Wohngebiet in Küdinghoven Wolkenstunden am Sonnenhang

Küdinghoven · Es gibt Tage, die eignen sich perfekt für Außen-Reportagen. Und es gibt diesen, an dem sich das Gebiet, wo dem Namen nach doch viel Licht herrschen sollte, nicht von seiner besten Seite präsentiert: Am Sonnenhang ziehen Wolken auf. Leider sowohl in dem jüngsten Teil, der auf Ramersdorfer Gebiet liegt, als auch im Bauabschnitt 1, der zu Küdinghovener Gefilden zählt.

 Der Sonnenhang in Küdinghoven liegt fußläufig zu T-Mobile.

Der Sonnenhang in Küdinghoven liegt fußläufig zu T-Mobile.

Foto: Max Malsch

Also erstmal Unterschlupf suchen bei den Sonnenpänz, der städtischen Kita, die im September 2010 aus Mitteln des Konjunktur-paketes II für den Nachwuchs im Neubaugebiet gebaut wurde. "Wir haben 70 Kinder, da sind die Korridorplätze eingerechnet", erzählt Leiterin Susanne Treppmann. Sie bevorzuge bei der Anmeldung Kinder vom Sonnenhang, und da die Eltern hier zu mehr als einem Kind neigen, finden sich viele Geschwister auf der Namensliste.

Es ist Morgenkreis "An der Umkehr", wie die Straße heißt, und Sophie darf entscheiden, wie der neue Tag begrüßt wird. "Hüpfen" sagt sie, und Erzieherinnen sowie Kinder folgen ihrer Aufforderung. Obwohl die Kita offiziell viergruppig ist, setzen Treppmann und ihre zwölf Kolleginnen auf ein gruppenübergreifendes Konzept. "Außerdem tut es den Kindern gut, sich ihre Bezugsbetreuer selbst auszusuchen", meint die Leiterin.

Heute können sich die Kleinen zum Beispiel entscheiden, ob sie als Forscher oder Künstler tätig sein möchten. Nur die unter Zweijährigen aus der Rappelkiste haben keine Wahl. Für sie geht's in die Turnhalle. Und für alle, die keinen festen Platz in der Kita haben, nun wieder zurück nach draußen. Wer zum ersten Mal zwischen Küdinghovener Straße und Rastenweg zu Besuch ist, könnte sich verloren fühlen. Viele Abzweigungen und Häuser in unterschiedlichsten Architekturstilen verwirren den Orientierungssinn. Maria Duran-Wilhelm hilft weiter.

Die zweifache Mutter wohnt seit 2007 An der Umkehr. "Wir haben hier zwei S-Bahnhaltestellen, ziemlich nette Nachbarn und wenig Parkplätze", umreißt sie kurz ihr Umfeld. Dort, wo jetzt ihr Haus steht, war bis vor wenigen Jahren der Garten der Zanders. Wie viele Anwohner der Königswinterer Straße hatte die Familie ein großzügiges Grundstück mit Blick auf T-Mobile, Posttower und Langen Eugen.

Und wie andere auch hätten die Zanders damals gut auf das Neubaugebiet samt Gartenabtretung verzichten können. "Wir haben 20 Jahre dagegen gekämpft, uns irgendwann damit abgefunden und sind jetzt froh, tolle Nachbarn bekommen zu haben", sagt Gudrun Zander. Eben jene Nachbarin, Maria Duran-Wilhelm, und weitere Neubürger ärgert nun, dass statt der sonst genehmigten Doppel- und Einfamilienhäuser in unmittelbarer Nähe ein Vier-Parteien-Haus entsteht.

Ein weiteres Aufregerthema, etwas weiter südlich, hat sich dagegen seit Mittwoch erledigt. Da gaben die Politiker der Bezirksvertretung Beuel grünes Licht, eine anthrazitgepflasterte Fläche durch helle Steine zu ersetzen. "Das Viereck wird meist als Parkfläche eingestuft", sagt Christian Günter. Seine Frau und er arbeiten beide bei der Telekom, ihre beiden Kinder gehen in die Ennertschule.

Quasi also alles um die Ecke und trotzdem nicht paradiesisch. Manchen Autofahrern sei das vorgeschriebene Tempo 30 herzlich egal. "Wir haben alles versucht, Pylonen aufgestellt, Räder am Straßenrand abgestellt, aber inzwischen haben wir resigniert", so Günter. Die einzelne begrünte Verkehrsinsel schräg gegenüber werde von der Stadt zwar regelmäßig gepflegt, bringe aber herzlich wenig.

"Hier zu wohnen hat aber auch viele Vorteile, wir haben Bekannte in allen drei Wohnabschnitten, die Männer spielen bei den Ghetto-Kickern Fußball, die Frauen haben ihren eigenen Stammtisch im Tennis-Clubheim", erzählt Günter. Und die Kinder nachmittags immer jemanden zum Spielen.

Es regnet, und als Ausweichmöglichkeit stehen an der Königswinterer Straße eine Volksbank, ein Bäcker, ein Lebensmittelgeschäft und eine Sonnenbank bereit. Dass im Neubaugebiet normalerweise die echte Sonne regiert, zeigen die vielen Kollektoren auf den Dächern. Heute allerdings haben sie nichts zu tun.

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