Vergewaltigung in der Siegaue „Wir kennen keinen vergleichbaren Fall“

Bonn · Rund 150 Hinweise sind nach der Vergewaltigung einer jungen Camperin am Wochenende zwischen Troisdorf und Bonn bei der Polizei eingegangen. Doch noch fehlt den Ermittlern eine heiße Spur.

Nach der Veröffentlichung des Phantombildes des mutmaßlichen Vergewaltigers einer 23-jährigen Frau sind bei der Polizei bereits um die 150 Hinweise eingegangen. Einige Zeugen berichteten, dass sie einen Mann, auf den die Täterbeschreibung passt, bereits zuvor im Bereich der Rhein- und Siegaue gesehen haben. Das sagte Polizeisprecher Robert Scholten auf Anfrage des General-Anzeigers. „Vieles deutet darauf hin, dass der Täter dem Großraum Bonn zuzuordnen ist“, so Scholten.

Eine heiße Spur fände sich unter den Hinweisen allerdings bislang nicht. Die Ermittlungen, auch die Auswertung der sichergestellten DNA-Spuren, liefen weiter auf Hochdruck, sagte Scholten. Man hätte es mit einem sehr ungewöhnlichen Fall zu tun, so der Polizeisprecher weiter.

In der Tat lassen die ersten von der Polizei veröffentlichten Details aus der Tatnacht erahnen, welchen Horror das Paar aus dem Stuttgarter Raum durchleben musste. Wie berichtet soll ein Unbekannter in der Nacht auf Sonntag die 23-Jährige und ihren 26-jährigen Freund auf einer Wiese in der Siegaue überfallen haben. Laut Polizei schlich sich der Mann gegen 0.30 Uhr an das Zelt des Paares heran. Mit einem langen „machetenartigen“ Messer habe er die Zeltwand aufgeschlitzt, die beiden massiv bedroht und schließlich die Frau vergewaltigt.

Die Ermittler können nach bisherigem Stand der Ermittlungen nicht ausschließen, dass der Täter, der mit äußerster Brutalität und Entschlossenheit vorgegangen ist, nicht bereits zuvor ein Sexual- oder ein Gewaltdelikt verübt hat. Fälle, die nach dem gleichen Muster abgelaufen sind, existieren laut Polizei aber nicht. „Wir kennen keinen vergleichbaren Fall“, sagt Scholten. Die Ermittler haben sich – wie bei solchen Fällen üblich – sofort mit den Landes- und Bundesbehörden ausgetauscht.

Bei der Suche nach dem Täter setzt die Polizei weiter auch große Hoffnungen auf das am Montag veröffentlichte Phantombild. „Wir sind froh, dass wir überhaupt in der Lage waren, eine visuelle Fahndungshilfe von so guter Qualität zu erstellen“, sagte Scholten. Zum einen läge dies an der genauen Zeugenaussage der Opfer, zum anderen an der Arbeit der Polizeitechniker.

Allerdings wiesen die Hinweise aktuell „eine breite Streuung“ auf, so der der Sprecher der Polizei. Die Gefahr, dass dunkelhäutige Mitbürger nach Veröffentlichung des Phantombildes wahllos verdächtigt würden, sieht Scholten allerdings nicht. „Unsere Ermittler können bei der Qualität der eingehenden Hinweise durchaus differenzieren.“

„Der Begleiter hat alles richtig gemacht“

Entsetzt zeigte sich Scholten über einige Reaktionen, die Nutzer auf den sozialen Medien geäußert hatten. Einzelne Beiträge auf der Facebook-Seite der Polizei hätten gelöscht und Nutzer gesperrt werden müssen, nachdem sich Angriffe nicht nur gegen den Täter, sondern auch gegen den 26-jährigen Begleiter des Vergewaltigungsopfers gerichtet hatten. Der Mann hielt sich während der Vergewaltigung im Zelt auf. Nach der Flucht des Täters alarmierte er die Polizei und Rettungskräfte. „Der Begleiter hat alles richtig gemacht“, sagte Scholten. „Die beiden haben sich in einer extremen Stresssituation befunden.“ Hätte der Begleiter versucht, den Mann von der Tat abzuhalten, hätte er sowohl um das Leben der Frau als auch um sein eigenes fürchten müssen.

Auch auf der Facebookseite des General-Anzeigers war Ähnliches zu lesen. Viele Nutzer drückten ihr Mitgefühl mit den beiden Opfern aus. Andere machten ihrer Wut auf den Täter Luft. „Ob das jetzt ein Ausländer, Deutscher oder sonstwas ist, er ist ein Schwein!“, postete ein User bei Facebook.

Immer wieder mussten jedoch auch Beiträge gelöscht werden – und zwar dort, wo die Wut auf den dunkelhäutigen Verdächtigen in rassistische Verallgemeinerungen oder in Beleidigungen gegen Diskussionsteilnehmer umschlug.

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