In Beuel unterwegs Wo der Römer in Gensem auf dem Deich steht

SCHWARZRHEINDORF · "Unterwegs mit..." Rainer Krippendorff durch Schwarzrheindorf: Der Vorsitzende des Bürgervereins erklärt, was Gensem ist, bis wann es auf dem jüdischen Friedhof Bestattungen gab und wofür die berühmte Doppelkirche in Schwarzrheindorf steht.

 Unterwegs mit Rainer Krippendorff. Der Vorsitzende des Bürgervereins steht vor der Erklärungstafel zum Römerdenkmal auf dem Deich, das an die 2000-Jahrfeier Bonns erinnert.

Unterwegs mit Rainer Krippendorff. Der Vorsitzende des Bürgervereins steht vor der Erklärungstafel zum Römerdenkmal auf dem Deich, das an die 2000-Jahrfeier Bonns erinnert.

Foto: Rainer Schmidt

Als ich mich mit Rainer Krippendorff zu einem Spaziergang verabredet habe, war mir klar, wo Schwarzrheindorf liegt. Mit dem Auto fahre ich des Öfteren über die Niederkasseler Straße, diese führt an Schwarzrheindorf vorbei.

Mit dem Fahrrad fahre ich öfter über den Damm am Rhein entlang, dieser führt ebenfalls am Ort vorbei. Auch in der Doppelkirche war ich schon, doch wo liegt oder was ist "Gensem", wo ich Rainer Krippendorff treffen soll?

Im Zeitalter von Internet und Google kein Thema, ich werde schnell fündig und bin wieder verwirrt: Im Gensem, Alt Gensem, Gensemer Straße fand ich dort - nie gehört. Doch mein Begleiter klärte mich später schnell auf.

Noch 1870 wurde Gensem neben Schwarzrheindorf und Vilich-Rheindorf als eigenständiges Dorf von Vilich aufgeführt. Gut, Gensem hat sich danach nicht zum Nabel der Welt gemausert, aber man ist noch heutzutage "Gensemer". Rainer Krippendorff, obwohl nicht in Gensem geboren, ist in den "Gensemer Adel" aufgenommen.

Unser Spaziergang dauert rund eine Stunde, doch wir kommen nur etwa zwei Kilometer weit - so viele Stellen zum Augenöffnen konnte der Nicht-Historiker Krippendorff mir zeigen. Gestartet "Im Gensem" führte uns unser erster Abschnitt hoch auf den Deich, der heute ein Weg des "Grünen C" ist.

Bis 1992 Bestattungen auf dem jüdischen Friedhof

Unser Blick wandert jedoch nicht zur Hundewiese am Rheinufer, sondern zum jüdischen Friedhof, auf dem noch bis 1992 Bestattungen stattfanden. So ganz nebenbei erfahre ich, dass hier, ähnlich wie im Bonner Bogen, früher eine Ziegelei war.

Zurück und an der Kläranlage vorbei gehen wir die Gensemer Straße entlang. An vielen Stellen sind hier Markierungen an den Häusern, die auf das Hochwasser zurückliegender Jahre hinweisen. Dort, in dieser Straße, gibt es auch noch eine Wäscherei, die letzte im Dorf. Dabei war das hier, so lerne ich dazu, eine Wäscherhochburg, so wie das Beuel für sich in Anspruch nimmt.

"Wanderer, kommst du nach Gensem, dann vergiss die Wegekreuze nicht", möchte man in Anlehnung eines Buchtitels sagen. Denn Wegekreuze gibt es hier reichlich, man muss nur die Augen offen halten und die Inschriften entziffern (können). So ganz nebenbei zeigt mir Krippendorff noch Dornenzwetschgen, Zwetschgenbäume, die Dornen haben.

An der Arnoldstraße machen wir wieder einen Abstecher auf den Deich. Hier oben steht das Römerdenkmal, das früher einmal auf Bonner Seite den Aufgang der Vorgängerbrücke der heutigen Kennedy-Brücke schmückte. Zur 2000-Jahrfeier 1989 wurde es an der jetzigen Stelle aufgestellt. Eine große Hinweistafel des Bürgervereins erklärt die Hintergründe.

Doppelkirche in Schwarzrheindorf

Zurück über die Arnoldstraße nähern wir uns der Doppelkirche. Dabei lerne ich, dass die Namen von Grau- und Schwarzrheindorf nichts mit den Gewändern von Klosterschwestern, wie es teilweise heißt, zu tun haben. Die Silbe "Grau" kommt eher von Graben, vergleichbar mit Grafenwerth; die Silbe "Schwarz" sei von einer Wart, einer Anhöhe, auf der eine Kirche steht, abgeleitet.

Über die Mitte des 12. Jahrhunderts errichtete Kirche viele Worte zu verlieren, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Sie gilt unter anderem als Symbol der deutsch-französischen Freundschaft; erst recht als die Franzosen eine von Napoleon erbeutete Kirchenglocke 1964 zurückgaben. Kirmes ist hier noch ein klassisches "Kirchweihfest", wird deshalb auch im grünen Hof der Kirche gefeiert. Genau wie Sankt Martin.

Als Krippendorff sein Grundstück in Gensem gekauft hatte, da fragten ihn die einen abfällig: Schwarzrheindorf, wo liegt denn das? Und die Kenner sagten zu ihm bewundernd: "Oh, in Schwarzrheindorf!" Ob einer "Oh, in Gensem" gesagt hat, daran kann sich Krippendorff nicht mehr erinnern.

Rainer Krippendorff ist Vorsitzender des Bürgervereins

Rainer Krippendorff, Jahrgang 1943, ist Vorsitzender des Bürgervereins Schwarzrheindorf. Er wohnt seit 33 Jahren dort und hat vor acht Jahren seinen Ruhestand angetreten. Nach dem Studium der Soziologie war er internationaler Referent bei der Friedrich-Naumann-Stiftung und hat in der Gesellschaft für übernationale Zusammenarbeit gearbeitet.

Zum Ende seines Berufslebens hin hat er das Erasmus-Comenius-Programm des Pädagogischen Austauschdienstes, eine Lehrerbildungseinrichtung der Carl-Duisberg-Gesellschaft, betreut.

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