Rückblick Zwei Hochwasser in nur 13 Monaten

BEUEL · Im Januar 1995 herrschen Verzweiflung, Wut und Trauer in weiten Teilen Beuels. Die Menschen auf der Schäl Sick haben gerade das Weihnachtshochwasser 1993 einigermaßen verkraftet, als der Rhein schon wieder bedrohlich ansteigt.

 Helfer der Freiwilligen Feuerwehr Beuel und des Technischen Hilfswerks evakuierten alte und kranke Menschen, brachten Berufstätige und Schulkinder per Boot bis ins Trockene. Die Hilfskräfte waren sowohl im Dezember 1993 als auch im Januar 1995 über Wochen im Einsatz.

Helfer der Freiwilligen Feuerwehr Beuel und des Technischen Hilfswerks evakuierten alte und kranke Menschen, brachten Berufstätige und Schulkinder per Boot bis ins Trockene. Die Hilfskräfte waren sowohl im Dezember 1993 als auch im Januar 1995 über Wochen im Einsatz.

Foto: Max Malsch

Nur 13 Monate nach dem Rekordpegelstand von 10,13 Metern rechnen nur die Pessimisten unter ihnen mit einem ähnlich folgenschweren Hochwasser.

Am 30. Januar herrscht die Gewissheit: Alle Reparaturen und Reinigungen an den Häusern in Rheinnähe waren vergeblich. Die Fluten stehen nach dem Bonner Pegel 10,08 Meter hoch. Die nächste Katastrophe bahnt sich den Weg. Hausbewohner räumen erneut Hab und Gut raus, Senioren und Kinder werden evakuiert.

Auch wenn es keine 100-prozentige Sicherheit vor Hochwasser gibt, so hat die Stadt Bonn mit finanzieller Hilfe des Landes NRW in den vergangenen 20 Jahren dennoch mehr als 18 Millionen Euro in den Hochwasserschutz in Beuel investiert. Heute ist der rechtsrheinische Stadtbezirk bis zu 9,50 Metern Bonner Pegel geschützt, der Rheindeich nördlich der Kennedybrücke bietet gar einen Schutz von bis zu 11,18 Metern. Es fehlt nur noch die Umsetzung des letzten Projekt des Hochwasserschutz-Masterplans: der Bau der zweiten Deichverteidigungslinie von der Kennedybrücke bis zur Josefskirche. Aber mit dieser Idee können sich zahlreiche Anlieger nicht anfreunden.

Die Hochwasserschutz-Chronologie: Nachdem bereits 1992/93 der Siegdeich vollständig erneuert worden ist, wurde bis 1999 von der Wolfsgasse bis zur Marienstraße ein dem Hauptdeich vorgelagerter Hochwasserschutz in fünf Bauabschnitten erstellt. Kostenpunkt: 5,4 Millionen Euro (gefördert mit Landesmitteln). Zwischen 2005 und 2011 ließ die Stadt Bonn die vorgelagerte Schutzanlage von der Marienstraße bis zur Ernst-Moritz-Arndt-Straße rheinaufwärts erweitern.

Gleichzeitig wurde die Rheinpromenade neu gestaltet. Investitionssumme: 6,34 Millionen Euro. Die Arbeiten, auch hier unterteilt in fünf Bauabschnitte, dauerten insgesamt fünfeinhalb Jahre. Die Mauer schützt die Anwohner bis zu einem Rheinpegel von 9,50 Metern, dennoch ist der gesamte Uferbereich barrierefrei zugänglich. Sitzbänke laden zum Verweilen ein, und zwei attraktive Flächen stehen für Veranstaltungen zur Verfügung. Übrigens: Auf dem Platz in Höhe der Ernst-Moritz-Arndt-Straße steht ein Brunnen in Form einer fünfteiligen Stele. Die fünf Stelen symbolisieren die Bauabschnitte des Hochwasserschutzes.

Anfang 2010 begannen die Arbeiten für die Erneuerung, Verstärkung und Erhöhung des Rheindeichs zwischen Kaiser-Konrad-Straße und Nordbrücke auf einer Länge von 2,4 Kilometern. Hier wurden 6,3 Millionen Euro investiert. Das Bollwerk ist mit einer vier bis zehn Meter breiten Deichkrone ausgestattet und bietet Schutz vor Hochwasser bis 11,18 Metern. Während der Arbeiten wurden mehr als 100 000 Kubikmeter Erde bewegt. Das entspricht circa 10.000 Lkw-Ladungen. Das Besondere: Im Bereich Vilicher Bach bis Kaiser-Konrad-Straße sorgen Stahlbohlen für die Standsicherheit. 900 Tonnen Stahl wurden dazu ins Erdreich gerammt.

Hochwasserschutz in Mehlem und Graurheindorf

Graurheindorf: Nach Auskunft der Stadt Bonn wird der Hochwasserschutz in naher Zukunft verbessert, die Planungen sind im Gange. Bislang ist die Umsetzung an den Kosten gescheitert.

Mehlem: Laut Stadt Bonn werden die geplanten baulichen Maßnahmen fortgesetzt. Neben den bereits abgeschlossenen Maßnahmen werden Arbeiten zur Verbesserungen der hydraulischen Leistungsfähigkeit im kommenden Februar beginnen. Mittelfristig ist ein Entlastungskanal für den Mehlemer Bach vorgesehen, die Bauarbeiten hierfür sollen noch 2015 starten.

Die höchsten Wasserstände von 1900 bis heute: 10,13 Meter (1993), 10,10 Meter (1926), 10,08 Meter (1995) und 9,98 Meter (1920). Wichtige Informationen zum Thema Rheinhochwasser und Hochwasserschutz hält die Bundesstadt in ihrem Internetauftritt

unter www.bonn.de/@hochwasser bereit.

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