"Romeo und Julia" im Brückenforum Zwei Julias für einen Romeo

BONN · Dieser Romeo darf zwei Julias küssen: Weil sein Spielkollege erkrankte und für eine Vorstellung ausfiel, stand Moritz Hoffmann gleich zweimal als Romeo auf der Bühne. Im Brückenforum spielte das Söderblom-Gymnasium aus Espelkamp am Wochenende eine zweistündige Rockoper-Version von Shakespeares Klassiker.

 Romeo (Moritz Hoffmann) nimmt an Julias Grab (Mirjam Sophie Kleimann) das Gift ein.

Romeo (Moritz Hoffmann) nimmt an Julias Grab (Mirjam Sophie Kleimann) das Gift ein.

Foto: Ottersbach

Während die Abiturienten den übersetzten Text von Thomas Brasch vorsangen und rappten, spielte ein Orchester die Eigenkompositionen vom Bonner Gastronom und Musiker Giorgio Siantis live.

Durch ihn kamen die Niedersachsen überhaupt in die Bundesstadt. Nachdem schon im Januar die Premiere und mehrere Aufführungen waren, sollte es zum Abschluss ein Dankeschön-Heimspiel für Siantis geben. "Er besuchte uns bei den Proben und half uns immer wieder", sagt Regisseurin Bärbel Brandt.

Die Deutschlehrerin stieß im Internet auf seine Interpretation des Stücks, als sie auf der Suche nach einem Theater für den Literaturkurs war. Es musste etwas Besonderes sein, schließlich wurde es zum 60. Jubiläum der Schule aufgeführt. Die Liebesgeschichte von Romeo und Julia sei zwar alt, aber immer noch aktuell, vor allem für Jugendliche. "Der Prolog fesselte mich direkt, auch seine Kürzungen gefielen mir", so Brandt. Trotz des Doppeljahrgangs konnte sie alle Schüler unterbringen: ob als Kostümnäherinnen, Bühnenbauer oder Management. Aus 70 Schülern und Ehemaligen besteht das Ensemble samt Orchester.

Das Werk schrieb Siantis bereits 1999, etwa anderthalb Jahre dauerte die komplette Komposition. Seit Sommer 2011 arbeitete er mit dem Theaterkurs der Oberstufe zusammen. "Das war schon eine Belastung, vor allem während des Abistresses", sagt Moritz Hoffmann. Denn aus den üblichen drei Unterrichtsstunden, die für den Kurs eigentlich angesetzt waren, wurden nach und nach zehn pro Woche. Das schlug sich in seinen Noten wieder, in Mathe ging es richtig bergab. "Aber es hat noch gepasst", erzählt der 19-Jährige.

Dass er beide Vorführungen in Bonn spielen musste, gefiel im gar nicht. Als die Gruppe am Freitag ankam, hatte sich die Stimme von "Romeo" Pascal Matuszczak bereits verabschiedet. Zusätzlich zur Generalprobe wurden am Samstag dann im Eildurchgang die Passagen von Romeo und Julia doppelt gespielt. "Es ist ganz anders, mit einem anderen Romeo zusammenzuspielen", sagt "Julia" Mirjam Sophie Kleimann. Matuszczak stand am Abend trotzdem auf der Bühne. Weil ein Statist krankheitsbedingt ausfiel, sprang er schnell ein.

Obwohl viele Schauspieler von der Grippewelle gepackt wurden, ging es Samstag noch zur After-Show-Party. Dazu hatte Siantis in sein Restaurant an der Endenicher Straße eingeladen. So kurz die Nacht auch war, auch die zweite Vorstellung brachten die Söderblomer genau so gekonnt aufs Parkett, wie die erste. Das Publikum dankte mit langem Beifall.

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