Sabina Schlinke von Slow Food Wissen, was man isst

BEUEL · Slow Food - ein Weg zur Entschleunigung in einer immer schneller werdenden Welt? Mit der Vorsitzenden des Slow-Food-Conviviums Bonn sprach Anke Vehmeier über Geschmack, Genuss und Geselligkeit.

 Slow Food-Vorsitzende Sabine Schlinke bei der Arbeit im Garten.

Slow Food-Vorsitzende Sabine Schlinke bei der Arbeit im Garten.

Foto: Barbara Frommann

Was ist Slow Food?
Sabina Schlinke: Wir wollen wissen, was wir essen, und sind Botschafter des guten Geschmacks. Die Organisation wurde im 1986 von dem Italiener Carlo Petrini als Verein zur Erhaltung der Esskultur gegründet. Er hatte festgestellt, dass es die Paprika, wie er sie aus seiner Kindheit und Jugend kannte, nicht mehr gab. Sie schmeckte nicht mehr. Da stellte er fest, dass sie aus Treibhäusern in den Niederlanden kam. Das machte ihn neugierig, und er wollte wissen, woher die Lebensmittel, die wir täglich essen, eigentlich herkommen und wo der Geschmack geblieben ist.

Welche Ziele hat Slow Food?
Schlinke: Das anfängliche Ziel des Vereins war es, für gutes Essen, für kulinarischen Genuss und ein moderates Lebenstempo einzutreten. Aus der ursprünglichen Idee erwuchs bald die Einsicht, dass dafür auch die bäuerliche Landwirtschaft, das Lebensmittelhandwerk und eine gesunde Umwelt wichtig sind. Wir engagieren uns für regional angepassten und ökologischen Anbau und den Erhalt der biologischen Vielfalt. Unser Motto lautet "gut, sauber, fair!". Gut meint den guten Geschmack, sauber steht für die natürliche Herstellung ohne Gentechnik und ohne der Natur und Tieren Schaden zuzufügen. Fair steht dafür, dass die Herstellerinnen und Hersteller der Lebensmittel für ihre Arbeit gerecht entlohnt werden.

Wie sind Sie zu Slow Food gekommen?
Schlinke: Ich habe schon immer gerne gut gegessen und selber gekocht, das war auch in unserer Familie sehr wichtig. Wir hatten einen eigenen Garten, und es gab dort für mich nichts Schöneres, als sonnengewärmtes Gemüse und Beeren direkt vom Strauch zu geniessen. Als ich 1999 nach Bonn gekommen bin, habe ich nach Gleichgesinnten gesucht und habe Anfang 2000 Kontakt zur örtlichen Gruppe von Slow Food aufgenommen. Ich finde es schön, mich dort über Essen und Kochen und die Herkunft von Lebensmitteln mit Menschen zu unterhalten, denen das genauso wichtig ist wie mir.

Heute sind Sie Vorsitzende eines Conviviums, was ist das?
Schlinke: Nach einigen Jahren als "normales" Mitglied war ich bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. Mir macht es Spaß, andere Menschen zu motivieren und die Slow-Food-Idee voranzutreiben. Als Convivien bezeichnet man die regionalen Gruppen von Slow Food. Der Name leitet sich ab vom lateinischen Wort convivium, die Tafelrunde, ab.

Was ist denn Ihre Tafelrunde?
Schlinke: Wir treffen uns alle zwei Monate auf der Burg Lede in Bonn-Vilich. Für das leibliche Wohl bringt möglichst jede und jeder etwas zu Essen mit: idealerweise natürlich etwas Regionales und Saisonales, gerne auch selbst gemacht oder aus dem eigenen Garten. Das ist auch immer eine gute Gelegenheit für Gäste und neue Mitglieder, die Slowfoodies vor Ort in ungezwungener Atmosphäre kennen zu lernen. Dabei gibt es oft auch kleine Vorträge, Lesungen oder Lebensmittelverkostungen. Am kommenden Dienstag, 14. Juli, haben wir Sven Johannsen vom Convivium Köln zu Gast. Er wird die Regionalwert AG Rheinland vorstellen. Diese AG ist ein ökologischer Wertschöpfungsverbund. Sie unterstützt die ökologische Landwirtschaft im Rheinland, indem sie sich an dazugehörigen Unternehmen beteiligt oder Darlehen an diese vergibt.

Die nächste Tafelrunde ist am Dienstag, 14. Juli, ab 19.30 Uhr auf der Burg Lede in Vilich. Gäste sind herzlich willkommen. Um Anmeldung auf www.slowfood.de wird gebeten, da die Teilnehmerzahl auf 48 begrenzt ist. Die Kosten für mitgebrachte Speisen werden mit dem Teilnahmebeitrag von 16,50 Euro ohne Wein und 19 Euro mit Wein verrechnet

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