Ausstellung "Zeitspuren" Zehn Schwarzrheindorfer Künstlerinnen machen Verführungsversuche

SCHWARZRHEINDORF · Der Fußboden des Ateliers "Die Kunststation" ist vollständig bedeckt mit einer vollbeklecksten Plastikplane, die den Eindruck erweckt, man betrete ein frisch gestrichenes Wohnzimmer. Die Atmosphäre täuscht nicht.

 Die Künstlerinnen Elisabeth Wilhelm, Carmen Griehl-Groß, Helga Kaes, Monika Oehlrich, Leyla Turkay, Irene Gravender und Christiane Brinkmann (von links) inmitten ihrer Werke.

Die Künstlerinnen Elisabeth Wilhelm, Carmen Griehl-Groß, Helga Kaes, Monika Oehlrich, Leyla Turkay, Irene Gravender und Christiane Brinkmann (von links) inmitten ihrer Werke.

Foto: Max Malsch

"Wir haben alle einen Schlüssel und könnten theoretisch auch nachts um drei reinkommen, um zu malen", sagt Elisabeth Wilhelm. Am Wochenende eröffnete sie mit sechs weiteren Künstlerinnen die Ausstellung "Zeitspuren".

Was die Zeit in der Natur bewirkt, hat Leyla Turkay auf Fotografien festgehalten. "Im Wald entdeckt man Aufblühendes, Verblühendes, trockenes Laub und frische Blätter", erklärt sie. "Ein Nebeneinander der Vergänglichkeit." Vertrocknetes hat sie in Sepia aufgenommen, Frisches mit kräftigen Farben hervorgehoben. "Damit versuche ich, den Betrachter zu verführen." Normalerweise malt Turkay abstrakt, die Ausstellung nahm sie als Anlass für einen Ausflug in die Fotografie. Eine silberne Schneckenspur zieht sich über die Ringe eines Baumstumpfs. "Beim Überqueren hat sie gleich mehrere Jahrzehnte zurückgelegt", lacht sie.

"Hier zum Beispiel habe ich einen Ausflug in die Graffiti-Kunst gemacht", sagt Monika Oehlrich. Sie wohne in der Altstadt, da gebe es ausreichend Inspiration. "Ich habe schnell gemerkt, dass das leicht schief geht, aber bei dem hier ging es noch." Graffiti-Ergebnisse, die ihr nicht gefielen, "habe ich in Stücke gerissen und für eine andere Collage verwendet."

Ihre Bilder beschäftigen sich nicht mit Zeitspuren - sie sind es. Sechs Jahre alt ist das älteste, über die Zeit hinweg habe sie sich vieler verschiedener Techniken bedient und immer mal wieder Neues ausprobiert. "So läuft das in der Malerei", findet sie. Irene Gravender ist Buchillustratorin "und das ist auch der Grund, warum mir Zeichnen wichtiger ist als Malerei." Bei den Zeichnungen dreier Steinhöhlen, hat sie komplett auf Farbe verzichtet, "um ungestört Form zeigen zu können." Gearbeitet habe sie mit Grafitpulver und Spiritus. "Auch Steinlandschaften verändern sich, beispielsweise durch unterschiedliches Licht, von dunkel zu hell." In der Kunststation, in der auch gelehrt wird, leitet Gravender Mal-, Zeichen- und Mappenkurse und ist Dozentin für Aktzeichnen.

"Ich hätte auch einen verrotteten oder angebissenen Apfel malen können, aber beim Zeichnen bin ich mehr die Ästhetin", lacht Carmen Griehl-Groß vor dem Stillleben der makellosen Frucht. Kunst kann eben auch bewahren vor den Spuren der Zeit.

Info

Die Ausstellung "Zeitspuren" ist noch bis zum 18. Mai täglich von 16 bis 19 Uhr geöffnet.

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