sie getestet. Die fahren in hohem Tempo Mann gegen Mann."

BWI-Chef Ralf Becker formuliert es drastisch: "Unser Gewerbegebiet entwickelt sich zu einer gesetzlosen Zone. Wir alle sind hier ordentliche Steuerzahler und haben ein Anrecht darauf, dass die Stadt endlich einschreitet."

Als Beleg führt er zahlreiche Diebstähle und Einbrüche an: "Mir wurden bereits 12 000 Liter Diesel nachts abgezapft." Und Sädler fügte an: "Selbst Videokameras haben die vermummten Einbrecher nicht abgeschreckt, bei uns einzubrechen."

Nach den Kommunalwahlen am 25. Mai wollen die Unternehmer Vertreter aller Fraktionen zu einem erneuten Gespräch bitten. "Dabei werden wir auch die Themen Maarstraßenanschluss, S 13 und Tempo 30 auf der Königswinterer Straße ansprechen. Zu diesen Themen haben wir einiges zu sagen", betonte Ralf Becker.

Und ab Herbst greifen die Unternehmer selbst ins Geschehen vor Ort ein. "Wenn die Polizei durch verstärkte Streifen nichts erreichen kann, dann werden wir jetzt auf unsere Kosten einen Sicherheitsdienst beauftragen, der in den Abend- und Nachtstunden Patrouille im Gewerbegebiet fährt", sagte Ralf Sädler.

Die Bonner Polizei kann hingegen keinen Brennpunkt in dem Gewerbegebiet erkennen. "Wir haben dort keine konkrete Häufung von Straftaten", sagte Polizeisprecher Christoph Schnur am Donnerstag.

Bereits im Mai 2013 haben sich jedoch zahlreiche Anwohner und Unternehmer im Bereich Broichstraße/Buchenweg/Finkenbergstraße zusammengeschlossen, um dem Verkehrschaos und den vielen Schrotthändlern Herr zu werden.

Eine ihrer Forderungen lautet: Die Stadt Bonn soll einen Teil des Grundstücks des ehemaligen Recyclingbetriebs H&W kaufen und dort einen Kreisverkehr oder Wendehammer errichten. Das Unternehmen an der Broichstraße 74 wurde im Frühjahr 2013 geschlossen. Über einen entsprechenden Bürgerantrag wurde noch nicht abschließend entschieden. Die Verwaltung prüft Lösungsmöglichkeiten.

Der Stadtordnungsdienst ist derweil bereits aktiv. Die Mitarbeiter der Stadt führten mehrfach in der Woche im Gewerbegebiet Beuel-Ost Kontrollen durch und würden vor allem Vergehen im ruhenden Straßenverkehr ahnden, teilt das Presseamt der Stadt mit. So wurden beispielsweise in der Broichstraße in den letzten sechs Monaten über 150 Knöllchen geschrieben. Außerdem habe man im Bereich Broichstraße verkehrsregelnde Maßnahmen ergriffen.

"Diese intensiven Kontrollen führen jedoch nicht zu dem gewünschten Erfolg, weil häufig Fahrzeuge mit ausländischen Kennzeichen betroffen sind und einige der dort ansässigen Firmen nicht zugelassene Fahrzeuge auf öffentlicher Verkehrsfläche abstellen oder umladen", heißt es in der Mitteilung auf Anfrage. Das sei nicht erlaubt, aber mit Verwarngeldern für Parkverstöße nicht zu verhindern. Die Verwaltung werde mit den Anliegern in Kontakt treten, um Lösungen zu finden, kündigt die Stadt deshalb an.

Ja, in der Broichstraße habe er das beobachtet, sagt ein Gebrauchtwagenhändler. "Da stehen immer die Lkw, die die Autos aufladen." Ein Problem sehe er da aber nicht - in einem Gewerbegebiet sei das doch normal. Und wenn einen Händler so etwas störe, solle er eben die Polizei rufen. Namentlich genannt werden will der Mann aber nicht, damit er nicht zur Zielscheibe werde, das Gewerbegebiet sei halt doch ein raues Pflaster.

Aus dem gleichen Grund will auch ein Werkstattbesitzer anonym bleiben, der noch nicht so lange seinen Sitz vor Ort hat. Was an der Straße passiert, interessiere ihn nicht besonders - er hat einen vergleichsweise großen Werkbereich.

Was das An- und Abladen auf der Straße angeht: "Da muss man auch mal ein Auge zudrücken", meint er. Man müsse es so sehen: Wenn die vielen kleinen Autohändler nicht da wären, die die Schrottautos weiterverwerten und oft ins Ausland verkaufen, "dann würde so viel Schrott liegenbleiben."

Aber nicht jeder dieser Händler könne sich ein großes Gelände leisten. Vorwürfe wie die des BWI seien schlechte Werbung für die ganze Branche, auch wenn nur wenige Händler gemeint sind. Beide Händler hatten im Übrigen von der Interessengemeinschaft noch nie etwas gehört.

Die Beueler Wirtschafts-Interessengemeinschaft (BWI)

Die Beueler Wirtschafts-Interessengemeinschaft (BWI) hat es sich zum Ziel gesetzt, den Wirtschaftsraum Beuel, Beuel-Ost und der angrenzenden Stadtteile zu fördern und zu entwickeln. Ein gemeinschaftliches und aktives Engagement hat nach Ansicht der BWI auch nachhaltige Wirkung auf die Qualität des Wirtschaftsstandorts Bonn insgesamt.

Die BWI, die sich im Jahr 2009 gegründet hat, will ein starker, parteiunabhängiger Verbund von Anwohnern und Unternehmern sein. Der BWI gehören bisher 36 Unternehmen an.