Historische Führung Zeugnisse der bewegten Oberkasseler Reformationsgeschichte

OBERKASSEL · Inken Kuster führte durch die bewegte Reformationsgeschichte Oberkassels. Wichtige Stationen waren natürlich die beiden evangelischen Gotteshäuser des Ortsteils.

Die alte evangelische Kirche in Oberkassel stand im übertragenen und wahren Wortsinn über die Zeiten hinweg immer mal wieder jemandem im Weg.

Foto: Leif Kubik

„Da hat man das Rad aber wieder kräftig zurückgedreht“, kommentierte eine Teilnehmerin Inken Kusters Hinweis, dass in der Kirche Sankt Cäcilia in Oberkassel bereits beim Ostergottesdienst 1537 allen Gläubigen der Wein zugestanden worden sei. Zwanzig Jahre nachdem Martin Luther seine Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt hatte, sei nämlich wie vielerorts auch im Rheinland der Gottesdienst oftmals in reformierter Form gefeiert worden, hatte die Stadtführerin kurz zuvor erklärt.

Im Auftrag der evangelischen Kirche führte Kusters am Sonntagnachmittag eine Gruppe von neun Interessierten durch Oberkassel um ihnen die protestantische Tradition des Stadtteils nahezubringen. Dass bei der Eucharistie nicht nur der Priester, sondern die gesamte Gemeinde das Blut Christi in Form des Rebensaftes zu sich nehmen solle, war eine der zentralen Forderungen des Reformators.

Ungewöhnlicher Beginn der Führung

Dass die Führung ausgerechnet vor der katholischen Kirche Sankt Cäcilia ihren Anfang nahm, hatte die meisten Besucher zunächst etwas irritiert: „Das hat aber einen guten Grund, denn hier ist die Keimzelle der Oberkasseler Reformation“, so die pensionierte Deutsch- und Kunstlehrerin, die seit acht Jahren historische Stadtführungen anbietet.

Die reformierte Gemeinde habe nämlich bis zum Bau der Alten Evangelischen Kirche im Jahr 1683 Sankt Cäcilia mitgenutzt: „Man war allerdings nicht tolerant, man hat sich ertragen“, so Kuster. Eine Besonderheit des Dorfes Oberkassel bestand zu jener Zeit nämlich darin, dass das in seinen Ursprüngen auf das Mittelalter zurückgehende Gotteshaus, zwar im weltlichen Herrschaftsbereich des Herzogtums Berg lag, aber dem Stift Vilich zugehörig war, der wiederum dem Erzbischof von Köln unterstand: „Es ging hin und her“, erläuterte Kuster ihren interessierten Zuhörern die bewegte Geschichte der beiden Konfessionen vor Ort.

Moosbedeckte Relikte des alten Friedhofs

Diese Grabsteine erinnern an protestantische Christen“, erklärt die Hobby-Historikerin ihren Zuhörern und zeigt auf die im Schatten liegenden moosbedeckten Relikte des alten Friedhofs von Sankt Cäcilia. Die Kreuzform hätten die Reformierten Christen abgelehnt und stattdessen Bibelsprüche in die Steine meißeln lassen.

Im weiteren Verlauf führte Kuster ihr Grüppchen dann selbstverständlich auch zu den beiden evangelischen Gotteshäusern des Ortsteils und wusste auch über die bekannten protestantischen Bürger des Ortes wie Gottfried Kinkel viel zu erzählen. So bunt wie die dargestellte Geschichte, waren auch die Interessen der Teilnehmer an Kusters Exkursion: Hannah Bickerich erwartet in den kommenden Wochen Besuch von Dresdner Chorfreunden und wollte sich mit der Führung ein wenig vorbereiten. Man werde ja nicht nur zusammen musizieren, sondern sich auch die Umgebung ansehen. „Da wollte ich zuvor gern noch etwas lernen“, erläuterte sie schmunzelnd.

Friedrich König hingegen ist selber bis 1969 im Ort zur Schule gegangen: Nach Jahren der Abwesenheit wohnt er aber nun wieder in der Region und nutzte die Gelegenheit sich gemeinsam mit seiner Frau verloren gegangenes Wissen wieder zu erarbeiten.